Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht
Autoren: Marah Woolf
Vom Netzwerk:
zitierte er kaum hörbar aus seinem geliebten Macbeth.
Direkt neben Ares stand Elin und sah mit einem bösen Grinsen zu uns hinauf.
Ares hatte uns ebenfalls erblickt und lächelte uns traurig an.
Calum ergriff meine Hand fester und zog mich die Treppe hinauf.
„Wusstest du, dass er selbst kommen würde, Calum?“, brachte ich hervor.
„Ich habe es nicht gewusst, aber befürchtet. Er zieht seine Fäden normalerweise aus dem Hintergrund. Aber hier musste er selbst kommen. Er hat mich angeklagt. Ich bringe dich jetzt in dein Zimmer. Außer mir, Peter und Dr. Erickson wirst du niemandem die Tür aufmachen. Hast du verstanden?“
„Das ist ja nicht schwer zu verstehen“, maulte ich.
„Ich werde Corin bitten, dass er Raven bei dir schlafen lässt. Ich möchte nicht, dass du nachts allein bist.“
„Moment mal“, protestierte ich da, „ich dachte, wir würden uns ein Zimmer teilen.“
Belustigt über mein in seinen Augen offensichtlich völlig abwegiges Ansinnen, schüttelte er den Kopf und zog mich in seine Arme.
„Das kannst du nicht im Ernst geglaubt haben, Emma.“
Schmollend drehte ich den Kopf weg, als er mich küssen wollte. Immer noch lächelnd schob er mich ins Zimmer und nahm mir das Versprechen ab, die Tür zu verriegeln.
Also verschloss ich die Tür und sah mich dann in dem Zimmer um. Seidentapeten spannten sich über die hohen Wände. In der Mitte stand ein weißes Himmelbett, dessen Kissen mit dunkelgrüner, glänzender Seide bezogen waren. Der Raum war erfüllt vom Duft der Blumen, die überall verteilt waren. Ich setzte mich auf das Bett und zog meine Schuhe und die Jacke aus. Neugierig ging ich auf Strümpfen zu einer Tür auf der anderen Seite. Dahinter verbarg sich ein kleines Bad. In der Mitte stand eine Badewanne auf Löwenklauen. Ich ging zum Waschbecken, um mir die Hände zu waschen. Kurz entschlossen drehte ich mich dann jedoch um und ließ mir ein Bad ein. Auf dem Fensterbrett lagen in einer Schale duftende Badekugeln in den verschiedensten Farben. Ich ließ mich in den Schaum sinken und fühlte mich wie in einem Luxushotel. Über diesen Annehmlichkeiten konnte man den Anlass unseres Aufenthaltes fast vergessen, dachte ich. Ich schloss die Augen.
Lautes Klopfen schreckte mich auf. Verwirrt sah ich mich um.
„Einen Moment“, rief ich, nachdem ich meine Gedanken sortiert hatte. Ich schlüpfte in den weißen, weichen Bademantel, der an der Tür hing, und lief, eine Spur von Wasserflecken auf dem Steinboden hinterlassend, zur Tür.
„Wer ist da?“, fragte ich vorsichtig.
„Ich bin es, Calum, mach auf.“
„Parole?“, fragte ich übermütig.
„Emma, komm schon.“
Ich schloss die Tür auf und schaute in sein sorgenvolles Gesicht.
Er musterte mich, wie ich im Bademantel und mit feuchtem Haar vor ihm stand.
„Du bist einfach unwiderstehlich.“
Er schloss mich in seine Arme, schlug gleichzeitig die Tür hinter sich zu und wühlte seine Hände in mein Haar. Seine Lippen suchten meinen Mund und sein Kuss raubte mir den Atem.
„Wir müssen zum Dinner“, erinnerte ich ihn nach einer Weile.
„Hm.“ Seine Lippen streichelten meinen Hals, glitten hinter mein Ohr.
„Muss ich heute die Vernünftige von uns beiden sein?“
„Sieht ganz so aus.“
Er machte keine Anstalten, mich loszulassen. Also entwand ich mich seiner Umarmung.
„Du setzt dich hierher.“ Ich versuchte, so befehlend wie möglich zu klingen. „Und ich ziehe mich an.“
Er nickte und versuchte trotzdem, nach mir zu greifen. „Wir haben noch eine halbe Stunde Zeit.“ Bittend sah er mich an.
„Keine Widerrede, schließlich ist Amelie nicht da und ich muss die Arbeit selbst machen.“
Ich lief ins Bad und zog mich an.
„Warst du bei Ares?“, rief ich ihm fragend zu. „Was hat Elin vor?“
Calum stellte sich in die Tür des Bades und sah mir zu, wie ich versuchte, mich zu schminken und dabei dasselbe Resultat wie Amelie heute früh zu erreichen.
„Elin will die Anklage gegen mich persönlich vorbringen. Das ist sein gutes Recht. Außerdem hat er sechs von seinen Anhängern mitgebracht, um sicherzugehen, dass bei der Abstimmung die Stimmen der Shellycoats gegen uns sind.
„Das ist nicht gut, oder?“
Angst beschlich mich.
Calum blickte mich ernst an.
„Die Entscheidung im Großen Rat wird von allen   gleichberechtigt gefällt. Jedes Volk hat zehn Stimmen. Ich weiß nicht, wer letztlich für uns sein wird. Aber du hast recht, diese sechs werden gegen uns sein. Das Einzige, was mich beruhigt, ist, dass Corin versprochen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher