Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörderischer Blues

Mörderischer Blues

Titel: Mörderischer Blues
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
wir«, sagte ich
rasch, obwohl das nichts anderes als eine Höflichkeitsfloskel von ihr war.
    »Ich denke, ich packe erst mal
Glorias Koffer aus«, sagte April eifrig. »Wo liegt Glorias Kabine?«
    »Gehen Sie nach vorn, zum Bug
und an der Kombüse vorbei, das ist die Küche und dann die Kajüttreppe hinab, da
ist eine Leiter, und dann finden Sie unsere Kabine als erste auf der linken
Seite.«
    »Danke«, sagte April und zu mir
gewandt: »Danny?« Dabei blickte sie unmißverständlich auf die beiden schweren
Koffer, die zwischen meinen Beinen standen.
    »Jetzt sind Sie dran, May«,
antwortete ich leichthin. »Wenn immer ich meinen Fuß auf ein Schiff setze, dann
entspanne ich mich völlig. Man hat mir gesagt, dies sei die einzige
Möglichkeit, für sein Geld auch was zu kriegen.« Und weil ich ein höflicher
Mensch bin, trat ich zwischen den Koffern hervor einen Schritt zur Seite, damit
ich ihr nicht im Wege war.
    April blickte mich erstaunt an,
dann lächelte sie geduldig. Schließlich wuchtete sie die beiden Koffer hoch und
trollte sich in Richtung Bug davon, eine hübsche Anzahl guter alter
Seemannsflüche vor sich hinmurmelnd.
    Die Brünette schaute mich so
an, als würde mein Profil Eindruck auf sie machen, und ich hatte das Gefühl,
daß sie es war, für die ich es die ganze Zeit bei Schlägereien geschont hatte.
    »Suchen Sie sich im Ruderhaus
Ihre Marke heraus, Danny.«
    »Ich möchte schon«, antwortete
ich schlagfertig. »Aber meine Marke ist brünett und hat einen weißen
Seidenbikini an.«
    Zwei Minuten, nachdem diese
Antwort über ihren hübschen, aber leeren Kopf hinweggesegelt war — ihr Kopf war
übrigens der letzte Körperteil, für den ich mich sonderlich interessiert hätte
—, saßen wir im Ruderhaus und lauschten auf das unmusikalische, aber
außerordentlich beruhigende Klingeln der Eisstücke in unseren Whiskygläsern.
Plötzlich erklang aus der Trompete unter Deck ein schmetternder Diskant, und
dann war es still. Eine Frau schrie unmittelbar danach schrill auf, aber fünf
Sekunden später ertönte schon wieder die Trompete, und wir hörten die ersten
Töne der Wilhelm-Tell-Ouvertüre. Ich hob fragend die Augenbrauen und blickte
Ellen Fitzroy an.
    »Das war Muscat«, meinte sie.
»Vielleicht hätte ich sie warnen sollen. Wenn dieser Trompeter auch nur in die
Nähe eines Mädchens kommt, dann gibt es nur eine Möglichkeit, ihm zu entkommen,
nämlich eine Flasche auf seinem Schädel zu zerbrechen.«
    »Und wie viele Flaschen haben
Sie schon auf seinem Schädel zerbrochen?« fragte ich interessiert.
    »Keine«, antwortete sie. »Aber
einmal standen wir an der Reling, und er fiel ins Wasser, als ich ihm eine
verplättet hatte. Ich brauchte eine Weile, bis ich herausfand, daß er nicht
schwimmen kann, und deshalb wäre er fast ertrunken. Seitdem hat er es nie
wieder bei mir versucht, Danny. Ob das vielleicht daran lag, daß Edward so
lange brauchte, bis er das Wasser wieder herausgekriegt hatte, das Muscat
schluckte?«
    »Reagieren Sie immer so
gewalttätig, wenn es ein Bursche bei Ihnen versucht?« fragte ich erschrocken.
    »Das kommt darauf an«, meinte
sie und zuckte die Schultern. Und dann mit was anderem, als ich es
ausprobierte.
    »Auf den, der es versucht,
wie?« murmelte ich ein paar Sekunden später. Sie schüttelte den Kopf.
    »Auf die Stimmung kommt es an,
Danny. Ein Mädchen muß in einer ganz speziellen Stimmung sein, aber ich
schätze, das wissen Sie wohl schon.«
    Das mit der Spezialstimmung
eröffnete mir ein ganz neues und interessantes Forschungsgebiet, und ich war
drauf und dran, den Wissenschaftler zu spielen, der aus diesem neuen
Blickwinkel heraus technisch experimentierte. Aber dann kam plötzlich April Showers wieder, und sie war mir so willkommen wie ein
Beamter der Steuerfahndung.
    Ihre sanften Wangen hatten ein
bißchen mehr Farbe als sonst, und sie schien ein wenig außer Atem zu sein.
    »Ich schwöre, daß ich einen
großen Bogen um dieses sechshändige Scheusal machen werde!« sprudelte sie los.
»Woran liegt das eigentlich bei ihm?«
    »Er meint, es sei die Musik,
die ihn hinreißt.« Ellen kicherte. »Wie wäre es mit einem Drink?« April
schüttelte heftig den Kopf.
    »Ich trinke nicht, danke!«
    Die Brünette blickte sie aus
weit geöffneten Äugen erstaunt an.
    »Das sind ja schon zwei Sachen,
die Sie nicht mögen«, meinte sie.
    Der Klang schwerer Schritte,
die über das Deck kamen, ersparte April die Antwort. Die Tür des Ruderhauses
flog auf, und herein kamen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher