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Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady

Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady

Titel: Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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Revolver in der Hand. Blitzschnell taxierte er ihren blutverschmierten Schoß und ihr Gesicht. «Du siehst nicht so schlimm aus, wie du bei einem Bauchschuß aussehen müßtest.» Seine Stimme klang drängend und fragend zugleich.
    «Es ist kein Bauchschuß. Nur ein Durchschuß – wie ein großer Nadelstich durch die Bauchdecke.»
    Kim entspannte sich. «Wir wollen es einmal anschauen.»
    Sie blitzte ihn an. «Anschauen, ja. Und was dann? Du hast doch deine Tasche gar nicht hier. Was willst du also tun?» Ihre Stimme hob sich. «Und was zum Teufel treibst du überhaupt hier mit der Pistole? Du bist doch ein Arzt, verdammt noch mal!»
    Er grinste, stieg die Stufen hinunter, kramte in den Taschen eines der Toten und kam mit Zigaretten und einem Feuerzeug zurück. Er setzte sich neben sie und sagte: «Es ist beruhigend, festzustellen, daß du auch Nerven hast wie jeder andere Mensch. Ich habe Danny schon nach meiner Tasche geschickt, gleich als Marker losbrüllte.»
    Er reichte ihr eine angezündete Zigarette. Im Haus war es inzwischen völlig ruhig geworden. Draußen startete ein Landrover.
    Marker erschien wieder in der Vorhalle. Er sah merkwürdig ergriffen aus. «Keiner ist übriggeblieben», verkündete er mit einem Anflug von Schaudern.
    «Mann, ihr solltet sehen, was der Lastwagen angerichtet hat.» Er schüttelte den Kopf. «Und ihr solltet sehen, was dein Willie Garvin angerichtet hat.»
    Modesty fragte: «Wo ist er denn jetzt?»
    «Er ist mit Stavros zum Landeplatz, um Valdez und dieser Maude behilflich zu sein. Sie meldete eben mit ihrem Funkgerät, daß sie achtzehn Gefangene gemacht haben. Achtzehn! Teufel, mit uns wäre es aus gewesen, wenn die über uns hergefallen wären.»
    «Hatten wir Verluste?»
    «Die einzige Verwundung, von der ich erfahren habe, ist, daß Danny sich an irgendeiner Tür einen Finger gequetscht hat.»
    Sie stieß einen langen Seufzer der Erleichterung aus.
    «Wir haben sehr viel Glück gehabt.»
    «Nun», fügte Kim hinzu, «vielleicht hat irgendeiner hier auch ein wenig nachgeholfen.» Er drückte seine Zigarette aus. «Ich nehme an, wir sind die ersten Ex-Sklaven seit dem Bürgerkrieg. Ein merkwürdiges Gefühl.» Er stand auf. «Wir wollen einen Wagen besorgen und dich dann in meine Praxis bringen.»
    Danny Chavasse kam ihnen entgegen, als sie das Haus verließen, Modesty mit behutsamen Schritten, die eine Hand auf Kims Arm, die andere gegen den Bauch gepreßt. Danny brachte Kims Instrumententasche. Er schien verstört. Er sagte: «Es tut mir leid. Ich habe schlechte Nachrichten. Teresa ist tot.»
    Modestys Finger krampften sich zusammen, und ihre Stimme klang rauh: «Tot? Um Gottes willen, wieso denn?»
    «Eine Kugel. Es muß ein verirrter Schuß gewesen sein, der aus dem Haus abgefeuert wurde, gerade als wir eindrangen. Sie stand an der Wäscherei, direkt neben Thurston, und schaute zu. Plötzlich brach sie zusammen, ins Herz getroffen.» Er wischte sich das verschmutzte Gesicht mit dem Hemdärmel ab. «Thurston fragte sich immerfort, warum es ihn nicht getroffen hat. Er werde ohnehin sterben.»
    Modesty rieb sich ein Auge mit dem Handballen.
    Ein roter, schmieriger Streifen erschien auf ihrer Stirn.
    Fast sachlich sagte sie: «Es kommt eben alles so, wie es vorbestimmt ist. Sieh zu, daß Barry und die Kirchengruppe sich um sie kümmern, Danny. Wir nehmen sie mit hinaus.»
    Fünf Minuten später lag Modesty auf dem Tisch in Kim Crosiers Behandlungsraum und wartete, während er sich die Hände wusch. Er hatte ihr ein Beruhigungsmittel geben wollen, aber sie hatte ihn wütend angefaucht: «Ist dir noch nicht aufgegangen, daß eine Luftbrücke organisiert werden muß? Stopf mir das Loch einfach zu, damit es zu bluten aufhört. Das ist alles.»
    Im nächsten Augenblick schon bereute sie ihre Grobheit. Sie hätte viel darum gegeben, wenn sie ein paar Minuten mit Willie Garvin hätte allein sein können, um ihren Kopf an seine Schulter zu legen und die Zweifel, Ängste und Befürchtungen fortzuweinen, die sie in diesen letzten Wochen in einer Ecke ihres Innern eingekapselt hatte. Sie würden sich ohnehin bald von selbst auflösen; aber Tränen waren ein willkommenes Mittel zum sofortigen Abreagieren. Sie war mit ihrer schweren Last in Limbo allein gewesen und fühlte sich jetzt krank vor Erschöpfung.
    Kim trat heran und blickte auf sie hinunter, während er sich die Hände abtrocknete. Seine Miene wurde plötzlich abweisend, und er sagte: «Na ja, ich nehme an, du bist ziemlich
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