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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht
Autoren: Marah Woolf
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beobachtet hatte. Dann klagte er Dr. Erickson ebenfalls an, das Geheimnis verraten zu haben.
Wie sehr er uns Menschen hasst, dachte ich, während ich seinen Anschuldigungen lauschte. Calum stand während Elins Worten mit unbewegtem Gesicht neben ihm.
„Und darum fordere ich den Rat auf, Calum zu bestrafen. Er hat gegen das wichtigste Gesetz unserer Völker verstoßen. Wir dürfen uns nicht nachgiebig zeigen. Die Menschen, die von unserer Existenz wissen, müssen getötet werden. So ist es seit Jahrhunderten Brauch. Sie haben keinerlei Gnade verdient.“
Schweigend hörten die Anwesenden zu. Nachdem Elin geendet hatte, ging aufgeregtes Raunen durch die Reihen. Ich saß da wie erstarrt. Einige schüttelten empört ihre Köpfe, andere musterten mich neugierig.
„Calum, was hast du zu deiner Verteidigung vorzutragen?“, forderte Myron ihn zum Sprechen auf.
Calum verbeugte sich vor den Vorsitzenden und begann zu sprechen: „Hoher Rat, geehrte Anwesenden, mir ist klar, dass ich gegen die Gesetze unserer Welt verstoßen habe.“
Rufe erklangen aus dem Publikum, doch Calum ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Die Anschuldigungen, die mein Bruder Elin vorbringt, bestehen zu Recht. Ich habe mich in eine Menschenfrau verliebt, doch ich habe mich, entgegen seinen Vorwürfen, nicht mit ihr verbunden.“
Ein Raunen ging durch den Saal.
„Weder Emma noch ich haben gegen das Gesetz, das die Vereinigung mit einem Menschen verbietet, verstoßen. Allerdings gebe ich zu, dass ich ihr von unserer Welt und unseren Geheimnissen erzählt habe.“
„Du warst in einer Vollmondnacht mit ihr schwimmen und du willst behaupten, dass sie dir widerstehen konnte?“, fauchte Elin ihn an. „Du weißt so gut wie ich, dass das unmöglich ist. Menschen sind schwach.“
„Menschen vielleicht. Aber ich, Elin, ich wusste, dass das alles ändern würde.“
Ich spürte, wie ich rot wurde bei der Erinnerung an diese Nacht. Ich traute mich nicht aufzuschauen und starrte auf meine Füße. Ares griff nach meiner Hand und hielt sie fest.
„Weshalb hast du sie dann mitgenommen?“, fragte Elin hochmütig. Er dachte nicht daran, klein beizugeben.
Calum sah ihn an und schien zu überlegen, was er antworten sollte. Auf Elins Gesicht breitete sich ein höhnisches Grinsen aus.
„Das tut hier nichts zur Sache“, sagte Calum laut in die Stille. „Ich sehe ein, dass ich bestraft werden muss. Aber Emma trifft keine Schuld. Ich bitte darum, sie gehen zu lassen.“
Elin lachte höhnisch. „So einfach geht das nicht, Calum. Hast du den Verstand verloren? Sie weiß über uns Bescheid. Sie hat den Tod verdient.“
Zustimmendes Gemurmel erklang. Ich erschrak und Calum wurde blass.
Myron klopfte mit einem kleinen Hammer auf den Tisch und bat damit um Ruhe. „Elin, über die Strafe für diese Vergehen hast du nicht zu entscheiden“, maßregelte er ihn.
Erleichtert atmete ich aus.
„Aber so ist das Gesetz“, fiel Elin ihm ins Wort. „Sie darf nicht ungestraft davonkommen. Sie ist ein Mensch.“ Er sprach dieses kleine Wort so hasserfüllt aus, dass ich erst jetzt begriff, wie sehr er uns hasste.
Ich sprang auf und ohne nachzudenken sagte ich: „Du irrst dich, Elin. Mein Vater ist ein … ein Shellycoat.“
Elin zuckte zusammen. Lärm brach los. Calum kam zu mir und stellte sich schützend neben mich. Ich biss mir auf die Lippen und sah auf den Boden. Was hatte ich jetzt bloß angerichtet?
Myron brauchte lange, um für Ruhe zu sorgen.
„Emma, weißt du, was du da behauptest? Weißt du, wer dein Vater ist?“, fragte er und sah mich mit neu erwachtem Interesse an.
Die Stille, die sich im Saal ausbreitete, wurde unerträglich.
„Das bin ich.“ Ares erhob sich und trat neben mich. Wieder brach ein Tumult los.
„Du weißt, was das bedeutet, Ares?“
Er nickte.
„Ich wusste bis vor einigen Wochen nichts von ihrer Existenz. Aber egal, wie der Rat entscheidet, ich hoffe, dass ihr Gnade walten lasst. Ich bitte darum“, sagte er mit fester Stimme.
Tränen stiegen mir in die Augen.
„Elin hat schon Emmas Mutter getötet und er hatte das Recht dazu. Sie hatte unseren Clan vor vielen Jahren in einer Vollmondnacht beobachtet“, sprach Ares weiter. „Doch es wäre nicht nötig gewesen. Emmas Mutter hat sich unserer Welt seitdem nie wieder genähert und sie hat niemandem von uns erzählt. Nicht einmal Emma wusste, dass es uns gibt.“
„Elin, stimmt es, dass du Emmas Mutter getötet hast?“, fragte Myron.
„Es ist verboten, sich mit einem Menschen zu vereinigen.
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