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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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befinden?»
    Willie sah ihn ernsthaft mahnend an und wandte sich an Janet: «Lady Janet», sagte er, «darf ich Ihnen M’sieu Vaubois vorstellen, einen alten Freund. M’sieu Vaubois, ich stelle Ihnen Lady Janet Gillam und Mr. Quinn vor.»
    Vaubois starrte ihn wütend an, dann verneigte er sich. «Lady Janet, Mr. Quinn – es ist mir ein Vergnügen.»
    Bevor er weitersprechen konnte, sagte Willie aggressiv: «Natürlich wissen wir, daß wir uns auf französischem Boden befinden. Empfangt ihr so Touristen? Es ist eine verdammte Schande. Wir kommen hierher, um ein bißchen in den Höhlen herumzuklettern, und plötzlich stecken wir in irgendeinem Schloß, und eine Bande übler Typen stößt uns herum. Ich hätte fast meine Gesundheit zerstört. Auf mein Wort, René, ihr solltet …»
    «Und ganz zufällig fanden Sie unseren gemeinsamen Freund Tarrant in diesem Schloß?»
    Willie schaute überrascht drein, dann nickte er mit eifriger Unschuld. «Ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie das erraten haben, aber es stimmt. Das war ein ganz komischer Zufall.»
    «Schön, Willie. Ich habe mir Frasers Gefasel heute schon angehört. Aber das war mein Job, und ich bin wirklich wütend auf Sie.»
    Willie grinste. «Sind Sie ja gar nicht. Sie sind so aus dem Häuschen, weil Sie sich um Modesty Sorgen machen. Deswegen.»
    «Unsinn!»
    Lady Janet sagte höflich mit einer eisigen Stimme:
    «Diese Angelegenheiten scheinen Ihnen nicht unvertraut zu sein, M’sieu Vaubois. Wenn Sie sich in Sir Gerald Tarrants Lage befunden hätten, von wem hätten Sie erhofft, daß er Sie herausholt?»
    Vaubois seufzte und begegnete ihrem Blick mit einem gutgelaunten Lächeln. «Verzeihen Sie mir, wenn ich diese Frage nicht beantworte, Lady Janet.»
    Willie sagte: «Beobachten Ihre Männer das Schloß, René?»
    «Ja. Ganz unauffällig.»
    «Sie können jetzt hinein.» Willie blickte ins Tal, zu der Rauchsäule, die von dem verbrannten Wagen aufstieg. «Ich glaube aber, sie werden dort nicht mehr viel finden.»
    «Ich werde sie über Funk informieren», sagte Vaubois. Dann fügte er ungeduldig hinzu: «Also, wo ist sie jetzt wirklich? Und Tarrant?»
    «Ich werde euch zeigen, wo sie sein sollten. Könnt ihr uns drei in der Kiste mitnehmen?»
    Tarrant öffnete die Augen. Die Sonne erfüllte das Tal mit Wärme. Ihr Licht hatte ihn aufgeweckt. Sein Körper war wund, und seine Gelenke schmerzten, aber zum erstenmal seit vielen Tagen war sein Geist ruhig.
    Er wandte den Kopf. Modesty kniete zwei Schritte von ihm entfernt und starrte durch eine Öffnung in den niedrigen Büschen auf das Tal. Das Gewehr lag auf ihren Knien, sie hielt es locker mit einer Hand. Zwischen den Zähnen hatte sie einen langen Grashalm, an dem sie geistesabwesend kaute. Die für die Jahreszeit ungewöhnliche Hitze war so stark, daß sie ihre Ärmel hinaufgerollt hatte. Ihr Hemd war nicht zugeknöpft. Er betrachtete sie mit ruhiger Verwunderung. Sie hielt nicht einfach Wache.
    Ihr Gesicht hatte den Ausdruck tief in sich versunkener Freude, als lasse sie alles in sich einströmen, was sie sah, während sie langsam den Kopf wandte. Nach ein paar Minuten nahm sie den Grashalm aus dem Mund und berührte damit einen Felsen neben ihr. Tarrant konnte einen großen Käfer auf dem Felsen erkennen, der den Grashalm, den sie ihm vorhielt, untersuchte.
    Er richtete sich auf den Ellbogen auf und sagte: «Guten Morgen.»
    Sie sah ihn ein wenig überrascht an, lächelnd, und machte keinen Versuch, zu verbergen, was das offene Hemd von ihrem Körper sehen ließ. Er wußte, daß sie sich nicht bewußt zur Schau stellte. Es fiel ihr gar nicht ein, daß das von Bedeutung sein könnte, hier und jetzt, nach allem, was geschehen war.
    «Hallo», sagte sie. «Sie sollten noch nicht aufwachen. Sie haben erst eine Stunde geschlafen.»
    Ihr rechter Arm war mit blauen und gelben Quetschungen bedeckt, wo sich Sextons Finger hineingebohrt hatten. Er zuckte bei dem Anblick zusammen und sagte: «Sie haben überhaupt nicht geschlafen, meine Liebe.»
    «Ich bin in Ordnung.» Sie machte eine unbestimmte Bewegung. «Ich genieße das alles.»
    Mit steifen Gliedern rutschte er aus seinem Schlafsack, stand auf und strich mit der Hand über sein stoppeliges Kinn. Er war verwirrt. Er schaute um sich, auf das Tal und den Himmel. In den Tiefen seines Wesens rührte sich etwas, und im nächsten Augenblick durchströmte ihn eine Welle von Freude und Heiterkeit, so plötzlich und stark, daß er den Atem anhielt. Er verstand
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