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Mondmilchgubel Kriminalroman

Titel: Mondmilchgubel Kriminalroman
Autoren: Mona Bodenmann
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Augen.
    »Ich passe mich nicht gern an. Ich lasse mir auch nicht gern dreinreden. Und es gibt Tage, wo ich schweigen muss, um den Faden nicht zu verlieren.«
    »Fällt Ihnen die Zusammenarbeit mit Ihren Kollegen schwer?«
    »Manchmal, aber der Gedankenaustausch ist wichtig. Es gibt Dinge, die man laut aussprechen muss, damit sich einem ihr Sinn erschließt.«
    »Warum Polizist?«
    »Nach der Matur wollte ich Biologie studieren. Vor allem das Fachgebiet Zoologie hätte mich interessiert.«
    »Und warum haben Sie es nicht getan?«, forscht sie weiter.
    »Ich habe eine Frau kennengelernt, die sich eine Familie wünschte. Also habe ich die Polizeischule besucht. Die Beziehung ging bald darauf in die Brüche, ich aber bin bei der Polizei hängen geblieben.« Er wischt sich mit dem Handrücken über die Augen. »Ich bin gern Polizist. Die KV-Jobs sind begehrt und gelten innerhalb der Kantonspolizei als Königsdisziplin.«
    »Für was steht KV?«
    »Abteilung für Kapitalverbrechen.«
    »Ach so. Stört es Sie, wenn ich nochmals kurz auf Iris’ Tod zu sprechen komme?«
    »Nur zu.«
    »Wissen die Honeggers, dass Kuno verschwunden ist?«
    »Ich habe mich mit dem alten Honegger darauf geeinigt, er solle seinem Sohn sagen, dass wir den Täter gefasst haben.«
    »Das halte ich für keine besonders kluge Idee. Ich will Ihnen ja nicht dreinreden …«
    »Das tun Sie aber die ganze Zeit«, wird sie von Möller unterbrochen.
    »Aber ich denke, dass es besser ist, ihm die Wahrheit zu sagen«, fährt sie unbeirrt fort. »Er ist ein schlauer Bursche.«
    Er senkt den Kopf und verstummt.
    Typisch Möller, denkt sie.
    »Brunners Mutter hat übrigens zugegeben, dass ihr Sohn über die Affäre seiner Frau Bescheid wusste.«
    »Na, also.«
    »Er hat sogar einen Privatdetektiv auf sie angesetzt.«
    »Das wundert mich nicht.«
    »Die alte Frau bestreitet allerdings hartnäckig, dass ihr Sohn etwas mit dem Tod seiner Frau zu tun hat. Ihre Freundin scheint wirklich keine einfache Schwiegermutter gehabt zu haben.«
    »Gibt es einfache Schwiegermütter?«
    »Meine war ganz nett.« Er zwinkert ihr schelmisch zu. »Sie hat mich immer vor meiner Frau in Schutz genommen.«
    »Meine Mutter und mein Mann waren auch ein Herz und eine Seele. Wenn Lucien und ich uns stritten, war sie immer auf seiner Seite.«
    »Wahrscheinlich konnte Ihr Mann ganz gut ein bisschen Unterstützung gebrauchen.«
    »Stimmt. Ich habe es ihm nicht leicht gemacht. Ich mache es keinem Mann leicht.«
    »Gut zu wissen.«
    »Wie hat sich Ihre Mutter Ihrer Frau gegenüber verhalten?«
    »Meine Mutter starb, bevor sich meine Exfrau in mein Leben drängte.«
    »Sind Sie ihr immer noch böse?«
    »Sie hat mein Vertrauen bitter missbraucht.«
    »Heute Morgen habe ich etwas Interessantes gelesen.« Sie steht auf und kehrt kurz darauf mit einem Taschenbuch zurück. »Hier, lesen Sie.«
    Vertraue nicht. Denn Vertrauen bedeutet, sich aus der Hand zu geben …
    Möller dreht das Buch um. »Ein weiser Mann, dieser buddhistische Mönch.«
    »Finde ich auch.«
    Sein Gesicht verdunkelt sich. »Meine Exfrau konnte mich nur manipulieren und betrügen, weil ich ihr bedingungslos vertraut habe. Ihr zuliebe habe ich auf so vieles verzichtet. Erst im Nachhinein ist mir bewusst geworden, wie sehr ich mich selbst aufgegeben habe.«
    »Und jetzt bindet Sie der Groll an Ihre Exfrau.«
    »Ach woher, diese Frau ist mir inzwischen vollkommen gleichgültig.«
    »Ich spüre keine Gleichgültigkeit, ganz im Gegenteil.«
    »Ich bin ein nachtragender Mensch.«
    »Wieder eine Warnung?«
    Er weicht ihrem Blick aus.
    »Es sich im Leben nicht gut gehen lassen, ist das Schlimmste, was man sich antun kann.«
    »Ich weiß«, erwidert er müde.
    »Ich würde meinen verstorbenen Mann jederzeit wieder heiraten.«
    »Besteht nicht die Gefahr, dass Sie ihn idealisieren?«
    »Ich war mit Lucien sehr glücklich.«
    »Erzählen Sie mir von Ihrem Vater. Wenn ich mich richtig erinnere, lebt er in einem Pflegezentrum?«
    »Ach, mein Vater. Er ist eigenwillig. Aber bei ihm weiß ich immer, woran ich bin, auch wenn er es mir nicht leicht macht.«
    »Inwiefern?«
    »Indem er mir zum Beispiel verbietet, ihn zu besuchen.«
    »Mir scheint, dass Sie sehr an Ihrem Vater hängen.«
    »Ja, das tue ich. Er ist ein starker Mann. Lucien war ihm in mancher Beziehung ähnlich.«
    »Oh, fast hätte ich es vergessen.« Er erhebt sich ächzend. »Dieser verdammte Rücken.« Er greift in die Tasche seiner Lederjacke und zieht eine Kette heraus. »Ich
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