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Mörderischer Blues

Mörderischer Blues

Titel: Mörderischer Blues
Autoren: Carter Brown
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ging.
    Der Inland-Wasserweg war für
die Art von Seeräubern bestimmt, die sich lieber nach einer Straßenkarte als
nach einer Seekarte orientieren, wenn sie segeln. Er erstreckte sich von den
Keys bis hinauf nach New Jersey, und wenn es einem langweilig wurde, dann war
es kein Problem, an Land zu gehen, sich in einen Bus zu setzen und den lieben
Gott einen frommen Mann sein zu lassen. Bahia Mar wirkte auf den ersten Blick
wie der phantastischste Jachthafen, den Sie sich vorstellen können. Abgesehen
vielleicht von den bunten Reklamebildern für chanel -parfümierte
Filterzigaretten.
    Hier gab es alles, aber auch
wirklich alles für den Jachtbesitzer, von der Damenbedienung über den diskreten
Pförtner bis zur Modenschau am Vormittag im protzigen Speisesaal des
Restaurants.
    So gegen fünf Uhr nachmittags
sah Bahia Mar aus, wie jedermann es sich erträumte, wenn er daran dachte, daß
es dem Finanzamt vielleicht einmal passieren könnte, versehentlich fünf Nullen
auf einen Rückerstattungsscheck über zehn Dollar zu schreiben.
    Zu diesem Zeitpunkt jedenfalls
kannte ich April Showers vierundzwanzig Stunden, doch
mit Ausnahme der drei Worte im Flugzeug hatten wir keine weitere Unterhaltung
miteinander. Ich war ein bißchen deprimiert darüber. Schließlich ist das keine
Art, die ganze Zeit einen so gelangweilten Ausdruck zur Schau zu tragen, denn
schließlich war ich nicht irgendwer, mit dem sie durch die Gegend flog, sondern
Danny Boyd.
    Wir fanden Woolrichs Jacht, einen Fünfzig-Fuß-Kabinen-Kreuzer, der sehr anmutig, elegant und teuer
aussah, und gingen die Gangway hinauf an Deck; ich mit den beiden schweren
Koffern, an denen ich mir die Schienbeine schwarz und blau stieß. Von
irgendwoher unter Deck drang der gedämpfte Ton einer Trompete an unser Ohr. Es
war eine Variation zu »I can’t get started «, und sie wurde so gut gespielt, daß mir
leichte Schauer der Begeisterung das Rückgrat auf und ab liefen.
    »Könnte Muscat Mullins sein,
meinen Sie nicht auch?« fragte April.
    »Wer sonst wohl? Der Engel
Gabriel vielleicht?« erwiderte ich sauer. »Blödsinnige Frage. Es gibt keinen
zweiten auf der Welt, der diesen Stil bläst.«
    »War es der Flug oder haben Sie
etwas Verkehrtes gegessen?« fragte sie ohne sonderliches Interesse.
    Ich war gerade dabei
zurückzubellen, als ich von einem Mädchen abgelenkt wurde, das plötzlich aus
dem Ruderhaus auftauchte. Sie mußte auf einem der Stühle im Ruderhaus gesessen
haben, dessen obere Hälfte verglast war, aber ich hatte sie bisher nicht
bemerkt, obwohl sie außerordentlich bemerkenswert war. Die große Brünette trug
einen Bikini aus weißer Seide mit schwarzen Punkten an den interessantesten
Stellen. Mit lässigen, sinnlichen Bewegungen kam sie auf uns zu, und ihre
Rundungen unter den beiden winzigen Seidenfetzen wogten bei jedem Schritt von
einer Seite auf die andere.
    »Suchen Sie jemand?« Sie
lächelte uns an, und ich entdeckte, daß ihre kräftigen, schneeweißen Zähne
wunderbar mit ihrer tief sonnengebräunten Haut kontrastierten. Ich antwortete
nicht, weil es mir den Atem verschlagen hatte.
    »Wir suchen Gloria Van Raven«,
erzählte April der Brünetten. »Erinnern Sie sich nicht an mich, Miss Fitzroy ? Ich bin April Showers .«
Wer könnte das vergessen, aber Miss Fitzroy hatte.
    »Glorias Sekretärin?«
    Die Brünette tat so, als ob sie
sich erinnere, was natürlich nicht stimmte.
    »Dies ist Mr. Boyd«, fuhr April
fort. »Das Studio hat ihn geschickt, damit er Gloria ins Gewissen redet oder sonstwas tut.«
    »Hallo!« Die Brünette lächelte
mich warm und verheißungsvoll an. Unter der Gluthitze ihres Blickes krümmten
sich meine Zehen leicht einwärts. »Ich bin Ellen Fitzroy «,
sagte sie überflüssigerweise, denn das wußte ich ja schon.
    »Danny«, ächzte ich. »Danny
Boyd. Aber alle meine Freunde nennen mich Danny, deshalb sagt May Flowers Mr. Boyd zu mir.«
    »Seit er diesem
Schönheitschirurgen entsprungen ist, bildet er sich ein, er sei der Wunschtraum
jedes Mädchens«, meinte April reichlich unterkühlt.
    Ich ließ die beiden Koffer in
dem Moment laut auf das Deck plumpsen, als von unten herauf ein schriller
Diskantton der Trompete durch die Planken drang.
    »Dieses Geräusch stammt von
Muscat Mullins«, erklärte Ellen Fitzroy . »Er ist
schon wieder besoffen. Gloria und Edward sind irgendwohin an Land gegangen, um
irgend etwas zu erledigen, schätze ich. Aber sie müßten bald zurück sein.
Möchtet ihr was zu Trinken?«
    »Sicher wollen
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