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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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zurückzog. Georg, der sich an einem nahen Bach unbekümmert das Hemd über den Kopf zog, um sich darin zu waschen. Nzanzu saß mit Peter etwas abseits. Kathrin blickte mit düsterer Miene auf den Boden.
    Ohne den Blickkontakt zu Tom abzubrechen, zog Paul den Jungen eng an sich heran, legte ihm von hinten einen Arm um die Brust, hob ihn hoch und entfernte sich mit langsamen Schritten, bis er neben Andrea stand. Immer noch den Blick auf Tom gerichtet, hielt er bereits wieder den Lauf der Pistole an Hitimanas Schläfe. Er trat Andrea in die Seite, sodass sie aus ihrer Erstarrung erwachte.
    »Steh auf, Miststück«, zischte er ihr zu.
    Taumelnd kam sie auf die Beine. Blitzschnell ließ Paul den Jungen los, ergriff Andrea, wirbelte herum, richtete seine Pistole auf ihren Kopf und hielt sich Andrea als Schutzschild vor den eigenen Körper. Dann ging er langsam Schritt für Schritt rückwärts und zerrte Andrea mit.
    »Sofort hinlegen!«, dröhnte die Stimme des deutschen Einsatzleiters durch die Bäume. »Alle!«
    Ein Schuss löste sich aus Pauls Waffe. Tom warf sich auf den Boden, riss dabei Kambere, der ihm am nächsten stand, mit und hielt ihn fest in seinen Armen. Weitere Schüsse fielen.
    »Stopp!«, brüllte Tom. »Aufhören!«
    Innocent war verschwunden. Paul taumelte mit einem verzerrten Grinsen im Gesicht und mit Andrea vor sich immer weiter auf den Höhleneingang zu. Tom wollte aufstehen, wurde jedoch sofort von der harschen Stimme des Polizisten daran gehindert.
    »Unten bleiben!«
    Die vermummten Polizisten strömten aus dem Wald auf die Lichtung. Keiner der Rebellen leistete Widerstand. Mit hoch erhobenen Armen warteten sie darauf gefesselt zu werden.
    Drei der Männer rannten auf Paul und Andrea zu, die in diesem Moment in das Dunkel der Höhle eintauchten. Schüsse peitschten aus der Dunkelheit heraus und zwangen die Vermummten, sich auf den Boden zu werfen.
    Diesen Moment nutzte Tom. Er sprang auf, ignorierte die Warnungen, rannte an den drei Polizisten vorbei und folgte Andrea und Paul in die Finsternis.
    Tom konnte nichts sehen. Aber er konnte Andrea hören. Sie wehrte sich, strampelte und schrie. Tom taumelte vorwärts, eine Hand schützend vor dem Kopf, die andere tastend ausgestreckt. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, sodass er zumindest Umrisse erkennen konnte. Tom war schneller als Paul, der im Gegensatz zu ihm eine Frau unter Kontrolle halten musste, die sich nach Leibeskräften wehrte.
    Tom spürte die Angst in der Luft und roch die Panik zweier Menschen. Und er baute darauf, dass Andreas Geschrei seine Schritte übertönte.
    In diesem Moment bemerkte er Schritte hinter sich. Die Polizisten waren ihm gefolgt und nur wenige Meter entfernt. Eine Taschenlampe blitzte kurz auf und zeigte ihm die Silhouetten von Andrea und Paul. Dann war es wieder dunkel. Doch der kurze Lichtblitz hatte gereicht, damit sich Tom orientieren konnte. Er sprang nach vorne und schlug zu. Er traf Paul mit der Faust direkt ins Gesicht.
    Paul taumelte und lockerte seinen Griff um Andrea für einen Moment. Andrea riss sich los, bekam Pauls Pistole in die Hände, griff instinktiv danach und drückte ab. Im Licht der Taschenlampen sackte Paul zusammen. Die Vermummten stürzten auf sie zu.
    Es war vorbei.
    Tom nahm Andrea in den Arm, entwand ihren Händen die Pistole und übergab sie den Polizisten. Es war endlich vorbei. Er stützte Andrea, und sie kehrten im Schein der Polizeitaschenlampen langsam zum Ausgang der Höhle zurück.
    Als die beiden ins Licht hinaustraten, machte sich Erleichterung in ihm breit. Und Erschöpfung.
    Nun durfte etwas Neues beginnen. Es war endlich sein Leben, das ausgerechnet hier, an dieser unwirtlichen Stelle im Herzen Afrikas seinen Anfang nahm. Sein neues Leben, dass er mit Andrea an seiner Seite beginnen wollte.

74
    Auf dem Weg nach Entebbe, 22. Juni
    Nach ihrer Befreiung durch die GSG 9 marschierten sie eine Stunde durch einen Bambuswald, bis sie den wartenden Hubschrauber auf einer Ebene erreichten. Jetzt waren sie endlich auf dem Weg hinaus aus dieser kalten, grünen Hölle. Langsam stieg der Helikopter höher. Der schlammige Boden, die Grasbüschel und die kleinen Wasserläufe im Sumpf, die grauen Felsen, die vielen abgestorbenen Bäume – das Tal entfernte sich mit jeden Atemzug weiter von ihnen. Und mit ihnen die übrig gebliebenen Rebellen, die gefesselt auf das ugandische Militär warteten. Tom sah fasziniert aus dem kleinen Fenster. Dort unten hatte er die
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