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Mörderische Triebe

Titel: Mörderische Triebe
Autoren: G Arentzen
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und eine unschuldige Familie abgeschlachtet.
    Vor allem aber verstand ich nicht, wieso ich schon jetzt – sechs Monate nach meiner Verurteilung, dem Tode ins Auge blickte. Es war unmöglich, dass bereits alle Rechtsmittel ausgeschöpft, alle Einsprüche abgeschmettert worden waren. So etwas dauerte Jahre – nicht Wochen.
    Und doch lag ich hier.
    Wusste mein Anwalt, was mit mir geschah?
    Oder war das hier ein illegales Verfahren, um einen großen Justizirrtum zu vertuschen?
    Ich vermochte es nicht zu sagen. Man hatte mich nicht telefonieren lassen, meinen Anwalt hatte ich schon lange nicht mehr gesehen.
    Ich hätte schreien, toben und mich gegen das Unvermeidliche zur Wehr setzen müssen.
    Aber all das tat ich nicht.
    Warum?
    Ich blinzelte und schaute die Wärterin an, die nun mein Hemd wieder schloss. »Was ist hier eigentlich los?«, fragte ich sie. »Wieso werde ich so schnell exekutiert und wo ist mein Anwalt? Wieso durfte ich niemanden …«
    Sie schaute mich an und ihr Blick veränderte sich. Unsicherheit spiegelte sich in ihren Zügen wieder. »Es ist Zeit zu sterben!«, erklärte sie, und nun war ihre Stimme rau.
    »Aber …«
    Die Wärter schoben Trennwände vor die Schränke, um sie zu verdecken. Dann glitt ein Teil der Wand links von mir hinab und ich konnte ein Fenster entdecken.
    Dahinter standen vier Personen – die Zeugen meiner Exekution.
    »Was zur Hölle ist hier los!«, rief ich und versuchte, mich gegen die Lederriemen zu stemmen, die mich hielten. »Das ist doch keine normale Hinrichtung?«
    »Nein!«, bestätigte einer der vier Männer. »Lara Meyer, du wurdest von einem Militärgericht der Vereinigten Staaten von Amerika zum Tode durch die Giftspritze verurteilt. Das Urteil wird nun vollstreckt.«
    Ich blickte mich um. »Das hier ist Mord. Ich will mit meinem Anwalt sprechen. Er wird Fragen stellen. Ihr dürft mich nicht so einfach …«
    »Ruhe!«, rief der Mann auf der anderen Seite des Fensters. »Du hast eine Familie abgeschlachtet. Du bist eine elende Mörderin. Aber du bist auch eine verdammte Kriegsheldin und eine verdiente Agentin des Staates. Dich den normalen Weg gehen zu lassen, würde viel zu viel Staub aufwirbeln. Darum das hier. Also, trage es mit Fassung, Soldat!«
    »Hätte ich diese Leute umgebracht, würde ich es mit Fassung tragen. Aber das habe ich nicht! Allein der Prozess vor einem Militärgericht erscheint mir im Nachhinein seltsam. Habt …«Ich begriff. »Ihr habt mich die ganze Zeit unter Drogen gesetzt!«
    Mein Puls schoss weiter in die Höhe, während ich mich in die Fesseln stemmte.
    Bis vor wenigen Minuten war mir alles völlig normal und logisch erschienen. Der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Meine Verlegung in ein Hochsicherheitsgefängnis und der Exekutionsbefehl. Das sich mein Anwalt nicht mehr hatte blicken lassen, dass man mich vor sechs Tagen hierher in die Todeszelle verlegte und auch, dass es nun eben an der Zeit war.
    Aber jetzt, Sekunden vor der Exekution, schien die Droge ihre Wirkung zu verlieren. Ich begriff – und mir wurde die Ungeheuerlichkeit dieser ganzen Prozedur bewusst.
    Die Maschine mit dem Gift-Cocktail summte. Ich drehte den Kopf und sah, dass ein Kolben den Inhalt einer Ampulle in den Schlauch drückte.
    Das Narkosemittel, welches mir das Bewusstsein raubte und mich in eine so tiefe Ohnmacht sinken ließ, dass ich allein daran starb.
    »Nein!«
    Ich spürte ein Brennen im Arm, als das Mittel in meine Vene floss. »Nein, das könnt … ihr … nicht … ma…«
    Mein Bewusstsein schwand. Die Welt um mich herum schien in einem Strudel zu versinken. Schneller und schneller drehte sich meine Umwelt, Schwärze schob sich von den Seiten her in mein Blickfeld.
    Ich sterbe .
    Szenen aus meinen Leben zogen in rascher Folge an meinem geistigen Auge vorbei, während die Schwärze mehr und mehr nach mir griff.
    Mein Körper fühlte sich leicht, fast schwerelos an, während mein Bewusstsein davonglitt.
    »Gleich hast du es überstanden!«, hörte ich die Wärterin sagen. Ihre Stimme drang von weit, sehr weit entfernt an mein Ohr. So, als würde sie in einem völlig anderen Raum stehen.
    Scheiße!
    Mein letzter Gedanke, ehe die Schwärze allumfassend wurde und meine Sinne im Nichts zu verlaufen schienen.

 
II
     
    Das Bett, in dem ich erwachte, war groß, weiß und erinnerte stark an die Betten, wie man sie auch in Krankenhäusern findet.
    Ein weißer Verband bedeckte die Einstichstelle, durch die das Gift in meinen Körper geflossen
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