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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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Bereich des internationalen Flughafens Entebbe auf. Tom sah sehnsüchtig durch die Scheiben der Kabine in den aufgewirbelten Staub hinaus. Als Erstes wollte er duschen. Den Dreck der letzten Tage aus allen Poren seiner Haut waschen. Und dann wünschte er sich ein Bett, in dem er endlich ausschlafen und Erholung finden konnte.
    Ein ganzer Pulk Pressevertreter erwartete sie bereits, als sie das niedrige Abfertigungsgebäude durchquerten, um zu einem bereitgestellten Bus auf dem Vorplatz des Flughafens zu gelangen, der sie in die Lodge bringen sollte.
    Die Beamten des deutschen Antiterrorteams und das ugandische Militär schirmten die kleine Gruppe ab so gut es ging, aber sie konnten nicht verhindern, dass die Fotografen gestochen scharfe Fotos schossen, vor allem von Andrea. Tom war von der Distanzlosigkeit der eingeflogenen Vertreter der deutschen Boulevardpresse entsetzt. Andrea hingegen schien deren Verhalten bereits zu kennen, hielt sich lediglich einen Arm vor das Gesicht und eilte wortlos an den Journalisten vorbei. Tom ekelte sich vor seinen Fotografen-Kollegen. Als Jugendlicher hatte er bei Greenpeace arbeiten wollen, jetzt als Erwachsener kam ihm diese Idee wieder in den Sinn. Den Ruwenzori und seine Natur vor der Vernichtung durch den Menschen zu bewahren, das war ein Gedanke, dem er nachgehen wollte.
    Sie wurden von den Beamten der Bundespolizei begleitet, ugandisches Militär eskortierte den Bus bis zur Lodge, in der sie sich ausruhen sollten. Psychologen erwarteten sie im Bus, aber auch zwei Angehörige der ugandischen Regierung. Einer der beiden setzte sich Tom gegenüber in die Bank auf der anderen Seite des Gangs, fragte ihn vorsichtig nach den Ereignissen der vergangenen Tage aus. Tom berichtete mit leiser Stimme. Andrea saß vor ihm, starrte aus dem Fenster. Als der Regierungsbeamte den genauen Ort der Entführung wissen wollte, zog Tom seine zerknitterte Karte aus seiner Tasche. Er nahm den roten Stift, der ihm angeboten wurde, und zeichnete die Route der Wandergruppe ein. Er dachte einen Moment lang nach und markierte dann die Strecke, die die Rebellen vermutlich von der anderen Seite genommen hatten, um die Grenze vom Kongo nach Uganda zu überqueren. Kurz hinter dem Scott-Elliott-Pass vermerkte er ein dickes Kreuz. Der Ugander nahm die Zeichnung an sich, nickte kurz und steckte sie dann ein.
    Als sie die Lodge erreichten, wurden sie stürmisch von Kai begrüßt, der mit den anderen schon im Empfangsbereich gewartet hatte. Er lief freudig auf Kathrin zu, als er sie entdeckte, küsste sie und rief ihren Namen. Doch sie sah ihn nur glasig an, sprach kein Wort. Unbeholfen nahm Kai sie ihn den Arm, doch sie erwiderte seine Umarmung nicht.
    »Kathrin, Liebes, was ist nur passiert?«
    Kathrin sah durch ihn hindurch, löste sich dann aus der Umarmung und ging in die Lodge hinein.
    Kai sah ihr machtlos nach.
    Auch Martin und Steve warteten in der Lodge auf ihre Leidensgenossen. Sie waren mit Kai am Tag zuvor über die holprigen Straßen nach Entebbe gekommen. Martin sah sich suchend um.
    »Ist Michael nicht bei euch?«, fragte er Tom.
    »Wir haben ihn nicht gesehen.«
    »Wieso ist Kathrin wieder da, aber Michael nicht?«
    Tom konnte ihm darauf keine Antwort geben. Betreten sahen sich die beiden an. Tom senkte den Kopf. Er war gerettet. Andrea und die meisten anderen auch. Doch Michael war, genauso wie Manfred und Hans, im Gebirge zurückgeblieben.
    Als Birgit durch die Tür trat, orientierte sie sich kurz und ging dann geradewegs auf die Küche zu. Sie lieh sich bei einem unbedarften Küchenjungen ein Steakmesser aus. Die Ugander begegneten den Weißen, die so Schlimmes in ihrem Land durchgemacht hatten, sehr freundlich. Nun steckte das Messer unter ihrer langärmligen Bluse, die sie neben einigen anderen Kleidungsstücken auf dem Bett ihres Zimmers gefunden hatte.
    Leise betrat sie Andreas Zimmer, hörte die Dusche rauschen und wartete. Sie selbst hatte sich nur kurz abgeduscht, Andrea hingegen schien geradezu ein Ritual daraus zu machen, sich den Dreck und die Erinnerungen vom Körper zu spülen. Als das Wasser schließlich versiegte, erhob sich Birgit. Es war Zeit zu gehen.
    Sie nahm die Kleider, die auf Andreas Bett lagen in die Hand, öffnete die Badezimmertür und trat in den von Wasserdampf vernebelten Raum.
    Andrea erschrak, als Birgit unvermittelt vor ihr stand.
    »Was machst du hier?«, wollte sie wissen.
    »Entschuldige, dass ich dich störe«, sagte Birgit ruhig. »Aber ich muss dir dringend
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