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Mörderische Triebe

Titel: Mörderische Triebe
Autoren: G Arentzen
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war.
    Meine Muskeln schmerzten. Besonders aber tat es weh, wenn das dünne, weiße Nachthemd, welches man mir angezogen hatte, über meine Brust rieb.
    Verwirrt blickte ich mich um.
    Normalerweise hätten meine Überreste – Asche, vielleicht kleine Knochenstücke und die Füllung meines linken Backenzahns – in einer Urne liegen müssen, die wiederum auf dem Friedhof des Gefängnisses ruhte. Ein schlichtes Holzkreuz – Name, Geburtstag und ein mit einem X versehener Todestag. X – für Exekution.
    Das weiße, weiche Bett sah nicht aus wie eine Urne, es fühlte sich auch nicht so an. Vor allem aber fühlte sich das Erwachen nicht an, als sei dies das Leben nach dem Tod. Das Paradies.
    Nun ja, die Hölle war es auch nicht.
    Ich schaute mich weiter um. Der Raum war in etwa so groß wie meine Zelle im Todestrakt; drei Meter mal drei Meter. Immerhin entdeckte ich eine offene Tür, hinter der sich ein Badezimmer befand.
    Das Fenster links von mir war vergittert. Die Tür, die wahrscheinlich hinaus auf einen Gang oder zu einem anderen Raum führte, besaß keine Klinke und kein Schloss. Es war mir also nicht möglich, sie zu öffnen.
    Neben mir stand ein Nachttischchen und auf diesem wiederum ein Plastikbecher mit Orangensaft.
    In der Luft lag ein angenehmes Aroma; es roch nach Zitrone und Frühlingsfrische. Passend zur Jahreszeit, denn wir hatten Mai.
    Kein guter Monat, um exekutiert zu werden …
    Langsam stand ich auf, schwang die Beine aus dem Bett und stöhnte, als meine Muskelschmerzen stärker wurden.
    Vor allem aber steigerten die Bewegungen das Brennen auf der Brust.
    Was zur Hölle …? Langsam schob ich das Nachthemd nach oben, streifte es über den Kopf und blickte an mir herab.
    Zwei kreisrunde Brandwunden zeichneten sich rechts und links über meinen Rippenbögen ab.
    Sie haben mich reanimiert. Mit Elektroschocks aus dem Reich der Toten zurückgeholt. Ein Schauer rieselte über meinen Rücken. Ich war auf dieser elenden Pritsche gestorben. Und dann …
    Hatten sie begriffen, dass sie mir Unrecht taten? Dass sie mich nicht einfach verschwinden lassen konnten – auch wenn ich keine nahen Angehörigen mehr hatte, die sich um mich kümmerten?
    Fast schien es so. Das zumindest war in diesem Moment die einzige Erklärung, die einen Sinn ergab.
    Ich hatte das Nachthemd gerade wieder angezogen, als ein Summen erklang und die Tür aufschwang.
    Ein älterer Mann – seinem Aussehen nach hatte er die Fünfzig bereits überschritten – trat ein und schaute mich abschätzend an. In der Hand hielt er einen Schnellhefter, eine Notebooktasche hatte er sich über die Schulter gehängt.
    Hinter ihm erschien eine deutliche jüngere Frau. Sie trug zwei Stühle.
    Erst jetzt fiel mir auf, dass es in meinem Raum keinen Tisch und keine Sitzgelegenheiten gab. Nur eben das Bett und den Nachttisch.
    Kein Schrank, in dem meine Kleider hätten hängen können.
    »Mein Name«, stellte sich mein Besucher vor, »ist Deputy Director Steward Redcliff, United States Marshals Service. Ich leite die Abteilung für Spezialfälle.«
    »Zeugenschutzprogramm?«, frage ich erstaunt. Was will der denn von mir?
    »Nein, Spezialfälle!«
    Redcliff sagte dies, als seien damit alle Unklarheiten beseitigt. Dabei wusste ich nicht, was das United States Marshals Service – USMS – unter Spezialfällen verstand. Vor allem aber wusste ich nicht, was zur Hölle hier lief.
    »Haben Sie mich … reanimieren … lassen?«, fragte ich vorsichtig. Dass die beiden vor meinem Bett standen, konnte schließlich kein Zufall sein.
    »So ist es«, bestätigte Redcliff. »Sie haben eine Familie ausgelöscht. Aber mehr als das haben Sie dem USMS damit einen erheblichen Schaden zugefügt.«
    Ich verdrehte die Augen. »Zum x-ten Mal – ich habe keine Familie abgeschlachtet. Auch wenn es mir zur Last gelegt wird. Ich war es nicht .« Dann fiel mir ein, was er gerade gesagt hatte. »Haben Sie mich reanimieren lassen, um mich noch einmal hinzurichten?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Commander. Und um auf Ihre Verteidigung zurückzukommen, so lassen Sie sich gesagt sein, dass Sie diese Familie ausgelöscht haben. Sie brachen in das Haus der Robinsons ein und schlachteten jeden einzelnen ab. Auch Deputy Marshal Jack Robinson; einer unserer fähigsten Männer. Wir haben Aufzeichnungen, die Sie bei dieser Bluttat zeigen.«
    »Aufzeichnungen? Hätte es Filme von Überwachungskameras gegeben, so hätte man diese bei Gericht verwertet.«
    Redcliffs Begleiterin nahm das
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