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Mondnacht - Mordnacht

Mondnacht - Mordnacht

Titel: Mondnacht - Mordnacht
Autoren: Jason Dark
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gerechnet, und Dinah konnte auch nicht so recht glauben, daß sie es überhaupt vernommen hatte. Eher glaubte sie an eine Täuschung. Die überreizten Nerven konnten ihr einen Streich gespielt haben, aber das Weinen klang erneut auf. Dinah setzte sich normal hin.
    Ab jetzt waren ihre Sinne wieder gespannt. Die Welt hatte sie wieder, ihre Zukunftsträume waren verschwunden. Das Weinen bildete sie sich nicht ein.
    Obwohl Dinah nie ein Kind geboren hatte, wußte sie sehr genau, daß diese Klänge nur von einem Kind stammen konnten, nicht von einem Tier.
    Trotz der eigenen, nicht eben besonderen Situation erwuchsen in Dinah Hutton mütterliche Gefühle. Wie oft hatte sie gelesen, daß unschuldige Kinder einfach ausgesetzt worden waren, und sie hatte diese Rabeneltern immer gehaßt. Dinah stellte ihre eigenen Pläne zurück und lauschte diesen weinerlichen Klängen. Es war nicht eben eine warme Nacht. Dinah dachte daran, daß das Kind frieren würde. Wenn es noch lange allein lag, konnte noch Schlimmeres passieren.
    Wieder konzentrierte sich die Frau und war sich ihrer Sache jetzt sicher.
    Von der linken Seite her war das Weinen an ihre Ohren gedrungen. Der Wind hatte es ihr zugetragen, und sie ging davon aus, daß das unschuldige Kind nicht weit entfernt lag. Möglicherweise sogar auf der Böschung, versteckt im hohen Gras. Eine Geschichte aus dem Alten Testament fiel ihr ein. Auch Moses, der große Führer des Volkes Israel, war ausgesetzt worden und am Ufer des Nils gefunden worden.
    Dinah Hutton stand auf. Es fiel ihr nicht leicht bei der Schräge und dem Gewicht auf dem Rücken, doch nach einigen Sekunden hatten sie sich daran gewöhnt.
    Das Weinen war verstummt. Kein Grund für Dinah, die Suche abzubrechen, und so ging sie weiter. Sie ärgerte sich, daß sie keine Taschenlampe eingesteckt hatte, so mußte sie das Ziel im Dunkeln finden. Ein heller Himmel breitete sich nicht über ihrem Kopf aus. Er sah eher aus wie ein gespenstisches Gebilde, dessen Wolkenberge vom Wind hin- und hergeschoben wurden. Und wieder hörte sie das Weinen.
    Diesmal sogar so nah, als wäre es dicht vor ihren Füßen aufgeklungen.
    Das Geräusch zwang sie zu einem Stopp. Dinah schaute nach unten.
    Direkt vor sich sah sie nichts, aber etwas weiter nur, vielleicht eine Schrittlänge, bewegte sich etwas.
    Es lag oder stand im Gras, und die Bewegungen glichen mehr einem Zucken.
    Dinah Hutton ging hin. Sie war plötzlich so aufgeregt. Ihr Herz klopfte schneller, und sie hatte Mühe, einen Schrei der Überraschung zu unterdrücken, als sie in die Knie ging und sich direkt vor dem Bündel niederließ.
    Moses war in einen Korb gelegt worden. Das Kind aber lag auf dem Boden, eingebettet in eine Mulde und in mehrere Laken gehüllt, die vor der schlimmsten Kälte schützte.
    Dinah beugte sich über das Kind. »Meine Güte, du bist ja noch ein Baby! Wer hat das nur getan?« Sie strich über das kleine Gesicht, die Wangen, und sie sah auch die hohe Stirn des Kindes, wobei ihr das Gesicht im Verhältnis dazu klein vorkam. Da stimmten die Proportionen nicht so recht, aber sie konnte sich auch bei den schlechten Lichtverhältnissen getäuscht haben.
    Eines stand für die Frau fest: Sie konnte und würde das Baby hier nicht liegenlassen. Sie würde auch nicht durch einen Anruf bei der Polizei diesen Platz verraten, sie wollte es mitnehmen. Es sollte sie auf ihrer Flucht zunächst einmal begleiten. Wie es dann weiterging, mußte man noch sehen.
    Außerdem brauchte das Kind Nahrung, die extra gekauft werden mußte.
    Da kamen so viele Dinge zusammen, um ein Überleben zu garantieren.
    Ob es ein Mädchen oder ein Junge war, war nicht zu erkennen, doch auswickeln wollte sie es jetzt nicht.
    Dafür streckte Dinah die Arme aus und schob beide Hände unter den kleinen Körper, um ihn hochzuheben. Das Kleine war leicht wie eine Feder, und es weinte nicht mehr.
    Dinah wiegte es im linken Arm. »Du brauchst keine Angst zu haben, wir werden es schon gemeinsam schaffen, darauf kannst du dich verlassen, mein Schatz.«
    Das Kind lächelte, als hätte es die Worte verstanden, und Dinah wurde es warm ums Herz. Sie hatte sich eigentlich immer ein Kind gewünscht.
    Zu Beginn ihrer Ehe. Aber so wie sich ihr Mann entwickelt hatte, war sie jetzt froh, keine Mutter zu sein. Das hätte nur noch mehr Ärger und Streß bedeutet. Wie sie Arnos kannte, hätte dieser auch seine Kinder geschlagen.
    »Du mußt schlafen, mein kleiner Schatz«, flüsterte sie dem Findelkind zu. »Einfach
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