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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle
Autoren: Peter O'Donnell
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ablaufen. Es lag nicht an einem Filmfehler. Also ein Defekt an seinen Instrumenten? Ein technischer Fehler? Zwei Stunden lang überprüfte er seine Arbeit, dann war er beruhigt. Er hatte nichts falsch gemacht.
    Sorgfältig schnitt er die entscheidenden Bilder aus beiden Filmen. Sie würden nicht vermißt werden. Es gehörte zu seinen Aufgaben, unbrauchbares Material auszusondern, bevor er seine Ergebnisse dem Abteilungsleiter vorlegte. Es war Zeit zum Mittagessen. Er verließ das Labor, setzte sich in den Gorki-Park, rauchte und dachte in aller Ruhe nach.
    Die Flucht würde sich leicht bewerkstelligen lassen.
    Sein Ruf war makellos. Er und seine Frau Ilona hatten die Genehmigung für die Kreuzfahrt auf der
Suworow
bekommen, die in acht Wochen beginnen würde.
    Marseille war einer der Häfen, die man anlaufen würde.
    Das paßte gut. Die Franzosen würden ihm Asyl gewähren, ohne – wie die Amerikaner oder die Engländer – viel Aufhebens zu machen. Er war sechs Monate als Agent in der Botschaft in Paris gewesen, offiziell als Chauffeur. Mit der Sprache würde er gut zurechtkommen.
    Würde das KGB Agenten losschicken, ihn aufzuspüren und zu töten? Nach eingehender Überlegung kam er zu dem Schluß, daß dies unwahrscheinlich sei. Das Material, das er bearbeitete, war geheim, betraf aber nur zum Teil den militärischen Geheimdienst. Es ging dabei hauptsächlich um die Lokalisierung westlicher Raketenabschußbasen, und auf diesem Gebiet konnte er den Leuten im Westen ja kaum etwas verraten, was sie nicht schon wußten. Seine Hauptaufgabe war die Beschaffung von Informationen für die verschiedenen Wissenschaftler, für die Geologen, die Hydrographen, die Agronomen und Meteorologen. Man wußte, daß die Amerikaner auf dem Gebiet der Sensoren bedauerlicherweise einen Vorsprung hatten, so daß er ihnen kaum etwas sagen konnte. Natürlich würde das KGB sehr verärgert sein, aber er würde kaum zum äußersten Mittel greifen. Das hätte sich bei Mischa Nowikow nicht sehr gelohnt.
    Morgen würde er den Film vergrößern und mit einer Karte in großem Maßstab vergleichen. Das war kein Problem. Das gehörte zu seinen regulären Aufgaben. Und auch mit Ilona würde es keine Probleme geben. Ihre politischen Ansichten waren immer beunruhigend bürgerlich gewesen, wenn sie auch klug genug war, mit niemandem außer ihm darüber zu sprechen. Sie würde sofort mit ihm gehen.
    Und dann …
    Dann würde der schwierige Teil kommen. Er hatte einen schmalen orangefarbenen Streifen auf einer Karte entdeckt, soweit, so gut; aber ihn in Reichtümer zu verwandeln war eine ganz andere Sache. Die kommerziellen Schwierigkeiten würden enorm sein. Aber es gab ja Brunel. Dieser Name hatte ihm während jener wenigen Sekunden in den Ohren geklungen, als er den Film zum erstenmal gesehen, als die Welt sich verändert und er seinen Entschluß gefaßt hatte. Nichts war zu groß für diesen kleinen Brunel, nicht einmal dies hier. Und Brunel bot sich auch aus einem anderen Grund geradezu an, einem amüsanten Grund. Er war der richtige Mann am richtigen Ort. Ganz gewiß war er das.
    Nowikow lächelte und warf die Zigarette fort. Natürlich würde er mit Brunel sehr vorsichtig sein müssen. Er erinnerte sich, wie er einmal in einem Keller in West-Berlin die noch lebenden Überreste eines Mannes gefunden hatte, eines Agenten aus dem Büro Gehlen, der nicht sehr vorsichtig mit Brunel gewesen war.
    Aus Mitleid hatte Nowikow den Faden durchtrennt, der das, was in diesem Keller lag, noch mit dem Leben verband, obwohl er ein Feind gewesen war.
    Ja. Er würde seine Geschäfte mit Brunel so organisieren müssen, daß ihm nichts passieren konnte. Jeder Fehler würde mit großer Wahrscheinlichkeit zunächst schmerzliche und schließlich fatale Folgen haben.
    Tatsächlich war es dann nicht Nowikow, der den Fehler machte. Sondern Brunel. Für Mischa Nowikow blieb das Ergebnis dasselbe. Fünftausend Meilen von der Schabolowka-Straße entfernt und acht Monate nach dem Tag, an dem er im Park gesessen und Pläne geschmiedet hatte, kroch Nowikow aus dem Dornengestrüpp am Rande einer schmutzigen Straße hervor, die nach dem Dorf Kalimba führte, vierzig Meilen vom Westufer des Viktoriasees entfernt.
    Er war fast völlig nackt. Vier Tage lang hatte er von seinen zerfetzten Kleidern Streifen gerissen und damit seine wunden Füße umwickelt. Er konnte nur noch auf einem Auge sehen. Seine rechte Hand war zerfleischt, als sei sie zwischen die Kiefer eines Leoparden geraten,
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