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Mondnacht - Mordnacht

Mondnacht - Mordnacht

Titel: Mondnacht - Mordnacht
Autoren: Jason Dark
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wischte er unsicher durch die Luft. »Was hast du da für einen Bockmist erzählt?« lallte er vor sich hin. »Das darf doch nicht wahr sein, verflucht! Ich will so etwas nicht hören. Du tust, was ich sage!« Die letzten Worte hatte er geschrieen und stieß sich von der Tür ab.
    Nach dem ersten Schritt stand ihm ein Stuhl im Weg. Er bückte sich, packte das Möbel an der Lehne, hob es an und wuchtete es zurück auf den Fußboden. Er hatte soviel Kraft in diesen Schlag gelegt, daß der Stuhl zerbrach.
    Genau das hatte der Betrunkene gewollt. Er brauchte etwas, mit dem er schlagen konnte. Ein Stuhlbein kam ihm gerade recht. Mit einer unsicheren Bewegung bückte er sich danach und murmelte Worte vor sich hin, die Dinah in noch stärkere Furcht versetzten.
    »Dir werde ich es zeigen. Von wegen reden, labern. Du sollst gehorchen, und wenn ich dir den verdammten Gehorsam einprügeln muß, du blödes Weib, du!«
    Er kam wieder hoch. Schwankend wie ein Halm im Wind. Um auf den Beinen bleiben zu können, mußte er sich sogar festhalten, sonst hätte es ihn umgehauen.
    Das alles hatte ihn Zeit gekostet, und darauf hatte Dinah gebaut. Als Arnos gebückt stand und nach einem Stuhlbein griff, hatte sie die Gunst des Augenblicks genutzt und schwungvoll die Decke zur Seite geschleudert.
    Dinah wußte genau, daß das, was sie jetzt tat, so gut wie endgültig war, aber es gab kein Zurück mehr. Das Nötigste hatte sie zuvor in einen Rucksack gestopft, der neben dem Bett stand. Danach griff sie, kaum daß ihre Füße den festen Halt des Bodens gefunden hatten. Dann drehte sie sich um und stieß das Fenster ganz auf. Es war nicht unbedingt groß, aber sie brauchte sich auch nicht hindurch zu zwängen.
    Den Sprung in den Garten hatte sie ebenfalls geübt, er würde ihr auch jetzt keine Schwierigkeiten bereiten.
    Sie kletterte hinaus und schaute nicht zurück. Der blanke Überlebenswille war Triebfeder genug. Nur eines hatte sie nicht bedacht.
    Der dicke Rucksack auf dem Rücken störte. Am oberen Fensterrand klemmte sie mit ihm fest.
    Und sie hörte den Schrei!
    Nein, das war mehr als ein Schrei. Ein wildes, wütendes Röhren peinigte ihr Trommelfell. Sie wußte, daß es nicht von einem Tier stammte, sondern von Arnos, der jetzt mitbekommen haben mußte, was geschah.
    Und dieser Kick würde ihn sicherlich aus seinem Zustand herausreißen und ihn schnell machen.
    »Bleib hier!« brüllte er. »Verdammtes Weib! Bleib endlich hier!«
    Dinah hörte nicht. Sie ruckte im offenen Fenster klemmend hin und her, und ihr Angst steigerte sich zur Panik. Der Rucksack wurde an der oberen Stelle eingedrückt, und die Frau versuchte es mit einem erneuten Schwung.
    Sie fiel.
    Ihr Mann schleuderte das Stuhlbein. Er war nur einen Schritt nach vorn gegangen, mehr schaffte er nicht, aber er hatte all seine Kraft hinter den Wurf gelegt, und das war verdammt nicht wenig.
    Das Stück Holz traf die Frau genau in dem Augenblick, als sie sich abstieß.
    Wieder hatte sie einen Schutzengel. Arnos hatte sie zwar mit dem Stuhlbein nicht am Kopf erwischt, sondern am Rücken, aber dort schützte sie der Rucksack. Sie hörte den Aufprall, als hätte jemand gegen einen Sandsack geschlagen. Sie wurde auch nach vorn geschubst, aber der Treffer verursachte keine Schmerzen. Dinah landete auf der weichen Gartenerde, in ihrem kleinen Paradies, wie sie den Garten stets nannte, und hier kannte sie sich auch am besten aus. Auch in der Dunkelheit wußte sie deshalb genau, wohin sie laufen mußte, um ihrem gewalttätigen Mann zu entfliehen.
    Bevor Arnos das Fenster erreicht hatte, war sie schon nach rechts verschwunden und lief mit hastigen Schritten auf die wild wuchernde Brombeerhecke zu, in deren Mitte jedoch eine Lücke bestand, durch die sie huschen konnte.
    Arnos hatte das Fenster erreicht und sich nach draußen gebeugt. Es war nach Mitternacht und entsprechend still. Deshalb klang seine Stimme doppelt so laut.
    »Komm zurück, du verfluchte Schlampe! Komm zurück, du dreckiges Biest! Los, komm her!« Sie kam nicht. Sie rannte weiter.
    Nicht mal das Gewicht des Rucksackes spürte Dinah, als sie ihr Grundstück verlassen hatte, an dem sie nicht hing. Arnos hatte es zusammen mit dem Haus von seinen Eltern geerbt.
    Seine Schreie wurden für sie leiser, je mehr sie sich vom Haus entfernte.
    Dinah hetzte hinein in das stille Dorf, aber sie wußte auch, daß die Gefahr noch nicht vorbei war.
    Arnos hatte zwar eine Menge getrunken, doch er würde es nicht hinnehmen, wenn seine
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