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Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Titel: Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)
Autoren: Fabian Kaiser
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seine Frau das Kind nun hatte. Es schien zu zerbrechlich für ihn zu sein. Er ging ein paar Schritte auf den Hof hinaus und sah sich um. Er konnte niemanden entdecken.
     
    „Welcher Mensch bringt es über sein Herz, ein so hilfloses Geschöpf einfach auszusetzen? Sieh es dir an, Norath. Es ist doch wunderschön, ohne Makel. Warum…“
     
    Der Bauer zuckte mit den Schultern.
     
    „Wahrscheinlich Gesindel aus der Stadt. Landstreicher, Huren…“
     
      Mathilde schaukelte das Kind in ihren Armen, küsste es auf die Stirn.
     
    „Wir werden uns gut um es kümmern. Ab sofort…“
     
    Sie hob die Decke ein wenig an und sah darunter.
     
    „Ab sofort ist er unser Sohn.“
     
    Vor Ergriffenheit begann sie erneut zu schluchzen.
     
    Norath nickte sanft und antwortete:
     
    „Dann werden wir ihm Eltern sein. Anständige Eltern.“
     
    Mathilda presste ihren Sohn an sich und ging hinein ins Haus, um ein wärmendes Feuer zu entzünden. Norath nahm seinen Eimer und ging hinüber in den Stall. Erst als er sich allein fühlte, umringt nur von Kühen und Schafen, lachte er laut auf und richtete ein Gebet an die gnädigen Götter.
     

     
    In der Ferne saß Galenis auf einem Baum, ein eigentümliches Linsenrohr an sein Auge gepresst.
     
    „Es sind arme Bauersleute, aber ich will verdammt sein, wenn das gerade keine Freude war.“
     
    Er nahm das Rohr herunter, schob es in das Innenfutter seines Mantels und hangelte sich von seinem Ausguck herunter.
     
    „Und ich weiß, wo du dich herumtreibst, Bursche, wenn das Schicksal noch etwas mit dir vorhat. Dann werde ich da sein.“
     
    Bei diesen Worten klatschte der Zauberkundige seine Hände zusammen und war im selben Augenblick verschwunden. Auf dem Hof begann die erste gemeinsame Mahlzeit.
     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     
    Erstes Kapitel: Schicksalsschläge  
     

     

     
    Seit dem Tag des letzten Tanzes waren neunzehn Jahre ins Land gezogen. Das kleine Kind hatte sich zu einem kräftigen jungen Mann entwickelt. Seine Eltern Norath und Mathilde hatten ihm den Namen Parus gegeben, den Namen seines Großvaters. Er hatte langes, schwarzes Haar, war von mittlerer Größe und immer sehr fleißig auf dem Hof. Seine Eltern schätzten seine Arbeit, die er stets mit größter Sorgfalt verrichtete. Der Bauer wurde langsam alt und der starke Arm seines Ziehsohns wurde ihm unersetzlich, wenn es galt das Feld zu bestellen oder Holz zu schlagen. Doch nicht nur seine Arbeitskraft war auf dem Hof geschätzt. Das Paar liebte Parus wie ihren eigenen Sohn, hatten ihm nie von seiner schleierhaften Herkunft erzählt. Es war ein ruhiges, einsames Leben, aber es fehlte Parus an nichts. Er hatte genug zu essen und einen warmen Platz zum Schlafen.
     
    Alles wäre an sich schön und in bester Ordnung gewesen, hätte das Schicksal nicht eine besondere Verwendung für ihn gehabt.
     

     
    Es war ein gewöhnlicher Tag auf dem Hof der Familie. Parus war gerade auf dem Weg zum Stall. Er sollte Milch für das Frühstück holen, während seine Mutter Teig aufbuk. Auf dem Weg zu den Ställen genoss er die frische Luft, die ihm um die Nase wehte, und die Frühlingssonne im Nacken. Parus streckte sich, gähnte und erkannte durch seine verschlafenen Augen das große Scheunentor. Er schob die beiden schweren Eisenriegel zur Seite und öffnete es. Aus dem Inneren kam ein Schwall aus Gackern, Wiehern, Grunzen, Schreien und Krächzen, sodass sich Parus an die verschlafene Stirn fasste. Seit er als helfende Hand auf dem elterlichen Hof mit anpacken konnte, war es Norath möglich gewesen, deutlich mehr Tiere zu erwerben. Mittlerweile hatten sie einen anständigen Bestand.
     
    „Seid still, ihr räudiges Pack!“
     
      Das Vieh ließ sich dadurch nicht beirren und lärmte fröhlich weiter. Etwas schlaftrunken torkelte Parus in Richtung der Rinder. Er ging vorbei an Enten, Schweinen, Hühnern und schließlich auch den Pferden. Der kräftige Gestank des schon seit längerem nicht mehr ausgenisteten Stalls stieg ihm in die Nase und riss ihn endgültig aus seiner Verschlafenheit. Sanft streichelte er einem der Pferde im Vorbeigehen das Maul. Parus Familie hatte drei Pferde, die vor allem für den Pflug auf den Feldern benötigt wurden. Eine Zeit lang hatte Norath mit der Pferdezucht experimentiert, aber die Gäule waren im Grunde nicht edel genug und es gab zu wenige Abnehmer in diesem Teil der Welt.
     
    Parus hielt kurz bei den Pferden an und gab ihnen etwas
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