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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht
Autoren: Marah Woolf
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an und zog mich an sich.
„Du siehst wunderschön aus. Egal, was heute beschlossen wird, so werde ich dich in Erinnerung behalten.“
Dr. Erickson drehte sich zu uns um. „Es ist nur noch eine halbe Meile bis zum Schloss. Emma, bist du bereit?“
Ich nickte, setzte mich gerade hin und zupfte mein Jäckchen zurecht. Vor Aufregung verschlug es mir die Stimme.
Peter sah mich durch den Rückspiegel an. „Du weißt, du musst nichts sagen. Überlass das Reden Dr. Erickson. Nur wenn du direkt gefragt wirst, kannst du dich äußern.“
„Ich habe dieses mittelalterliche Prozedere durchaus verstanden, Peter. Du hast es mir mittlerweile hundertmal erklärt. Ich bin nicht begriffsstutzig“, giftete ich ihn an.
Peter zog seine Augenbrauen hoch, sagte jedoch nichts mehr. Was war in mich gefahren? Ich war doch froh, dass er mitfuhr.
Gespannt schaute ich durch die Frontscheibe, doch es war beim besten Willen nichts zu sehen. Grüne Hänge breiteten sich zu beiden Seiten der Straße aus.
„Du kannst noch nichts sehen“, flüsterte Calum mir ins Ohr.
„Avallach ist nur denen zugänglich, die in sein Geheimnis eingeweiht sind.“
Ich sah ihn an, doch er lächelte nur. Wir passierten eine uralte steinerne Brücke, die über einen schmalen Fluss führte. Silbrig schimmernder Nebel stieg mit einem Mal aus dem Fluss auf und hüllte uns ein. Dr. Erickson fuhr ganz langsam. Als der Nebel sich nach einer unendlichen Zeit lichtete, lag ein Schloss zwischen den Bergen. Der untere Bereich lag im Nebel, so dass nur die Spitzen von vier Türmen zu erkennen waren. Das dunkle Schloss sah unheimlich aus, wie es sich in die grünen Berghänge schmiegte. Eine schmale Straße schlängelte sich zum Portal.
„Menschen würden nie hierher gelangen“, erklärte Calum. „Die Nebel versperren den Weg.“
Je näher wir kamen, umso mehr hoben sich die grauen Schwaden und ich erkannte, dass das Schloss mitten in einem See lag. Der Weg ging abermals in eine Brücke über. Da riss der Himmel auf und die Sonne schickte ihre Strahlen durch die feuchte Luft. Ein riesiger Regenbogen spannte sich vom See in die Berge. Es war atemberaubend.
„Emma, das ist Avallach, unser Ratssitz“, verkündete Calum ehrfurchtsvoll.
„Avalon“, flüsterte ich leise. Calum hatte mir erklärt, dass sein Volk den walisischen Namen benutzte. Wie gern ich früher die Geschichten der Feen vom See gelesen hatte, von Artus, Lancelot und Guinevere. Auch eine Liebesgeschichte ohne Happy End, dachte ich beklommen.
„Das Tor öffnet sich nicht nur in Glastonbury, sondern den Eingeweihten an vielen anderen Orten“, erklärte Dr. Erickson. Das wusste ich längst.
Langsam fuhren wir durch das Schlossportal in den Innenhof der Burg. Zu meinem Erstaunen standen hier mindestens zwanzig Autos. Ich hatte mir keine Gedanken gemacht, wie die anderen Besucher anreisen würden. Fragend sah ich Calum an. Er lächelte und meinte schmunzelnd: „Es gibt durchaus viele von uns, die die Annehmlichkeiten eurer Zivilisation zu schätzen wissen. Selbst Vampire laufen heute nicht mehr gern zu Fuß durch die Berge.“
„Das klingt ermutigend“, sagte ich und ergriff seine Hand, die er mir reichte. Ich sah mich weiter um und staunte, wie gut dieses Schloss erhalten war. Vermutlich war es immer bewohnt gewesen.
„Das Schloss wird seit Jahrhunderten genutzt. Die Jugendlichen der verschiedenen Völker werden hier gemeinsam ausgebildet. Die Studenten, wenn man sie so bezeichnen will, sind während der Ratstage aber nicht anwesend“, erklärte Dr. Erickson.
„So etwas wie eine Universität?“, fragte ich.
Er nickte. „So kann man es nennen. Alle Jugendlichen kommen hierher, um Geschichte, Recht und Magie zu studieren“, erklärte Calum.
„Und dass das möglich ist, haben wir nicht zuletzt Ihnen zu verdanken, mein lieber Dr. Erickson“, erklang hinter uns eine melodische Stimme.
Erschrocken drehte ich mich um. Vor mir stand ein hoch gewachsener, schlanker Mann mit blondem, längerem Haar. Nur  bei genauem Hinsehen konnte man die spitzen Ohren aus dem Haarschopf hervorlugen sehen. Zu meinem Erstaunen trug er Jeans, T-Shirt und darüber eine bequeme Strickjacke. Er sah aus wie ein Schlossführer für Touristen. Dr. Erickson hatte mir erklärt, dass alle Teilnehmer des Rates bei der Anreise versuchten, sich unauffällig zu benehmen. Trotzdem hatte ich mir einen Elfen anders vorgestellt.
„Warte bis zur Ratssitzung“, flüsterte Calum, der meine Verwunderung bemerkt hatte, mir ins Ohr.
Da wandte der
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