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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht
Autoren: Marah Woolf
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Mann sich mir und Calum zu. „Calum“, begrüßte er ihn kurz, bevor er sich mir zuwandte. „Und du musst Emma sein.“ Er musterte mich mit einem schnellen, aber nicht unfreundlichen Blick. „Es ist schön, dass du unsere Einladung angenommen hast … und es ist mutig von dir mitzukommen“, fügte er hinzu. „Ich versichere dir, dass du nichts zu befürchten hast. Du wirst sicher nach Hause zurückkehren dürfen.“
Das „Du“ klingelte so laut in meinen Ohren, dass mir keine passende Erwiderung einfiel. Ich nickte höflich und wir folgten ihm in das Schlossinnere.
Nach wenigen Schritten fühlte ich mich wie in einem Märchen. Die steinernen Fußböden waren mit dicken Teppichen bedeckt. Überall standen große Amphoren und Schalen mit duftenden Blumen. Ein riesiger Lüster hing an einer unendlich langen und dicken Eisenkette von der Decke herab und Hunderte Kerzen verbreiteten ein flackerndes Licht. Riesige uralte Bilder hingen an den Wänden. Am wunderlichsten waren die Menschen, nein, das war falsch, die Personen, Wesen, wie auch immer, die in kleinen Grüppchen in der Eingangshalle standen. Offensichtlich waren alle erst eingetroffen.
„Den Vorsitz haben in diesem Jahre die Vampire“, erklärte Calum leise. „Die Elfen haben die Organisation des Treffens übernommen.“
Jetzt trat ein junger Mann auf uns zu, der mich spontan an Tolkiens Legolas erinnerte, und überreichte uns höflich die Schlüssel für unsere Zimmer. Er erklärte Dr. Erickson, in welchem Flügel des Schlosses wir wohnten.
„Wir bitten, pünktlich neunzehn Uhr zum Dinner zu erscheinen“, sagte er zum Schluss und verabschiedete sich mit einem Nicken und einer kleinen Verbeugung.
Neugierig musterte ich ihn, wie er weiter von Gruppe zu Gruppe ging und die Prozedur wiederholte. 
Ich sah mich weiter um. In der Nähe der Treppe stand eine große Gruppe Männer in schwarzen Anzügen. Jeder einzelne von ihnen hätte in die Wall Street gepasst, wäre ihre Haut nicht so unnatürlich blass und ihre Lippen so dunkelrot gewesen.
„Das sind die Lords der Vampire“, erklärte Calum, der meinem Blick gefolgt war.
Am Kamin, in dem ein loderndes Feuer brannte, stand inmitten einer Gruppe Männer und Frauen der Mann, der uns draußen begrüßt hatte.
„Das ist Corin, der Anführer der Elfen“, hörte ich wieder Calums Stimme an meinem Ohr.
„Sie sind alle so jung“, stellte ich fest.
„Elfen altern nicht. Sie erreichen ein bestimmtes Alter und sind dann unsterblich.“ Ich zog die Luft ein.
Corin löste sich aus der Gruppe und ging zum Eingang, um andere Neuankömmlinge zu begrüßen. Ich bemerkte, dass ein  rothaariges Mädchen aus seiner Gruppe mich musterte und sich ein friedliches Gefühl in mir ausbreitete. Ich war auf einmal sicher, dass mir nichts Schlimmes zustoßen würde. Das Mädchen schlenderte zu uns herüber.
„Schön, dich zu sehen, Calum“, begrüßte sie ihn mit einer engelsgleichen Stimme.
„Das ist Raven“, erklärte Calum mir, „wir haben gemeinsam Avallach besucht.“
„Und beide noch nicht unseren Abschluss gemacht“, erinnerte sie ihn lächelnd.
Er nickte.
„Würdest du das bitte lassen“, forderte er sie auf. Ich verstand nicht, was er meinte.
„Elfen können eure Gefühle beeinflussen“, klärte Calum mich auf.
„Ich habe es nett gemeint. Sie wirkt angespannt. Was ja auch kein Wunder ist bei dem Anlass.“
Ich spürte, wie das Hochgefühl verschwand und einer Art Traurigkeit Platz machte. Ich rückte näher an Calum und er legte einen Arm um mich.
Raven sah uns an.
„Wenn ich geahnt hätte, dass du dich für jemand anderen als Amia interessieren könntest, hätte ich mich auch bemüht.“ Sie lächelte verschmitzt und es war klar, dass dieser Satz keineswegs ernst gemeint war.
„Wir sollten auf unsere Zimmer gehen“, mischte sich Dr. Erickson in unser Gespräch. „Peter und Emma kriegen beim Dinner genug zu sehen.“
Calum nahm meine Tasche und zog mich zur Treppe. Unterwegs zeigte er auf die verschiedenen Grüppchen, die uns interessiert musterten.
„Dort stehen die Faune, dort die Werwölfe. Die Geschöpfe, die unter dem Bild stehen, sind Feen.“
Wir liefen die Treppe hinauf, als ich das Schlossportal knarren hörte und zur Tür sah. Eine Gruppe Männer mit silbernem, langem Haar betrat die Halle. Die Shellycoats.
„Calum, sieh nur.“ Doch es bedurfte meiner Aufforderung nicht. Peter, Calum und Dr. Erickson waren stehen geblieben.
Calum starrte die Gruppe an.
„Etwas Übles kommt des Weges“,
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