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Moerderische Dividende

Titel: Moerderische Dividende
Autoren: Anne George
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Gelächter bis hin zu der Frage: »Was sollen wir dann mit seinem Hintern machen?« Letzteres ist eine vernünftige Frage, da Vulcanus, der Gott der Schmiedekunst und das Symbol von Birminghams Stahlindustrie, zwar eine Schürze trägt, die den Teil seiner Anatomie bedeckt, den kein Mann gern von Funken getroffen sähe. Sein gewaltiges muskulöses Hinterteil aber leuchtet unverhüllt wie ein Mond über dem ganzen Tal hinter ihm.
    Wir, die wir unter diesem Mond leben, sind an ihn gewöhnt und daher ganz erstaunt, wenn Besucher, die zum ersten Mal in der Stadt sind, ausnahmslos aufblicken und »Mein Gott! Seht euch das an!« sagen. Dann wollen sie hoch zu dem Souvenirladen im Vulcan Park, um sich T-Shirts zu kaufen und Bierkrüge, die die Kehrseite der Statue ziert, weil ihre Freunde in Seattle, Denver oder wo auch immer es sonst nicht glauben werden.
    Nun, zumindest hat man im Park einen herrlichen Blick über die Stadt.
    »Da will eine Frau Vulcanus in einen Engel verwandeln«, sagte ich Fred. »Ihm Flügel verpassen.«
    Fred blickte nicht einmal auf. »So was Dummes. Vulcanus ist viel zu sehr Mann.«
    »Können Männer keine Engel sein?«
    »Nicht Vulcanus.«
    »Warum nicht?«
    »Das geht eben einfach nicht.«
    Vermutlich fand er, das sei eine Antwort. Als ich merkte, daß keine weiteren Ausführungen kamen, setzte ich meine Lektüre fort. Es war allerdings nicht viel los. Die einzige andere Geschichte, die mir als ungewöhnlich ins Auge stach, war eine über Strauße aus Alabama, die nach China exportiert wurden. Ihr Fleisch war weniger fett und eiweißreicher als Rindfleisch, und ihre Körpertemperatur war hoch genug, um chinesischen Parasiten zu widerstehen.
    »Fred?« fragte ich. »Wußtest du, daß in Alabama Strauße gezüchtet werden? Man exportiert sie nach China.«
    »Klar. Es gibt jede Menge unten um Demopolis herum.«
    »Da braucht man eine Menge Bratfolie und einen großen Ofen.«
    »Mhm.« Er wandte sich der nächsten Seite zu.
    Muffin war zu mir aufs Sofa gekommen. Ich schob sie beiseite, stand auf und ging in die Küche, um mir einen Tee zu holen. Als ich aus dem Fenster blickte, sah ich Mitzi neben ihren Lilien sitzen. Sie saß einfach da, den Kopf gesenkt, als ob sie etwas auf dem Boden studiere. Da war eindeutig etwas nicht in Ordnung.
    Ich ging hinaus an den Zaun. »Alles in Ordnung mit dir?« rief ich.
    Sie blickte erschrocken hoch. Dann lächelte sie. »Ja.«
    »Mit den Mädchen auch? Dem Baby?«
    Mitzi und Arthur haben zwei Töchter, Barbara und Bridget, die sich, wie unsere Kinder auch, damit Zeit gelassen haben, für uns Enkel zu produzieren. Bridget hatte vor kurzem Andrew Cade zur Welt gebracht, laut Mitzi das hübscheste Kind, das je geboren wurde.
    »Es geht ihnen gut. Warum?«
    »Du schaust irgendwie niedergeschlagen drein.«
    »Ich denke nur nach.« Sie hob einen kleinen Spaten auf.»Ich frage mich, ob hier genügend Sonne für die Chrysanthemen ist.«
    »Das ist ein guter Platz dafür.« Wie sie genau wußte. Sie hatte letzten Herbst ein großes Chrysanthemenbeet an dieser Stelle gehabt. Ich erinnerte mich, wie viele Schmetterlinge die leuchtendgelben Blumen angelockt hatten. Das war es also nicht, worüber sie sich Gedanken machte.
    »Ich glaube auch.« Mitzi stieß den Spaten in die Erde vor den Lilien.
    »Hast du Spargel bekommen?« fragte ich.
    »Ja, danke für den Tip.«
    »Ist doch selbstverständlich. Bist du sicher, daß dir nichts fehlt?«
    Sie lächelte und schüttelte den Kopf. »Es geht mir gut. Wirklich.«
    Offenkundig stimmte das nicht, aber was auch immer nicht in Ordnung war, sie wollte allein damit klarkommen. Nun, sie wußte, daß ich da war, falls sie mich brauchte.
    Fred blickte in den Kühlschrank, als ich, voller Sorge um Mitzi, zurückkam.
    »Weißt du was?« sagte er. »Laß uns zu John’s essen gehen.«
    »Magst du auf einmal keine Paprika mehr?«
    »Doch, doch. Ich habe nur plötzlich so einen Heißhunger auf einen Krautsalat von John’s.«
    »Ich habe alles mögliche Grünzeug da.«
    Fred schloß die Kühlschranktür. »Ich will gebackenen Red Snapper. Ich will Krautsalat. Ich will Limonenkuchen.«
    »Du möchtest einen Cholesterinschub.«
    »Du hast’s erfaßt.« Er tätschelte im Vorübergehen mein Hinterteil. »Komm, sei ein bißchen lieb zu mir, und ich führ dich zu einem schweinemäßig guten Essen aus.«
    »Gebackenen Red Snapper und Krautsalat.«
    »Viel schweinemäßig besser geht’s doch nicht.«
    Und so rutschte meine Sorge um Mitzi ganz
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