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Mörderbrunnen (German Edition)

Mörderbrunnen (German Edition)

Titel: Mörderbrunnen (German Edition)
Autoren: Andrea Habeney
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bitte, soll an diesem Morgen gut sein? Zum einen hätte es mir völlig gereicht, euch morgen zu sehen oder auch einfach überhaupt nicht, zum anderen ruiniere ich mir gerade meine neuen Wildlederschuhe. Ist keiner von euch auf die Idee gekommen, mir zu sagen, dass die Leiche im Sumpf liegt?
    „ Sorry, sie liegt außerdem im Brunnen, nicht im Sumpf.“
    „ Mir völlig schnurz, los holt sie raus da, damit ich wieder heimkomme. Vielleicht sind die Schuhe noch zu retten.“
    Vorsichtig hoben die Mitarbeiter der Spurensicherung die Leiche aus dem Brunnen. Es handelte sich tatsächlich um eine junge blonde Frau, die zunächst auf dem Boden auf einer Plane abgelegt wurde. Auf den ersten Blick waren keine offensichtlichen Verletzungen zu erkennen. Jenny und Logo traten näher heran und blickten dem Prof, der sich schon über die Leiche beugte, über die Schultern.
    „ Macht mal Platz. Ihr erfahrt früh genug, was mit ihr passiert ist. Am liebsten wäre mir, ihr würdet schon mal zurück fahren, dann steht ihr mir wenigstens nicht im Weg herum. Ja, ja, um der Frage zuvor zu kommen, ich mach die Obduktion gleich heute. Sobald ich etwas weiß, sag ich Bescheid.“
    Jenny und Logo blickten sich an. Die Aussicht war verführerisch, im warmen Büro zu warten, statt hier im Regen zu stehen.
    „ Er hat recht, lass uns ins Büro fahren. Da können wir schon mal die Vermisstenmeldungen durchsehen. Irgendwo muss die Frau ja herkommen. Sie scheint höchstens Anfang zwanzig zu sein und die Haarfarbe ist eindeutig blond. Vielleicht sucht sie schon jemand. Lange kann sie nicht hier gelegen haben. Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute jeden Tag in diesen Brunnen gucken. Ich frage mich, wie er sie hierher geschleppt hat und warum.“
    Sie liefen durch den Regen zum Parkplatz zurück und stiegen beide in ihre Autos. Zwanzig Minuten später hatten sie das Präsidium in der Frankfurter Innenstadt erreicht. Als Jenny das Büro betrat, sah sie erleichtert, dass Logo schon dabei war, Kaffee zu kochen.
    „ Den kann ich jetzt gut gebrauchen. Ich hatte heute erst drei Tassen.“
    „ Ich würde verrückt werden mit so viel Koffein.“
    „ Ach was, ohne würde ich gar nicht wach. So, was haben wir denn? Was meinst du, wie weit soll ich zurückgehen in den Vermisstenmeldungen?“
    „ Also für mich sah sie ganz frisch aus. Guck doch erst mal die neuesten durch. Kann natürlich sein, dass sie schon länger vermisst und jetzt erst ermordet wurde.“
    „ Bis jetzt wissen wir ja nicht mal, ob sie ermordet wurde.“
    „ Naja, Jenny, selbst wird sie sich nicht nackt in den Brunnen gefaltet haben.“
    „ Nee, wohl nicht. Überhaupt, dieser vermaledeite Brunnen. Was soll das? Der muss die in der Nacht vom Parkplatz dahin geschleppt haben, sonst wäre er doch gesehen worden. Umständlicher geht’s wohl nicht. Das muss doch einen Grund haben.“
    „ Vielleicht finden sich ja Spuren in dem Matsch. Wobei da mittlerweile so viel Leute rumgetrampelt sind…“
    „ Da glaub ich auch nicht dran. Hoffentlich kann uns der Prof nachher mehr sagen. Ob das mit dem Brunnen eine Bedeutung haben soll? Eine Nachricht? Oder ist es vielleicht doch ein verrückter Selbstmord? Ist ja schließlich eine romantisch-tragische Liebesgeschichte, die sich um das Ding rankt. Vielleicht hat das jemanden inspiriert.“
    „ Hm, dann muss sie aber nackt durch den Wald gelaufen sein, um sich da rein zu quetschen und umzubringen. Tut mir leid, das kann ich mir schlecht vorstellen.“
    „ Ich auch nicht, Logo. Aber ich finde hier nichts. Keine junge blonde Frau ist als vermisst gemeldet. Zumindest nicht hier in der Umgebung.“
    „ Gut, ich fang schon mal an, den Bericht zu schreiben. Ich geh grad mal zu Sascha rüber und schau, ob er schon das Protokoll der Vernehmung von den Bruckmeiers geschrieben hat.“
    Jenny nickte nur abwesend und schenkte sich eine große Tasse Kaffee ein. Keine Zigaretten … kein Problem, kein Alkohol … auszuhalten, kein Kaffee … niemals. Kurz überlegte sie, in die Gerichtsmedizin rüberzufahren und dem Prof bei der Obduktion über die Schulter zu schauen, verwarf die Idee aber gleich wieder. Sie verstand eh nichts von der Sache und war durchaus bereit, auf die Auskünfte des Profs zu vertrauen. Und überhaupt, wieder durch die halbe Stadt nach Sachsenhausen, das war bei Regen auch am Sonntag kein Vergnügen. Auch eines der ungeklärten Geheimnisse der Menschheit, warum neunzig Prozent der Autofahrer beim ersten Regentropfen den größten Teil
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