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Mondnacht - Mordnacht

Mondnacht - Mordnacht

Titel: Mondnacht - Mordnacht
Autoren: Jason Dark
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verloren.«
    Bevor ich nach dem Grund fragte, zog ich noch die Kette über den Kopf und steckte mein Kreuz ein. »Wieso hat er verloren?«
    »Schau zum Himmel.«
    Drei Augenpaare blickten hoch. Der Schatten stieg dem Mond entgegen.
    Ein in die Länge gezogener Wolfskörper, der sich allerdings auf dem Weg dorthin auflöste.
    Ich wandte mich an Suko. »Hast du gehört, was Simone noch gerufen hat?«
    »Ja.« Er nickte. Sein Gesicht war ernst. »Sie hat Vater gerufen.«
    »Genau.«
    So richtig begreifen konnte das keiner von uns.
    ***
    Den toten Körper der Simone Hutton hatten wir bei den Kollegen hinterlegt, die uns natürlich mit Fragen löchern wollten, aber zuvor keine Antworten erhielten.
    Ich erklärte ihnen nur, daß wir in Kürze noch einmal zurückkehren würden, um gewisse Dinge zu klären. Zuvor aber hatten Suko und ich eine andere Aufgabe zu erledigen. Wir beide allein, denn Sissy hatten wir an ihrer Wohnung abgesetzt. Sie wollte allein bleiben und sich betrinken, wie sie uns sagte.
    Diesmal hielten wir direkt vor dem Haus, in dem Dinah Hutton wohnte.
    Suko schellte. Zuvor hatten wir gesehen, daß in der rechten Erdgeschoßwohnung, in der die Frau lebte, Licht brannte. Sie war also zu Hause, und sie öffnete schnell.
    Suko nickte ihr zu.
    »Dürfen wir hinein?«
    Die Frau, die wahrscheinlich jünger war, als sie aussah, schaute uns für einen Moment an. »Polizei?«
    »Ja.«
    »Kommen Sie rein.« Sie senkte den Kopf. »Ich habe Sie schon erwartet, denke ich.«
    Sie führte uns in ein bürgerlich eingerichtetes Wohnzimmer, bot uns Plätze an und etwas zu trinken.
    Suko wollte nicht, ich dagegen konnte einen Whisky gebrauchen.
    Auch sie nahm einen. Es war nicht der erste. Dann blickte sie uns an, aber auch irgendwo durch uns hindurch, und wir merkten, daß von ihr auch eine gewisse Tragik ausging.
    »Es geht um Simone, nicht?«
    »Ja!« bestätigte ich.
    »Gibt es sie noch?«
    Der Tenor ihrer Frage verwunderte mich. Sprach so eine Mutter? Ich mußte daran denken, daß Simone Fenris als Vater bezeichnet hatte und schüttelte den Kopf. »Nein, sie ist tot.«
    Keine Tränen bei Dinah Hutton. Kein Zittern der Hände, als sie die Arme ausstreckte und das Whiskyglas hochnahm. Sie trank es leer. »Sicher«, sagte sie dann, als sie es wieder auf den Tisch stellte. »Ich habe es gewußt, meine Herren. Sie können mir glauben, ich wußte, daß es einmal passieren mußte, aber sie war nicht aufzuhalten, denn der alte Drang und die Gier wuchsen immer stärker.«
    »Wollen Sie uns nicht erzählen, wie alles begonnen hat?« fragte Suko.
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Niemand drängt uns.«
    Dinah Hutton überlegte einen Moment. Sie nickte, schenkte sich selbst noch einmal nach, und anschließend erfuhren wir den Lebenslauf einer Simone Hutton, der sich über einundzwanzig Jahre hinwegstreckte.
    Dinah war nicht die echte Mutter. Sie hatte das Kind gefunden und ihr den Namen Simone gegeben. Das Schicksal hatte beide zusammengebracht, und Dinah, die ebenfalls sehr einsam gewesen war, hatte es akzeptiert, kein normales Kind aufzuziehen. Aber es hatte ihr über die Einsamkeit hinweggeholfen und auch über die hinter ihr liegende Ehehölle.
    Nach dieser Erklärung schwiegen wir beide. Worte waren jetzt fehl am Platz. Dinah weinte jetzt auch.
    Ich mußte mich schon überwinden, um ihr die wichtige Frage zu stellen.
    »Sie wissen nicht, wer ihre richtigen Eltern gewesen sind, Mrs. Hutton?«
    »Nein.«
    »Sie kennen also nicht die Mutter?« Die Frau schüttelte den Kopf. »Auch nicht den Vater?«
    »Nein.«
    Ich bekam mit, wie Suko den Kopf schüttelte, und ich stimmte ihm zu. Es war besser, wenn wir Dinah nichts davon erzählten, wer Simones wirklicher Vater gewesen war.
    »Kann ich sie denn noch einmal sehen?« fragte Mrs. Hutton.
    »Ja, wenn Sie möchten.«
    »Wann?«
    »Sie können jetzt mitkommen.«
    Dinah Hutton stand auf, um ihren Mantel zu holen.
    Suko und ich blieben noch im Wohnraum zurück.
    »Weißt du was, John, manchmal kann das Leben schon besch…eiden sein.«
    »Da sagst du was. Aber es läuft nicht eben alles rund. Ob bei uns oder bei anderen. Das ist Leben live…«
    ENDE
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