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Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Titel: Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)
Autoren: Fabian Kaiser
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irgendwelche Tagträumereien. Und erst recht kein Nordmenschenweib!“
     
    Doch seine Stimme klang nicht mehr so überzeugt wie zuvor. Er spürte etwas in sich aufkeimen, alte Wünsche, die er schon lange verloren hatte. Er erinnerte sich, wie es damals war, als er losziehen wollte und ihn sein Vater zwang, auf dem Hof zu bleiben. Da wurde Norath klar, dass er vom Tag seiner Geburt bis jetzt nur den Hof und die näheren Dörfer gesehen hatte. Und dass dies wahrscheinlich bis zu seinem Tode so bleiben würde. Ein unbestimmtes Gefühl des Verlustes drang ihm in die Kehle.
     
    „Ich kann dich verstehen, Sohn. Aber willst du wirklich gehen? Wir werden dich furchtbar vermissen. Und es wird hart sein, ohne dich durch den Winter zu kommen. Doch wenn es dein Herzenswunsch ist, so sollst du meinen Segen haben. Wenn der fahrende Händler das nächste Mal bei uns vorstellig wird, frage ich ihn, ob er dich als Hilfsburschen mitnehmen möchte. Dann siehst du etwas von der Welt und kannst noch ein wenig Geld dazu verdienen. Und vielleicht lernst du dabei etwas, was dir später als Bauer von Nutzen sein wird.“
     
    Mit dem Anflug eines Lächelns fügte er hinzu:
     
    „Und vielleicht begegnet dir das eine oder andere ansehnliche Weib.“
     
    Parus Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen.
     
    „Das reicht mir. Das reicht mir vollkommen. Danke, Vater!“
     
      Mathilde nickte ihm zu, den Tränen nahe, aber gerührt über das Glück ihres Sohnes. Parus stand auf, nahm beide in seine Arme und drückte sie fest. Er wollte gerade noch etwas Abschließendes sagen, da klopfte es plötzlich gegen die Tür.
     
    Parus befreite sich aus der Umarmung seiner Eltern und ging hinaus auf den Flur, dessen morsche Holzdielen bei jedem seiner Schritte knackten. Abgesehen von seinen Eltern würde er das verwitterte, alte Holz des Hofs am meisten vermissen. In Gedanken versunken nahm Parus die rostige Eisenklinke in die Hand und öffnete die Tür.
     
    Er sah sich einen unbekannten Gesicht gegenüber. Tiefe Furchen in der Haut, ein etwas längerer Kinnbart, gütige schlangengrüne Augen und ein langer, dunkler Mantel, der an dutzenden Stellen mit allerlei Stoff geflickt war. Parus wusste nicht, dass er diesen Mann schon einmal gesehen hatte. Der alte Mann lächelte fordernd, reichte ihm die Hand.
     
    „Ich bin Galenis. Es ist Zeit, mein Freund.“
     

    Er sprach mit rauer, aber gleichmäßiger Stimme. Parus sah ihn verwundert an.
     
    „Ich kenne Sie nicht. Und nehmen Sie mir das nicht übel, aber ich glaube nicht, dass wir Freunde sind. Wollen Sie mit dem Hausherrn sprechen?“
     
    „Nein. Wenn ich den Hausherrn hätte sprechen wollen, hätte ich nach ihm verlangt.“
     
    „Und was wollen Sie nun von mir?“
     
    Galenis hob mit verschwörerischem Blick den Zeigefinger.
     
      „Das wirst du früh genug erfahren.“
     
    Aus der Küche rief Mathilde:
     
    „Parus, schick den Landstreicher weg.“
     
    Galenis Gesicht wechselte von einem freundlichen Ausdruck zu einem gespielter Empörung. Parus beachtete das veränderte Minenspiel kaum. Er rief seiner Mutter zu:
     
    „Es ist nur ein alter Mann, der mit mir sprechen will!“
     
    „Sehr charmant.“
     
    Parus warf ihm einen kurzen, schuldbewussten Blick zu. Er war nicht eben gut im Umgang mit Menschen. Der Alte deute ihm mit der Hand an, ihm auf den Hof zu folgen. Parus tat wie ihm geheißen. Er musterte den alten Mann dabei argwöhnisch. Er hatte das unterschwellige Gefühl, ihn schon einmal gesehen zu haben. Galenis sprach vor sich hin, ohne ihn direkt anzusehen.
     
    „Nun, du hast dich wirklich gut entwickelt. Ein starker Mann bist du geworden. Du musst wissen, ich habe dich im Auge behalten. Wie ich es dir damals gesagt habe.“
     
    Parus blieb stehen.
     
    „Wer sind sie überhaupt?“
     
    „Ich bin Galenis, ein wissenssuchender Reisender – Mitglied im Orden der arkanen Künste. Und ich bin gekommen, um dir etwas mitzuteilen.“
     
    „Und was wäre das?“
     
    Parus versuchte, so unbeeindruckt wie möglich zu wirken.
     
    „Ich bin gekommen um dir zu sagen, dass ich eine große Zukunft in dir sehe. Nicht so sehr in deinen Fähigkeiten, über die ich nichts weiß. Immerhin hast du bisher nur Felder umgegraben und Kühen beim Kalben geholfen. Nein, es hat mehr etwas mit deiner Herkunft zutun.“
     
    „Meine Herkunft? Ich wüsste nicht, was euch die anginge, alter Mann. Oder was an ihr besonders wäre. Ich bin ein einfacher Bauerssohn.“
     
    „Es wäre
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