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Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)

Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)

Titel: Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
Autoren: Lois Greiman
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drückte ich auf den Fensteröffner. Nichts tat sich, wie immer, wenn das Auto nicht lief. Also löste ich die Verriegelung und öffnete die Fahrertür. Der Saturn gab sein gewohntes Ächzen von sich. Ich zog den Schlüssel ab. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte ich und schaffte es, wie ich glaube, meiner Stimme einen Hauch von Arroganz gepaart mit Höflichkeit zu verleihen. Als wäre es mein gottgegebenes Recht, Solbergs Post wie ein irrer Stalker zu durchwühlen.
    »Hi!« Sie lächelt mich verwirrt an. Ihre Zähne waren so perfekt aneinander gereiht wie Perlen auf einer Kette. Ich entschied an Ort und Stelle, es auch einmal mit solch einem Bleichmittel zu versuchen.
    »Hallo«, begrüßte ich die Frau. Psychologen werden bezahlt, um zuzuhören. Witzige, schlagfertige Antworten gehören leider eher nicht zu meinem Rüstzeug.
    Ihre Caprihose war so klein, dass selbst Barbies beste Freundin Midge locker reingepasst hätte, und ihr kurzes, lachsfarbenes Top reichte nicht einmal über den schmalen Hosenbund.
    »Ich habe in meinem Garten gearbeitet,« sie zeigte in Richtung Osten, »als ich Ihr Auto in der Auffahrt stehen sah.«
    »Oh.« Das war das Beste, was mir auf die Schnelle einfiel. Ich hatte sie ja auch erst seit ungefähr achtzehn Minuten durchs Autofenster betrachtet. Scheint, als zählte das Meistern sozialer Situationen ebenfalls nicht zu meinen Stärken.
    »Sind Sie eine Freundin von Jeen?«
    »Von wem? Oh! Ja. Von Jeen. Ja. Ich bin eine Freundin von Jeen … Solberg … J. D. Ich bin eine Freundin von ihm.«
    Ach du Schande!
    Ihr Lächeln hatte um ein paar Watt nachgelassen. »Oh, ja. Das hatte ich mir gedacht. Ist er aufgehalten worden? «
    Ich blinzelte sie ungläubig an. Ich hatte immer noch an ihrer »Das hatte ich mir schon gedacht«-Aussage zu knabbern. Wollte sie mich etwa beleidigen? Sah ich etwa aus wie eine, die Näheres zu tun hatte mit einem verwachsenen, kleinen Technikfreak, der mehr Anmachsprüche auf Lager hatte als Verstand? Immerhin trug ich nach wie vor noch mein Chanel-Kostüm, Herrgott noch mal! »Aufgehalten? «, wiederholte ich.
    »Er ist doch nach Vegas geflogen, oder?«
    »Ach so, ja.«
    »Ist er wieder zurück? Also, ich hatte ihn ja schon letzte Woche erwartet, aber er ist nicht ans Telefon gegangen.«
    »Sie haben ihn erwartet?« Ich wollte wirklich nicht so schockiert klingen, aber sie war eine durchaus attraktive Frau – ihre Haare, ihr Aussehen, einfach alles. Warum interessierte es sie also, wann Solberg zurückkam? Es sei denn, sie beabsichtigte, ihren Rottweiler von der Leine zu lassen und die Haustür mit einem Vorhängeschloss zu sichern.
    »Tut mir leid!« Sie lachte, zog einen Handschuh aus und reichte mir die Hand. Einer ihrer Fingernägel war abgebrochen. Innerlich atmete ich erleichtert auf. Nicht, dass mir jetzt der Zustand meiner Nagelhaut besonders peinlich sein musste. »Ich bin Tiffany Georges. Ich wohne direkt neben Jeen.« Wir schüttelten Hände. Sie hatte eine zarte Haut, aber die Handfläche war hart und leicht schwielig. Vielleicht stemmte sie Gewichte und war eine Fitnessstudio-Besessene. Oder sie hatte einen persönlichen Fitnesstrainer. Einen dieser muskulösen Typen, die einen schon zum Schwitzen bringen, sobald man nur einen Blick auf ihre Brustmuskulatur wirft. Aber persönliche Fitnesstrainer kosten etwa hundert Dollar die Stunde. Für diese Summe Geld, dachte ich, konnte man ruhig einiges erwarten. Ich sollte mit einer Tüte Doritos auf dem Sofa faulenzen, während sie einarmige Klimmzüge zu meinem persönlichen Vergnügen machten. Nackt. Splitterfasernackt.
    »Und Sie sind …?«
    Ich merkte, dass wir immer noch Hände schüttelten. Ihr Oberarm wackelte dabei kein Stück. Ich presste meinen fest an den Körper und ließ ihre Hand los.
    »Christina McMullen«, stellte ich mich vor und schaffte es gerade noch, den Doktortitel nicht hinzuzufügen. Ich bin eine selbstsichere, unabhängige Frau. Kein Grund, einen bescheuerten Konkurrenzkampf vom Zaun zu brechen.
    Sie räusperte sich. »Sie sind also eine Freundin von Jeen.«
    »Ähmmm …« Es kam mir fast rachsüchtig von ihr vor, mich zu zwingen, dies zweimal zuzugeben. »Ja, sozusagen. «
    »Arbeiten Sie zusammen?«
    »Nein.«
    »Oh, dann wissen Sie wahrscheinlich auch nicht, wann er zurück sein wird.«
    »Sind Sie denn sicher, dass er nicht schon längst wieder da ist?«
    Ihre Miene verfinsterte sich ein wenig. Vielleicht wunderte sie sich gerade, warum eine seltsame Frau, die von nichts eine
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