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Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)

Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)

Titel: Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
Autoren: Lois Greiman
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über Solberg erfahren und für seine Tochter gebetet. Und Solberg direkt ins Fegefeuer geschickt, ohne dabei über »Los« zu gehen. Vielleicht hatten die Methodisten, was das anbetraf, einen besseren Draht nach oben als die Katholiken. Meiner Mutter zufolge hatte sie seit unserer Geburt jeden Abend für ihre Sprösslinge gebetet, und dem derzeitigen Zustand ihrer Nachkommenschaft nach zu urteilen, sollte sie lieber auf den Knien bleiben, da meine Nikotinsucht noch eine der niederen Sünden war innerhalb eines Klans, der Gerichtsvorladungen wegen Trunkenheit im Straßenverkehr sammelte wie andere Leute Münzen.
    Ich kam wieder an der Haustür an und war schlichtweg ratlos. Als ich in die Dunkelheit hineinstarrte, entdeckte ich Solbergs Briefkasten am Ende der Auffahrt und blickte mich verstohlen um. Alles schien ruhig zu sein . Warum also nicht?, dachte ich daher.
    Der Gang zum Briefkasten war schon lächerlich lang. Bei mir zu Hause konnte ich die Hand aus dem Fenster strecken und die Zeitung reinholen. Falls Freddy Krueger doch in der Bougainvillea lauerte, hielt ich den Atem an, damit er mich nicht keuchen hörte wie einen fetten Kerl beim Belastungstest, und warf einen prüfenden Blick die Straße hinunter. Nirgends schien jemand zu lauern, darum öffnete ich den Briefkasten mit langsamer Unsicherheit. Er war so vollgestopft, dass fast nichts mehr hineinpasste. Ich nahm alle Briefe heraus, schloss den Deckel und ging lässig die Auffahrt wieder hoch.
    Schnell setzte ich mich ins Auto und verriegelte die Türen. Dann schaltete ich das Innenlicht an, drehte meinen Hals mit einem Knirschen nach hinten und überprüfte die Rückbank. Auch hier war kein Krueger in Sicht. Zur eigenen Ermutigung atmete ich ein paarmal tief ein und durchsuchte dann Solbergs Post.
    Vom Energieversorgungsunternehmen hatte er eine Rechnung erhalten, drei Briefe von Kreditinstituten sowie mehrere Schreiben von Umweltorganisationen, die ihn um finanzielle Unterstützung bei der Rettung von Amöben bis hin zu Seelöwen baten.
    Viele Hinweise ergaben sich daraus jedoch nicht. Und ganz gleich, wie besorgt ich über die Notlage der Seelöwen war, ich war einfach zu neugierig, den Aufenthaltsort des kleinen Computerfreaks herauszufinden, um mich in diesem Augenblick eingehender mit ihnen zu beschäftigen.
    Ich blätterte durch seine restliche Post. Zwei Zeitschriften waren darunter, die aussahen, als bekäme er sie, egal, ob er wollte oder nicht, sowie eine Mitteilung seines Zahnarztes, dass die halbjährliche Kontrolluntersuchung fällig sei. Nichts Wichtiges also. Das letzte Poststück weckte schließlich mein Interesse.
    Es war eine Zeitung namens Nerd World. Ich zog sie aus dem unteren Teil des Stapel heraus und starrte sie gespannt an. J. D. Solberg, bisher zu Recht bekannt als der »PC-Gott«, hatte die aktuelle Ausgabe seines heiß geliebten Technikmagazins nicht abgeholt. Ich wusste, dass es seine Lieblingszeitschrift war, weil Elaine mir erzählt hatte, dass sie mehrmals Artikel von ihm dort abgedruckt hatten. Und wenn ich eines ganz sicher wusste, dann, dass J. D. jede Veröffentlichung liebte, die ihn nicht gerade aussehen ließ wie einen schwachsinnigen Esel auf …
    Etwas schlug gegen mein Fenster. Ich kreischte wie ein aufgeschrecktes Klammeräffchen und fuhr herum.
    Eine Frau stand leicht gebückt neben dem Saturn und zog gerade ihre Hand zurück. Ich versuchte, mein rasendes Herz zu beruhigen, und fragte mich, ob es wohl schon zu spät war, die Post zu verstecken. Briefe vom United States Postal Service zu klauen war immerhin eine Straftat.
    Die Fremde stand immer noch da, aber ihr Lächeln schwand schon ein wenig, und langsam runzelte sich die Stirn.
    Ich atmete tief ein. Sie war etwa so alt wie ich, schlank, ordentlich gekleidet und hatte, soweit ich das beurteilen konnte, keine Klingen an ihren Fingerspitzen. So weit, so gut. Andererseits trug sie Gartenhandschuhe.
    Hoffnungsvoll verbreiterte sie ihr Lächeln und bedeutete mir, das Fenster herunterzukurbeln.
    Meine höfliche katholische Erziehung bestand darauf, dem Folge zu leisteten. Obwohl sie genauso gut eine blutige Gartenschaufel hinter ihrer khakifarbenen Caprihose verbergen könnte. Was in diesem Viertel allerdings auch eher unwahrscheinlich war. Jeder, der sich hier ein Haus leisten konnte, hatte auch das nötige Kleingeld, um jemanden einzustellen, der nichts ahnenden Psychologinnen die Gurgel durchschnitt.
    Sie starrte mich immer noch an.
    Nach reiflicher Überlegung
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