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Mörderischer Blues

Mörderischer Blues

Titel: Mörderischer Blues
Autoren: Carter Brown
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zwei Typen, die so sehr nach Bahia Mar gehörten, wie
ich etwa auf die Jahresversammlung der Gesellschaft für Bildende Künste.
    Aus der Nähe gesehen, wirkte
der eine so massig und solide wie Fort Knox, nur bedeutend plumper. Der andere
war klein und so krummbeinig wie ein ehemaliger Jockei, den sie entlassen
hatten, weil die Pferde sich weigerten, sich mit ihm sehen zu lassen. Sie
standen im Ruderhaus herum und starrten uns drei so lange schweigend an, daß
ich mich schon fragte, ob sie wohl anfangen würden, Erdnüsse nach uns zu
werfen.
    »Wenn ihr den Mülleimer sucht,
der ist schon abgeholt worden«, sagte ich ihnen. »Und der kürzeste Weg von Bord
ist der über die Reling.«
    Der Große musterte mich
eingehend und machte unmerklich Lockerungsübungen.
    »Stroh im Kopf«, stellte er
schließlich seine Diagnose mit leiser, drohender Stimme.
    »Ein Spaßvogel«, sekundierte
die Westentaschenausgabe neben ihm mit schriller Stimme.
    »Ein Bursche, dem es egal ist,
ob er seine Zähne behält oder nicht«, meinte der Muskelmann, ohne mich aus den
Augen zu lassen.
    »Hört zu, Pat und Patachon «, schaltete sich Ellen Fitzroy ein. »Was wollt ihr eigentlich? Etwas Bestimmtes? Oder zieht ihr nur als
Neugierige durch das Land?«
    Fort Knox wiegte anerkennend
den Kopf.
    »Diese Kurven«, meinte er. »Und
sie kann sogar reden.«
    »Die Lady hat dich was gefragt,
und du hast zu antworten«, piepste der Ex-Jockei. »So sag doch schon endlich
was, du Trottel!«
    » Yeah .«
Man sah dem Großen an, daß er sich anstrengte. »Wir suchen einen Faulenzer
namens Woolrich. Ihm gehört doch dieses Ruderboot, oder nicht?«
    »Das ist richtig«, stimmte
Ellen zu. »Aber im Moment ist er nicht hier. Er ist irgendwohin an Land
gegangen, und ich weiß nicht, wann er zurückkommen wird.«
    Fort Knox legte die Stirn in
Falten und traf seine große Entscheidung.
    »Wir werden auf ihn warten«,
sagte er dann einfach.
    »Und wir werden einen Drink
nehmen«, fügte sein krummbeiniger Begleiter hinzu. »Das ist ’ne Party hier,
was?«
    Zum Teufel, es war nicht meine
Jacht, und vielleicht waren die beiden Burschen Woolrichs Freunde oder — was noch wahrscheinlicher war — Bootsverkäufer, die ihm die
Jacht wegnehmen wollten, weil er die letzten Raten nicht bezahlt hatte. Mich
ging es jedenfalls nichts an, denn ich hatte mich hier in Bahia Mar um Gloria
Van Raven zu kümmern.
    Musik drang an mein Ohr, und
sie wurde lauter, je länger ich zuhörte. Die einsame Klage einer Trompete,
verloren in einem Blues, wurde immer mächtiger, bis die Trompete ins Ruderhaus
kam, den Bläser am Mundstück hinter sich herziehend.
    Muscat Mullins schloß
sorgfältig die Tür hinter sich und setzte die Trompete ab. Die Lider hatte er
erschöpft geschlossen.
    »Miezen«, sagte er mit
Grabesstimme. »Ich löse mich langsam auf, verstanden? Ich habe ein Gefühl, als
wenn die Leichenträger meinen Rücken gegen das Grabgitter scheuern würden,
genauer gesagt, ich habe einen Drink verdammt nötig!«
    »Ich werde dir einen
zurechtmachen«, sagte Ellen resignierend. »Oder wäre es vielleicht besser, ich
würde dir gleich die ganze Flasche geben?«
    »Geben Sie es ihm in einem
Glas, Lady«, meinte der Ex-Jockei hastig. »Vergessen Sie nicht, daß Sie noch
mehr durstige Gäste haben.«
    Muscat taumelte gegen die Tür.
Sein dichtes schwarzes Haar fiel ihm ins Gesicht und verdeckte das eine Auge.
Er hatte tiefe, blaue Ringe unter den Augen, und seine Haut spannte sich so
fest über die Wangenknochen, daß sie wie altes Pergament aussah. Sehr
wohlwollend betrachtet, machte er den Eindruck, als wenn er jeden Moment
sterben würde.
    Ellen reichte Drinks herum, und
Muscat erholte sich so weit, daß er den Inhalt seines Glases in einem Zug
hinunterstürzen konnte, um es dann mechanisch mit ausgestrecktem Arm Ellen
wieder hinzuhalten. Als sie es mit Bourbon pur randvoll füllte, streckten sich
ihr zwei weitere Gläser wartend entgegen.
    Nach dem zweiten Glas war der
Trompeter dann so weit, daß er die Augen aufmachen und jeden mit der
Betrunkenen eigentümlichen Konzentration anstarren konnte.
    »Stell mich vor, Puppe«, sagte
er mit belegter Stimme zu Ellen.
    »April Showers hier hast du ja schon kennengelernt, sozusagen«, begann Ellen todernst und nur
mit dem Anflug eines Lächelns um ihre vollen roten Lippen.
    »Sozusagen haben wir nicht«,
sagte April kalt. »Und ich habe auch gar nicht die Absicht, ihn näher
kennenzulernen.«
    »Das Gesicht kommt mir bekannt
vor«,
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