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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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Ruwenzori wissenschaftlich so lange nicht auszubeuten, bis eines der Tiere erstmalig außerhalb des Tals gesichtet würde. Kurz vor dem Start des Helikopters hatte Georg ihm gesagt, dass er die Tiere ab dann allerdings gorilla berengei luhrmanii nennen würde – im Andenken an Stefan Luhrmann, seinen Kollegen, dem er so lange keinen Glauben geschenkt und den er für verrückt erklärt hatte.
    Neben Georg saß Kathrin in einem der etwas unbequemen Sitze, sorgfältig angeschnallt, mit ausdruckslosem Gesicht, das nicht verriet, ob sie über die Rettung froh war oder nicht. Tom hatte noch einmal versucht, zu verstehen, was sie in den Tagen zwischen ihrem plötzlichen Verschwinden und dem genauso überraschenden Auftauchen in der Höhle erlebt hatte. Aber sie konnte oder wollte sich nicht erinnern.
    Andrea hatte die Augen noch immer geschlossen, als sie die ersten Dörfer in großer Höhe überflogen. Tom blickte sie liebevoll an, strich ihr die Haare aus dem Gesicht und griff nach ihrer Hand. Sie war kalt und zitterte leicht. Er drückte sie fester und spürte kurz darauf ihren Händedruck. Nie wieder wollte er diese Frau loslassen.
    »Was werden wir tun, wenn wir hier raus sind?«, fragte sie ihn über den Lärm der Rotorblätter hinweg. Einen Moment lang sah Tom sie nachdenklich an. »Wir werden sehen ...«, antwortete er und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Wir könnten eine Weile zusammen verschwinden, irgendwo untertauchen, nur wir beide ...« Sie lehnte sich an seine Schulter. »Was meinst du?«
    »Glaubst du nicht, wir haben beide noch einige Dinge zu klären, bevor wir zusammen wegfahren?« Er drückte ihre Hand mit der seinen. »Wir haben viel durchgemacht in den letzten Tagen. Und ich möchte nichts überstürzen.«
    Nachdenklich blickte Andrea aus dem gegenüberliegenden Fenster in den afrikanischen Himmel. »Vermutlich hast du Recht.«
    Sie wandte sich ihm zu und küsste ihn.
    Einer der Polizisten kam mit einem Headset auf die beiden zu.
    »Ihr Vater ...«, sagte er zu Andrea und reichte ihr den Kopfhörer.
    Andrea setzte ihn auf, sprach kurz durch das Mikrofon mit ihrem Vater, reichte alles dann an Tom weiter. Am anderen Ende der Verbindung war nun Sven Wiese, der Leiter des Krisenreaktionszentrums in Berlin. Tom bedankte sich für die Rettung, lauschte dann eine Weile auf die Worte des Staatsbeamten.
    »Nein, ich bestimme selbst, was ich als Nächstes tue«, sagte er mit scharfem Ton in das Mikrofon.
    »Herr Hartmann, sie müssen verstehen, dass wir alles dafür getan haben, Sie aus der misslichen Lage zu befreien«, sagte Wiese leicht gereizt. »Wir haben ganz klare Vorschriften, wie das weitere Vorgehen ist. Sie fliegen jetzt nach Entebbe, haben dort die Gelegenheit, sich in einer guten Unterkunft zu waschen und etwas zu erholen. Dann reisen Sie mit dem nächsten Flugzeug nach Deutschland.«
    »Aber ich ...«, warf Tom ein. »Es gibt diesbezüglich keinen Verhandlungsspielraum. Ob es ihnen passt oder nicht, dieser Teil Ihrer Reise läuft nach unseren Regeln ab. Und eigentlich sollte das auch in Ihrem Sinne sein. Unseren bewährten Methoden haben Sie es schließlich zu verdanken, dass es nicht mehr die Rebellen sind, die über Ihr Leben verfügen – oder über Ihren Tod. Sollten Sie sich meiner Anweisung widersetzen, werden wir Ihnen die Kosten für den Einsatz in Rechnung stellen müssen. Haben Sie mich verstanden?« Tom wollte erneut protestieren, sah aber ein, dass es sinnlos war. Nachdem er kleinlaut zugestimmt hatte, wurde die Verbindung unterbrochen.
    Tom lehnte den Kopf an die Wand des Helikopters. Unvermittelt musste er über seinen Protest gegenüber Wiese milde lächeln, wie über den zufälligen Rückfall in eine ehemalige, längst ablegte Marotte: Er war mit dem Ziel nach Uganda aufgebrochen, seine Reputation als Fotograf zu erhöhen, endlich Anerkennung zu finden. Und was hatte er erreicht? Er war mit seiner Vergangenheit konfrontiert worden, war von einer schweren Last befreit worden und hatte eine Frau kennen gelernt, die er von Herzen liebte wie nie jemanden zuvor.
    Nach anderthalb Stunden Flug erstrahlte die blaue Fläche des Viktoria-Sees unter ihnen. Die Ausläufer Entebbes erstreckten sich am Ufer des Sees. Die Stadt am Rande Kampalas erschien vor Toms Augen, und er zweifelte, dass er sich schon einmal so sehr darauf gefreut hatte, einen Flughafen zu sehen.

75
    Entebbe, am Nachmittag des 22. Juni
    Der Hubschrauber der Bundespolizei setzte hart auf dem Asphalt im militärischen
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