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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht
Autoren: Marah Woolf
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zählen, konnte ich sehen, dass die roten Karten in der Überzahl waren. Ich wusste nicht, was das für Ares bedeutete, aber als er mich anlächelte, sah ich, dass diese Strafe für ihn akzeptabel war. Ich wandte mich ihm zu und er nahm mich fest in seine Arme. Myron hatte mit einem Trick eine schlimmere Strafe verhindert. Ich würde später Dr. Erickson danach fragen.
Myron lächelte und nickte Ares zu.
„Wie jedes Jahr müssen wir noch darüber abstimmen, ob wir der Menschenwelt unsere Existenz offenbaren können. Hat jemand etwas vorzubringen, das für die Menschen spricht?“
Myron sah in die schweigenden Gesichter der Anwesenden. Zum Schluss sah er Calum und mich an.
„Auch wenn ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Beziehung zu einem Menschen nicht gutheißen kann, macht es mir Mut zu sehen, dass es möglich ist.“ Er machte eine Pause. „Emma, du musst uns verstehen, unsere Völker haben durch die Menschen viel Leid erfahren. Egal, wie das Urteil der Shellycoats ausfallen wird, ich wünsche dir viel Glück.“
Dann wandte er sich wieder den Anwesenden zu und forderte sie zur Abstimmung auf. Wie erwartet stimmte kein Einziger für die Offenlegung des Geheimnisses.
„Ich erkläre die Versammlung für beendet.“
Myron sah von Calum zu mir. „Calum, bring Emma bitte auf ihr Zimmer. Peter wird jetzt seiner Prüfung unterzogen.“
Es widerstrebte mir zu gehen. Aber Calum zog mich unerbittlich die Treppe hoch. Er sagte kein Wort. Auch ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Unsere Beziehung war nun von der Entscheidung der Shellycoats abhängig. Wie viel Einfluss besaß Ares und wie viel Elin? Was würde mit Elin geschehen? Fragen über Fragen. Auf jeden Fall war alles nur halb so gefährlich gewesen, wie ich befürchtet hatte. Was für Szenarien hatte ich mir in den letzten Wochen vorgestellt. Calum schob mich in mein Zimmer, nicht ohne mich zu ermahnen, die Tür zu verriegeln. Er wirkte so distanziert, als ob er begann, sich von mir zu verabschieden. Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett sinken. Wie spät war es wohl?
Ein lautes Pochen an meiner Tür ließ mich aufschrecken. „Wer ist da?“, rief ich.
„Ich bin es, Raven. Calum hat mich gebeten, bei dir zu bleiben. Ich möchte ungern vor der Tür schlafen. Lass mich  rein.“
Vorsichtig öffnete ich die Tür. Es war tatsächlich Raven.
„Calum hat Angst, dich allein zu lassen. Nach der Entscheidung des Rates kann er unmöglich selbst bei dir bleiben“, sagte sie und es klang entschuldigend.
Ich wandte mich meinem Bett zu. Mittlerweile konnte ich die Augen kaum noch offen halten.
„Raven, sei mir nicht böse. Ich muss schlafen.“
„Kein Problem. Du schläfst und ich passe auf dich auf. Du musst keine Angst haben.“
„Wie lange dauert eigentlich die Prüfung der Eingeweihten?“, murmelte ich noch. Die Antwort kam nicht mehr bei mir an.
 

 
21. Kapitel

Mitten in der Nacht schreckte ich hoch. Rufe und lautes Getrappel hatten mich geweckt. Raven stand am Fenster und sah in den vom Mond erleuchteten Innenhof hinab.
„Raven?“
Sie schien mich nicht zu hören. Ich stieß die dicke Daunendecke weg und lief zu ihr ans Fenster. Da unten war der Teufel los. Alle liefen durcheinander.
„Was ist passiert, Raven?“
Plötzlich war die Angst wieder da.
„Elin. Er ist geflohen“, antwortete sie tonlos.
Ich schnappte nach Luft.
„Dass jemand dem Ratsschluss nicht folgt …“ Sie beendete ihren Satz nicht und schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich weiß nicht, ob so etwas schon einmal vorgekommen ist. Er muss euch sehr hassen.“
„Hatte er keine Wächter?“
Raven sah mich an.
„Normalerweise braucht es das nicht. Jeder Beschuldigte unterwirft sich dem Urteil. So funktioniert unser Rechtssystem, seit wir denken können. Noch nie hat sich jemand dem entzogen.“
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Dieses Vorgehen erschien mir mehr als naiv.
„Wohin wird er gehen?“
Raven kam nicht dazu, meine Frage zu beantworten. Es klopfte und Peter und Calum stürmten ins Zimmer.
„Gott sei Dank, dir ist nichts geschehen.“ Peter schloss mich in seine Arme. Er sah total übernächtigt aus.
„Calum, wo wird er hingehen?“, fragte ich eindringlich.
Doch Calum zuckte mit den Schultern.
„Ich kann es nur vermuten. Er muss sich verstecken. Seine Anhänger sind mit ihm geflohen. Wir wissen nicht, wie viele aus unserem Volk ihm folgen werden. Ares wird eine Ratsversammlung einberufen.“
Erschrocken sah ich ihn an.
„Vorher bringe ich dich nach Hause, Emma. Du
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