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Moerderische Dividende

Titel: Moerderische Dividende
Autoren: Anne George
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nachdenklich an ihrem Zitronenbonbon. »Ich glaube, das war ihr einziger Werbefilm.«
    Manchmal muß man Mitzi ein wenig über die Ziellinie schieben.
    »Und was ist mit ihr?«
    »Sie will einen Investmentclub gründen. Weißt du, so was wie die Beardstown Ladies. Sie hat Connie angerufen, und Connie findet die Idee großartig. Connie hat dann mich angerufen. Sie sagt, sie wollen so etwa fünfzehn bis zwanzig Frauen zusammenbringen, von denen sie wüßten, daß siesich auf sie verlassen könnten. Ich sagte, ich würde gern mitmachen und ob ich dich fragen könnte, du seist zuverlässig. Und sie sagte, klar.« Das Zitronenbonbon trat wieder in Aktion.
    »Klingt gut«, sagte ich. »Ich weiß überhaupt nichts über den Aktienmarkt, aber ich würde es gern lernen. Solange wir nicht allzuviel investieren müssen.«
    »Meinst du, Mary Alice wäre auch interessiert?«
    »Meine Güte, Mitzi, ihr
gehört
doch schon der Aktienmarkt.« Eine Übertreibung, aber als Witwe dreier Ehemänner, die alle reich gewesen waren wie Krösus, ist sie mit Geld nicht gerade schlecht ausgestattet.
    »Aber sie könnte uns vielleicht Tips geben, welche Aktien wir kaufen sollen. Was ihre Börsenmakler so empfehlen.«
    »Ich werde es ihr sagen«, versprach ich. »Auch wenn sie einen Investmentclub so dringend braucht wie ein Loch im Kopf.«
    »Aber du bist definitiv interessiert.«
    »Absolut. Laß mich wissen, wann ich zum ersten Treffen erscheinen soll.«
    »Wir gehen zusammen«, versprach Mitzi. Sie stand auf und streckte sich. »Ich muß einkaufen gehen. Keine Ahnung, was ich zum Abendessen machen soll. Arthur hat plötzlich beschlossen, Vegetarier zu werden, er sagt, das sei besser für die Gesundheit. Wahrscheinlich ist es das auch, aber meine Güte, vierundsechzig Jahre alt, und auf einmal wird er Vegetarier.« Sie lächelte. »Ich habe ihm gesagt, ich würde ihn dabei unterstützen, aber es wird für ihn bestimmt so schwierig wie das Rauchen aufzugeben. Gut möglich, daß er jetzt gerade im Burger King einen Whopper verdrückt.«
    »Ich habe gestern im Piggly Wiggly frischen Spargel geholt.Kostete ein Vermögen. Kam aus Mexiko und schmeckte köstlich.«
    »Klingt gut.« Sie blieb einen Moment in der hinteren Tür stehen. »Du hast es gut, Patricia Anne, daß du Fred hast. Der ißt alles.«
    Ich nahm das als Kompliment. »Und du hast es gut mit Arthur, auch wenn er Vegetarier ist. Mehr Gemüse könnte uns allen nicht schaden.«
    »Ich weiß.« Sie winkte kurz und ging die Treppe hinunter.
    Ich sah ihr nach, wie sie durch den Garten ging: eine mollige hübsche Frau, die jünger aussah als vierundsechzig. Irgend etwas an der Art, wie sie »Ich weiß« gesagt hatte, hatte nicht ganz so gut geklungen. Einen Moment lang fragte ich mich, ob nebenan alles in Ordnung war. Aber dann zuckte ich die Schultern und ging an meine Stickerei zurück. Natürlich war alles in Ordnung.
    Ein paar Minuten später ging die Hintertür auf, und Mary Alice rief: »Hallo!«
    »Bin im Wohnzimmer«, rief ich zurück.
    »Hast du Eistee in der Küche?«
    Sie holte sich welchen und trat mit einem Glas in der Hand schwungvoll ein, in einem cremefarbenen Hosenanzug, den ich noch nie gesehen hatte.
    »Du siehst gut aus«, sagte ich. »Wofür hast du dich denn so in Schale geworfen?«
    Sie sank auf das Sofa. »Ich war auf dem Friedhof. Heute ist Rogers Geburtstag.«
    Roger Crane war Ehemann Nummer 3 gewesen. »Hattest du für die andern auch Blumen dabei?« fragte ich.
    »Natürlich. Ich wollte nicht, daß einer von ihnen gekränkt ist.«
    Mary Alices Ehegatten sind nebeneinander begraben.Wie sie sagt, ist das praktisch und bisher hat sich keiner beschwert.
    »Deshalb habe ich mich ein bißchen hübsch angezogen«, fuhr sie fort. »Ich stelle mir gern vor, daß sie das freut.«
    Und ich würde mir gern vorstellen, daß sie scherzte, aber ich glaubte es nicht. Sie fuhr sich mit einem Papiertaschentuch über die Stirn. »Ich schwitze wie eine Nutte in der Kirche, so verdammt heiß ist es dieses Jahr.«
    »Wir haben September. Was erwartest du?« Ich reichte ihr die Bluse, die ich bestickte. »Wie findest du das?«
    »Merkwürdig. Wieso stickst du Weihnachtsbäume auf eine alte Bluse?«
    Ich riß sie wieder an mich. »Ich übe. Ich will Weihnachtskleider für deine Enkelinnen machen.«
    »Oh. Das ist nett.« Sie nahm ihren Tee und trank das Glas in einem Zug leer. »Mein Gott, ist mir heiß. Für Bear Bryant hatte ich auch ein paar Blumen mit.«
    »Warum?«
    »Ich hatte ihm
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