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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle
Autoren: Peter O'Donnell
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«Gut so, jetzt werden wir die Muskelschicht nähen. Genaugenommen ging’s mir zu Hause nicht besonders. Ich meine, deshalb war ich froh über den Job. Ab und zu habe ich einen vertreten oder als Assistent bei einem praktischen Arzt gearbeitet, aber das war alles nicht das Wahre. Ich bin in der Theorie nicht besonders gut, wissen Sie. Langweiliger Kram. Und gelegentlich ging was kaputt, wenn ich in der Nähe war. Der gute alte Doktor Greeley.» Er kicherte. «Er war bei der Gartenarbeit, als ich ihm die Sache mit seinem Mikroskop erzählte, und da stach er sich die Gabel durch den Fuß.
    Böse Wunde. Ich erbot mich, ihn zu verbinden. Aber er wollte nichts davon wissen. Lieber würde er sich einem wildgewordenen Pavian anvertrauen, meinte er.
    Aber im Grunde war er ein netter Kerl. Ich fand es schade, daß er mir den Laufpaß gab.»
    Als er den Schnitt in Yinas Bauch geflickt hatte, half ihm Modesty, die Kranke auf eine primitive, fahrbare Trage herunterzuheben. Sie schoben sie in den Saal und legten sie auf einen der Strohsäcke, die als Betten dienten. Sie hatten jetzt 22 Patienten weniger als vor einer Woche. Frauen und Kinder am einen Ende, Männer am andern, dazwischen ein Vorhang. Mary Kefoula, das Mädchen aus dem Dorf, das die Mbarrahas mehr oder weniger gezwungen hatten, im Krankenhaus mitzuhelfen, ging mürrisch ihrer Arbeit nach.
    Mehrere Patienten riefen ängstlich nach Pennyfeather, kaum daß sie ihn erblickt hatten. Das taten sie immer. Er beruhigte sie dann stets lautstark auf englisch, und damit gaben sie sich zufrieden. Modesty warfen sie vorsichtige, ein wenig furchtsame Blicke zu. Sie konnte sie sachkundig pflegen, das war alles. Ansonsten kam sie nicht so gut mit ihnen zurecht wie Pennyfeather. Er sprach gerade mit einem jungen Bantu, erklärte ihm, daß er eine Pottsche Fraktur habe, und versicherte ihm aufmunternd, er werde schon bald wieder hinter den Mädchen her sein. Der junge Bantu verstand kein Wort Englisch, aber er grinste erfreut.
    Als Pennyfeather seine Runde gemacht hatte, sagte Modesty: «Heute gibt’s nichts mehr zu tun, Giles, nur noch Routinekram, und damit werde ich allein fertig.
    Am besten, Sie legen sich hin und schlafen ein paar Stunden.»
    «Ja, später vielleicht.» Er kauerte sich neben den Strohsack, auf dem Yina lag. «Ich setz mich noch ein bißchen neben sie. Ich möchte bei ihr sein, wenn sie zu sich kommt.»
    Sie ging, und er nahm Yinas schlaffe Hand und erzählte ihr, wie er einmal in einem Bus der Linie 13 in der Oxford Street die Treppe vom Oberdeck heruntergefallen war. Kein Wunder, dachte Modesty, daß seine Medizinerkollegen ihn für verrückt hielten; aber es war auch jammerschade. Und sie fragte sich, ob irgendeiner von ihnen seine Sache hier draußen in Kalimba so gut gemacht hätte wie Giles Pennyfeather.
    Spät abends kam er endlich in den winzigen Bungalow, in dem er wohnte, nur fünfzig Meter von der Hospitalbaracke entfernt. Das Dorf lag auf der einen Seite eines kleinen Flusses und war mit gut dreihundert Einwohnern die größte Siedlung im Umkreis von zehn Meilen. Die Hütten der Eingeborenen befanden sich ziemlich nahe am Flußufer. Die winzige Kirche, die Schule, das Haus der Mbarrahas, das Hospital und der Bungalow standen alle auf einer Anhöhe am Westrand des Plateaus, auf dem Modesty mit ihrer Comanche gelandet war.
    Sie hatte Pennyfeather ein kaltes Abendessen gerichtet und wartete, eine Zigarette rauchend, auf ihn, als er aus dem Hospital kam. Er erzählte ihr, Yina ginge es gut, warf einen Stuhl um, stellte ihn wieder auf und fragte, ob John und Angel von ihrer Fahrt in eines der Dörfer in der Umgebung zurückgekommen seien.
    «Bis jetzt noch nicht. Wollten Sie etwas mit ihnen besprechen?»
    «Nein, nein, es ist nur, weil – nun ja, weil Sie hier bei mir sind. Ich meine, hier in meinem Bungalow, wo es doch schon dunkel ist und so.»
    «Ich verstehe. Aber machen Sie sich nur keine Sorgen um meinen guten Ruf, Giles.»
    Er zwinkerte. «Es tut mir leid, aber daran habe ich eigentlich gar nicht gedacht. Ich war nur darauf erpicht, John und Angel nicht vor den Kopf zu stoßen, das ist alles. Furchtbar nette Leute, aber ein bißchen engherzig. Sie sind sehr religiös, wissen Sie.»
    «Das soll bei Missionaren vorkommen. Keine Angst, ich gehe ins Haus hinauf, sobald ich ihren Wagen höre, aber ich glaube kaum, die beiden würden Ihnen zutrauen, mich zu verführen.» Sie hielt inne, als sie gerade den Kaffeetopf von dem kleinen Spirituskocher
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