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Mörderische Triebe

Titel: Mörderische Triebe
Autoren: G Arentzen
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hatte.
    Schon der Abstieg in die Unterwelt gestaltete sich abenteuerlich. Früher hatte das Häuschen neben dem großen See im Central Park dazu gedient, den Wasserstand zu regulieren. Es war eines von mehreren gewesen, über das man Wasser hatte ablassen können.
    Inzwischen ging dies automatisch, gesteuert von einem Computer. Darum gab es eine zentrale Steuereinheit, während man die restlichen Häuschen nur noch für Notfälle hatte stehen lassen.
    Eines davon diente als Eingang zum Trainspotting tief unter der Erde.
    Wir hatten eine Klappe im Boden angehoben und waren eine alte, rostige Leiter hinab gestiegen.
    Doch statt Dunkelheit und Staub drangen Musik und zuckendes Licht aus der Tiefen hinauf.
    Unten angekommen hatten wir einem schmalen Weg folgen müssen, der an alten Gleisen entlang zu einem aufgelassenen Bahnhof führte.
    Dort befand sich der Trainspotting ,
    Musik hallte zwischen den alten Betonwänden wieder und dröhnte in den Ohren. Stroboskop-Blitze rissen die Gäste dieses bizarren Clubs aus dem Zwielicht, welches hier unten herrschte.
    Männer und Frauen, manche normal gekleidet, andere in typisches Gothic-Outfit. Schwarze Mäntel, barocke Kostüme, schwarze, blutrote und bleiche Schminke.
    An einer Theke wurden Getränke verkauft, im hinteren Bereich lagen Decken und Kissen auf dem Boden. Pärchen und kleine Gruppen hatten sich gefunden. Manche gaben sich keusch, andere hatten bereits zum erotischen Nahkampf angesetzt.
    Ich entdeckte Vampire, die Blut aus den offenen Wunden ihrer Gespielen tranken, und Werwölfe, die verwandelt Sex mit Menschen hatten.
    Unsere Digitalbrillen verstärkten das Licht, dämpften die Blitze und gaben uns so die Möglichkeit, die einzelnen Personen zu betrachten.
    Ein junger Mann hielt einen feurig roten Energieball in Händen, ließ ihn zur Decke steigen und dort zerplatzen. Ein kleines Feuerwerk explodierte unter der kalten, grauen Betonhülle des ehemaligen Bahnhofs.
    »Ein Magier!«, erklärte Marc. Unsere Brillen verfügten auch über ein Headset, sodass er nicht schreien musste. Seine Stimme wurde verstärkt und gut hörbar an mich weitergeleitet.
    Dies funktionierte auch über viele Kilometer hinweg, denn die Technik setzte wahlweise auf WiFi, Bluetooth, CDMA, UMTS, GSM oder Sat-Verbindungen – je nachdem, was verfügbar war.
    »Faszinierend!«, gab ich zurück. »Ein Magier?«
    Er nickte, streckte die Hand aus und deutete auf eine junge Frau. Sie war kaum zwanzig, trug jedoch derart laszive Kleidung, dass sie kaum einen Zweifel an ihren Wünschen ließ. »Und sie ist eine Hexe.«
    »Woran erkennst du das?«, fragte ich erstaunt.
    »Sie hat eben einen Mann verschwinden und mehrere Meter weiter links wieder erscheinen lassen. Ihre Art zu sagen, dass er verschwinden soll.«
    »Das ist bemerkenswert!«, ließ ich Marc wissen. Mein Blick huschte über die Gesichter der Anwesenden. Es waren etwa vierzig Personen hier unten im Club. Da dieser weitläufig war und ich dank Zoom der Brille auch die hinteren Bereiche ausspähen konnte, wurde mir eines sehr schnell klar – Pérez war nicht zugegen.
    »Trinken wir etwas?«
    Marc nickte. »Aber pass auf, was du bestellst. Nicht, dass du eine Flasche mit Blutzusatz erwischst. Oder Fleischeinlage. All diese Kreaturen haben verschiedene Geschmäcker. Halte dich an H-Getränke, sofern es welche gibt.«
    »H-Getränke?«
    »H wie Human.«
    Ich stöhnte. »Gönn mir eine Pause!« Damit ließ ich ihn stehen und ging zur Theke.
    Ein junger Mann mit unzähligen Piercings im Gesicht, enger Lederweste und dürren Armen schaute mich fragend an. »H-Bud?«
    »Zwei davon!« Danke, Marc! Du hast was gut bei mir.
    Kurz darauf standen die Flaschen vor mir. Ich zahlte, griff nach den Getränken und kehrte zurück zu Marc, der sich inzwischen einen kleinen Ecktisch gesucht hatte.
    »Mörderische Triebe!«, sagte er, als ich ihm das Bier reichte.

    »Wie meinst du das?«
    Er deutete auf einen jungen Mann, der nicht weit entfernt auf Decken lag und mit verdrehten Augen ekstatisch zuckte. Auf ihm saß eine betörend schöne Frau. Sie ließ ihr Becken kreisen, ihr Mund schien jedoch auf seinem Hals zu kleben. Ihre Augen leuchteten rot, während sie das Blut ihres Opfers trank. Ein dünnes, rotes Rinnsal lief zwischen ihren Lippen hervor, ihr Hals bewegte sich immer dann, wenn sie schluckte.
    »Sie wird ihn töten!«
    »Vermutlich. Würde das hier in einem normalen Club passieren, würde ich die Waffe ziehen und sie von ihm runterziehen. Aber wer
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