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Mörderischer Blues

Mörderischer Blues

Titel: Mörderischer Blues
Autoren: Carter Brown
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Danny.«
    »Nicht nötig, daß Sie mir das
erzählen, Mr. Boyd«, antwortete sie und lächelte süß. »Niemand hat Sie danach
gefragt.«
    »Soll ich Ihnen einen Drink
zurechtmachen? Vielleicht einen Sani- Flush mit Soda?«
knurrte ich.
    »Ich trinke nicht.«
    »Was tun Sie dann, Miss Showers ?« fragte ich interessiert. »Schreiben Sie unflätige
Worte an die Wände? Irgendein Laster müssen Sie doch haben.«
    »Ich begnüge mich damit, hier
zu sitzen und Sie anzusehen«, antwortete sie. »Vielleicht bröckelt mit der Zeit
etwas ab, von Ihrem klassischen Profil.«
    Ich füllte ein Glas mit
Eiswürfeln und gab einen guten Schuß Bourbon darüber. April Showers saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einem der Barhocker und zeigte ein
bißchen von den weißen Höschen unter dem kurzen Röckchen ihres Badeanzuges. Ich
habe mir sagen lassen, daß man nach drei Monaten an der Westküste keinen Blick
mehr für ein schönes Mädchen hat, deshalb könnte ich mir keinen stichhaltigeren
Grund dafür denken, daß ich in New York wohne.
    »Wo also kann ich Gloria Van
Raven finden?« fragte ich.
    »Ich weiß nicht«, antwortete
sie sachlich. »Sie ist irgendwo an der Küste, schätze ich.«
    »Könnten Sie das nicht ein
bißchen näher bezeichnen?« bat ich. »Etwa, ob sie an der Ost- oder Westküste
ist?«
    »Ostküste?« fragte sie
zweifelnd. »Ich bin nicht sicher, Mr. Boyd.«
    »Vielleicht sollte ich oben in
Alaska anfangen, an der einen Seite herunter- und die andere dann
hinauffahren?«
    Sie studierte die Fingernägel
ihrer rechten Hand für einen Augenblick; sie waren nett manikürt und in einem
warmen Goldton angepinselt, aber bestimmt befand sich diese Van Raven nicht
unter einem davon.
    »Es ist ein bißchen
kompliziert«, erklärte sie.
    »Wie wenn man sich in einem
Kanu liebt, was?«
    »Weil sie einfach ins Blaue
gefahren sind.« Sie blinkerte ein paarmal mit ihren großen blauen Augen und
fügte hinzu: »Das mit dem Kanu war gemein.«
    »Sie?« bohrte ich geduldig
weiter.
    »Sicher. Gloria und Edward.«
    »Edward?«
    »Edward Woolrich der Zweite«,
antwortete sie. »Er ist Glorias Flamme. Das heißt, letzthin war es noch ein
Flämmchen, aber ich schätze, daß es bald ein richtiger Waldbrand wird. Sie
müßten eigentlich schon von ihm gehört haben.«
    »Nein«, sagte ich sauer.
»Sollte ich?«
    Sie lächelte sanft.
    »Er ist ein großes Tier von der
Wallstreet — sagt er.«
    »Und was sagt Wallstreet über
ihn?« fragte ich.
    »Ich habe noch keinen danach
gefragt.«
    Die Eiswürfel klapperten gegen
meine Zähne, als ich einen kräftigen Schluck Bourbon nahm. Ja, so war das. An
einem schönen, nebelfreien Tag hatte ich eine Dame zu finden, die reichlich
selbständig war.
    »Nur die beiden?« fragte ich
teilnahmslos.
    »Aber nein!« Sie schüttelte
heftig ihre dichten blonden Locken. »Muscat Mullins ging auch mit ihnen. Wissen
Sie — der Jazzmusiker.«
    »Der Trompeter?« Ich nickte.
»Ich kenne ein paar von seinen Stücken.«
    »Und dann ist da noch Ellen Fitzroy «, fügte April hinzu.
    »Das hört sich an, als ob
Gloria ihren ganzen Zirkus mitgenommen hätte«, stöhnte ich. »Wer, zum Teufel,
ist Ellen Fitzroy ?«
    »Eine Blues-Sängerin von
Chikago. Bessere Kaffeehausgesellschaft mit einem Singstil, der im Kommen ist
und so. Sie und Gloria waren zusammen auf der Höheren Schule, oder sie taten
irgend etwas zusammen.« April zuckte ihre wohlgerundeten Schultern. »Jedenfalls
ist Ellen eine alte Freundin von ihr.«
    »Stellen Sie mir den Rest der
Gesellschaft vor«, sagte ich schläfrig. »Und nehmen Sie sich Zeit. Ich wüßte
nicht, was ich im Augenblick Besseres zu tun hätte, als Ihnen zuzuhören.«
    »Sie waren nur zu viert, als
sie loszogen, Mr. Boyd«, antwortete sie munter. »Aber sie können natürlich noch
unterwegs jemand aufgelesen haben. Sie wissen ja, wie das ist, wenn jeder
betrunken ist, bevor es losgeht.«
    »Unterwegs wohin?«
    »Zu Edwards Jacht.« Erstaunt
zog sie die Augenbrauen hoch. »Wußten Sie denn nicht, daß er eine Jacht
besitzt?«
    »Mir scheint, ich hörte davon«,
knirschte ich. »Denken Sie scharf nach, April. Wo ist die Jacht jetzt?«
    »Das haben sie mir nicht gesagt
— ich schätze, weil ich sie nicht danach gefragt habe.« Sie zog die Stirn in
Falten. »Aber ich bin fast sicher, daß sie an der Ostküste liegt.«
    Ich trank mein Glas leer und
bemerkte, daß die Eiswürfel so aussahen, als wollten sie noch mal mit Whisky
begossen werden, und im Augenblick hatte ich auch
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