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Moerderische Dividende

Titel: Moerderische Dividende
Autoren: Anne George
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sage mit Sicherheit irgend etwas wie ›Erinnern Sie sich noch an die Luftschutzübungen im Zweiten Weltkrieg?‹.«
    »Warum solltest du? Bei wie vielen Verabredungen fängst du von Luftschutzübungen im Zweiten Weltkrieg an? Bleib realistisch. Normalerweise taucht das nicht auf in einer Konversation.« Ich machte eine Pause. »Du hättest ihn wirklich nicht anlügen dürfen.«
    »Ich weiß. Aber es war so verlockend.« Sie schnipste irgendwas von ihrem Hosenbein.«Ich glaube, das war ein Floh. War Woofer auf dem Sofa? Oder Muffin?«
    Ich sprang für meinen guten alten Hund und Haleys Katze Muffin, die bei uns wohnte, solange unsere frischverheiratete Tochter in Warschau war, in die Bresche. »Woofer und Muffin haben keine Flöhe. Falls da ein Floh war, hast du ihn mitgebracht.«
    »Bubba hat auch keine Flöhe.«
    Das war wahrscheinlich richtig. Die Katze meiner Schwester verbrachte die meiste Zeit dösend auf einem Heizkissen auf dem Küchentresen. Jedem normalen Floh wäre das viel zu langweilig. Ich kehrte zum Thema zurück.
    »Was den Investmentclub betrifft, bist du interessiert?«
    »Na klar. Ich bring’ Shirley Gibbs mit.«
    »Deine Finanzberaterin?«
    »Genau. Die mir empfohlen hat, Intel-Aktien zu kaufen, als sie frisch auf den Markt kamen.«
    »Sie ist ein Profi, Schwesterherz. Der Witz an dem Club ist doch, daß sich da ein Haufen Amateurinnen zusammentun, um was über den Markt zu lernen, sich über Aktien zu unterhalten und die Kurse zu verfolgen. Natürlich können wir hinterher mit ihr die Aktien überprüfen, für die wir uns entschieden haben. Ich bezweifle sowieso, daß sie bei so etwas gern dabeisein würde.«
    »Doch, würde sie. Wir könnten entscheiden, welche Aktien wir kaufen wollen, und Shirley könnte einfach nicken oder den Kopf schütteln. Abgesehen davon brauchen wir jemanden, der die Aktien dann für uns kauft.«
    »Das stimmt auch wieder. Ich bespreche es mit Mitzi.«
    Diese Antwort schien Schwesterherz zufriedenzustellen. Sie stand auf. »Okay. Habe ich dir eigentlich von den Kondomen erzählt?«
    »Was für Kondome?«
    »Shirley hat schon damals empfohlen, in Kondomaktienzu investieren, als noch alle dachten, sie wären nur für den Notfall.«
    Kondom-Notfälle? Die Sache wollte ich lieber nicht näher vertiefen.
    Ich legte meine Stickarbeit nieder und folgte ihr zur Hintertür. »Viel Spaß heute abend.«
    Sie runzelte die Stirn. »Meinst du, ich sollte ihm anbieten zu fahren?«
    »Improvisier einfach.«
    Ich trat hinaus ins Sonnenlicht und sah Schwesterherz nach, als sie wegfuhr. Die große Kräuselmyrte im Garten der Phizers stand noch immer in ihrer wassermelonenfarbenen spätsommerlichen Blüte. Die Smokarbeit konnte warten, beschloß ich und griff nach Woofers Leine, die hinter der Küchentür hing. Ein schöner Spaziergang, den konnten wir jetzt beide gebrauchen.
    Woofers Iglu-Hundehütte ist das wunderbarste aller Dinge und gleichzeitig auch das Gegenteil davon. Ich hatte sie meines Seelenfriedens halber angeschafft. Woofer ist kein junger Hüpfer mehr, und ich machte mir Sorgen um ihn in seiner alten Hundehütte. Wenn es draußen sehr heiß oder sehr kalt war, holte ich ihn ins Haus, was er nicht besonders mochte. Woofer ist ein Hofhund. Im Haus kann er keine Löcher buddeln oder Eichhörnchen anbellen. Als ich also die Broschüre über den Hunde-Iglu las, in der Kuscheligkeit und Wärme versprochen wurden, war ich schon verloren. Woofer ging es genauso. Er trottete hinein, schnüffelte herum, befand, daß er den Hundehimmel gefunden hatte, und ließ sich häuslich nieder. Selbst an herrlichen, milden Tagen muß man ihn mühsam herauslocken, und ein paar Minuten lang tut er dann so, als hätte ich ihn furchtbar belästigt. Ich muß mir jetzt keine Sorgen mehr machen,es könne ihm zu heiß oder zu kalt sein. Jetzt muß ich mir Sorgen machen, daß er vergißt, wie man sich bewegt.
    Ich lockte ihn mit ein paar Hundekuchen hervor, band ihm die Leine um, und dann schlenderten wir los. Der septemberliche Geruch von Kudzublüten und Knöterich kam von den Hügeln hinter uns heruntergeweht und mischte sich mit dem Geruch von gemähtem Gras; überall flatterten gelbe Schmetterlinge. In einem Garten blühte ein Osmanthus. Ich sog tief die Luft ein.
    Wir waren ein paar Straßen entlanggebummelt und hatten uns gerade wieder umgedreht in Richtung Heimat, als ein weißer Buick neben uns verlangsamte. Ein gutaussehender Mann von vielleicht Anfang Sechzig ließ das Beifahrerfenster
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