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Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Titel: Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)
Autoren: Fabian Kaiser
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Ereignisse seiner frühen Kindheit. Er sah dies alles nicht aus den Augen eines kleinen Kindes, sondern er erblickte sich selbst als Säugling, als Kleinkind und als Kind. Er betrachtete sich von außen. Es war, als würde er dies alles aus Galenis magischer Hand lesen, fühlen und riechen. Er roch den ersten Zitronenkuchen, den ihm Mathilde gebacken hatte. Er roch die wunderschöne Frische des ersten Morgens nach harter Stallarbeit. Er fühlte die Gewalt der vielen Stürme, die er erlebt hatte und wurde durch den Strom der Gedanken getragen, die ihm offenbart wurden. Die Reise durch seine Erinnerungen ging weiter. Er sah, wie er sich den Fuß brach, als er damals aus dem Fenster des elterlichen Schlafzimmers fiel. Zu dieser Zeit war er gerade drei Jahre alt. Plötzlich zischte es in seinem Kopf, seine Gedanken überschlugen sich. Er wusste nicht, was mit ihm geschah, aber er strengte sich nach Kräften an, seine Gedanken vor Galenis zu verstecken. Doch so sehr er sich auch sträubte, der Zauberer saugte die Erinnerungen förmlich aus seinem Kopf. Es war, als sei er in einer anderen Welt gefangen. Eine Welt, die sich zwischen dem Hier und Jetzt, und dem, was davor war, verbarg. Er trieb in einer Unendlichkeit, in einem magischen Nichts. Er sah seine Erinnerungen, erlebte sie erneut. Doch er war nicht anwesend, er spürte nicht den Boden auf dem er stand. Er roch die Gerüche dieser Zeit, doch er atmete nicht dieselbe Luft. Plötzlich bemerkte er, dass er gar nicht mehr atmete. Bei diesen Gedanken bekam er Panik, schlug wild um sich. Plötzlich sah er eine schemenhafte Gestalt vor sich. Er biss mit aller Kraft zu.
     

     
    Er vernahm einen Schrei. Auf einmal sah er wieder Galenis vor sich. Dieser schnaubte, schüttelte seine Hand. Parus war wieder im Hier und Jetzt angelangt und hatte Galenis kräftig in die Hand gebissen.
     
    „Bist du verrückt geworden, Bursche?“
     
    „Es tut mir leid, Herr…“
     
      „Herr? Hast du nun eingesehen, dass ich kein Scharlatan bin?“
     
    Parus atmete schwer aus, fasste seinen Kopf mit beiden Händen.
     
    „Natürlich sind Sie das nicht. Sie wissen ja gar nicht, was ich erlebt habe. Ich habe in die tiefsten Abgründe meiner Seele geschaut. Und das alles nur, weil sie mir ihre Hand aufgelegt haben. Es war… verrückt.“
     
    „Es war nur einfacher magischer Trick und nicht allein mein Verdienst. Dein Unterbewusstsein hat zu dir gesprochen. Ich war nur der Auslöser. Du hast deine Erinnerungen wachgerufen, so intensiv wie sonst wohl kaum. Ich hab dich dazu gezwungen. Interessant, oder?“
     
    Nach einem kurzen Zögern fügte er hinzu:
     
    „Leider befürchte ich, dass deine Erinnerungen nicht weit genug zurückreichen, um das zu sehen, weswegen ich mich für dich interessiere. Dafür werden andere Mittel nötig sein.“
     
    „Was wolltet Ihr sehen, Zauberer?“
     
    Parus war stark eingeschüchtert. Sein Herz schien sich mit seinem Magen zu prügeln.
     
    „Ich würde gerne erfahren, wie du in den Wald der Geister gekommen bist. Wie du es geschafft hast, der Macht der Waldgeister zu widerstehen.“
     
    „Waldgeister? Was sind Waldgeister? Und wo…“
     
    Er zögerte, verzog das Gesicht zu einer gequälten Grimasse.
     
    „Wo hast du mich damals gefunden?“
     
    Die Worte schmerzten ihn, denn er hatte damit öffentlich eingesehen, dass der Zauberer Recht haben könnte. Galenis senkte seine Stimme.
     
    „Ich fand dich an einem geheimen Ort, tief im Wald der Geister. Es war der Tausendste Tanz, ein besonderes Ereignis für unsere Welt. Es war auch der erste, den ich miterlebte, auch wenn ich in der Erde nichts sehen konnte. Ich habe sehr feine Sinne und es war… überwältigend. Doch ein Aspekt war anders, als in den Mythen und Legenden beschrieben wird.“
     
    „Und… Was war das?“
     
    Der Alte lachte kurz auf.
     
    „Du warst da, Junge. Das war anders.“
     
      „Ich war anwesend? Aber warum? Was hat das alles mit mir zu tun?“
     
    Parus fühlte zum ersten Mal in diesem Gespräch etwas, das man als Furcht bezeichnen konnte. Nicht die Angst vor einem großen Tier, sondern die eines kleinen Entleins, dass auf dem See verloren gegangen war. Er fühlte sich einer großen Sache, die er nicht verstand, ausgeliefert.
     
    „Wenn ich nur wüsste, was du damit zu tun hast. Es ergibt keinen Sinn. Deshalb ist das Ganze auch so interessant für mich. Und es geht dabei ja nicht nur darum. Wenn ich mit meinen Vermutungen recht habe, betrifft das unsere
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