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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht
Autoren: Marah Woolf
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musst keine Angst haben.“
Doch ich hatte Angst, furchtbare Angst. Noch immer hatte er mich nicht berührt, mir nicht einmal in die Augen gesehen. Ich traute mich nicht, ihn darauf anzusprechen, nicht vor Raven und Peter.
„Wir fahren bei Sonnenaufgang los. Ich hole dich ab.“
Damit verließ er mit Peter das Zimmer.
Ich blickte zu Raven. Sie sah wieder auf den Hof hinunter. Schweigend trat ich neben sie. Mittlerweile hatten sich dort unten mehrere Grüppchen gebildet, die aufgeregt miteinander sprachen.
„Werden sie ihn suchen?“, fragte ich leise.
„Ich weiß nicht.“ Raven seufzte. „Ich befürchte, dass es für solch einen Fall keinerlei Regeln gibt. Es ist schlicht und ergreifend nie vorgekommen, dass jemand einem Beschluss des Rates nicht folgt.“
„Geh zurück ins Bett“, forderte sie mich dann auf. „Ich passe auf.“
Doch an Schlaf war nicht mehr zu denken.
„Darf ich dich etwas fragen?“, wandte ich mich an Raven, die sich neben mir im Bett ausgestreckt hatte.
Sie nickte.
„Sind die Regeln bei allen Völkern gleich? Dürft auch ihr euch nicht mit einem Menschen verbinden?“
„Diese Regel gilt für uns alle. Doch innerhalb der Völker ist die Frage der Partnerwahl sehr unterschiedlich. Wir Elfen wählen gar keine festen Partner. So eine lebenslange Verbindung wie bei den Shellycoats ist für uns undenkbar. Es ist für uns schwer vorstellbar, wie so etwas funktionieren kann. Doch die Shellycoats sind neben den Feen das Volk, das sich am meisten von der Welt abschottet.“
Fragend sah ich sie an.
„Sieh mal“, begann sie zu erklären, „da ist schon ihr Lebensraum. Wir Elfen, die Vampire und selbst die Werwölfe können unter Berücksichtigung von Regeln unter den Menschen leben. Die meisten tun das auch. Clanstrukturen wie bei den Shellycoats gibt es bei diesen Völkern nicht. Es sind eher Familien, die zusammenleben. Damit haben wir uns weiterentwickelt und Verhaltensweisen und auch Lebensweisen der Menschen angenommen. Aber die Völker, die im Verborgenen und ohne Kontakt zu den Menschen leben, haben ihre Regeln und Traditionen oft nicht verändert. Es gibt viele Shellycoats, die dafür plädieren, alle jungen Männer und Frauen einige Zeit unter den Menschen leben zu lassen. Aber ihr Rat, der natürlich hauptsächlich aus alten Männern besteht, lehnt das ab. Ich verstehe das nicht, die Welt verändert sich, und wir sollten das auch tun. Aber die Ratsschlüsse sind bindend und normalerweise unterwirft sich jeder diesen Regeln.“
„Bis einer kommt, der das nicht tut“, erwiderte ich lakonisch.
„Ich kann mir nicht vorstellen, was das für die Zukunft bedeutet“, sagte Raven mehr zu sich selbst als zu mir. „Trotz unserer unterschiedlichen Lebensweisen waren wir in den Hauptpunkten immer einig.“
„Meinst du, Peter hat die Prüfung bestanden?“, fragte ich.
„Wir werden ihn morgen früh fragen müssen. Normalerweise dauert die Prüfung die ganze Nacht. Ich fürchte, der Rat wurde unterbrochen. Noch etwas, was noch nie passiert ist.“
Sie löschte das Licht ihrer Nachttischlampe.
„Schlaf ein bisschen, Emma“, forderte sie mich auf.
Ich verstand, dass sie mit ihren Gedanken allein sein wollte.
Ich drehte mich auf die Seite und starrte in die Dunkelheit. Ich hatte mir Entscheidungen erhofft und jetzt war immer noch alles offen. Calum würde zu seinem Volk zurückkehren. Er würde sich nicht gegen den Ratsschluss stellen. Diese Möglichkeit war undenkbar. Wie viel Zeit uns wohl blieb?
Tränen rannen lautlos aus meinen Augen. Falls Raven meine  Verzweiflung spürte, unternahm sie nichts dagegen.
„Raven? Schläfst du?“
„Wir schlafen nicht, unsere Gedanken entfernen sich in eine andere Sphäre, dort sammelt unser Geist Kraft. Unser Körper benötigt keine Ruhe“, erwiderte sie, als wäre das das Normalste der Welt.
„Ich hatte den Eindruck, dass Myron bei dem Urteil über Ares getrickst hat.“
Ich drehte mich zu ihr um.
Raven nickte.
„Die Vampire stehen euch Menschen am nächsten. Sie sind das älteste und weiseste Volk unter uns. Deshalb verstehen sie die Anziehung, die du auf Calum ausübst.“
„Aber ich dachte, Vampire brauchen menschliches Blut zum Überleben“, stotterte ich.
„Da hast du recht. Aber auch Vampiren ist das Töten von Menschen verboten. Fast alle Vampire ernähren sich heutzutage von Tierblut. Nur in Ausnahmefällen trinken sie Menschenblut, und das geben die Menschen freiwillig.“
„Aber werden diese dann nicht zu Vampiren?“
„Ja,
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