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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle
Autoren: Peter O'Donnell
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Diaprojektor, und an der Wand hing eine Leinwand. Als Tarrant gekommen war, hatte Modesty an dem Projektor gesessen und etwas in ein Notizbuch mit alphabetischem Register geschrieben. Sie trug einen weißen Frotteebademantel. Ihre Füße und Beine waren nackt, das Haar war zu zwei losen Zöpfen geflochten, die leicht abstanden und ihr das Aussehen eines viktorianischen Kindes gaben.
    «Ja», sagte sie, «es tut mir leid, daß ich mich nicht bei Ihnen gemeldet habe. Ich war ziemlich beschäftigt. Ich habe aber Willie ausdrücklich gebeten, sich unbedingt mit Ihnen in Verbindung zu setzen.»
    «Ich habe einen sehr angenehmen Sonntag mit ihm in
The Treadmill
verbracht, kurz nach Ihrer Rückkehr.»
    «Ah, gut. Sie wissen nicht zufällig, wo er jetzt ist?»
    «Leider nein. Er wollte tags darauf verreisen.»
    «Aha.» Sie wirkte einen Augenblick lang enttäuscht, dann lächelte sie. «Ich nehme an, er hat Ihnen erzählt, was in Pelissol und Ruanda gewesen ist?»
    «Er hat es mir in groben Umrissen erzählt, aber im übrigen war er nicht sehr gesprächig. Er bezeichnete es als ein verdrießliches und bitteres Abenteuer.»
    «Dann hat er wohl wieder Winston Churchill gelesen. Allerdings trifft diese Beschreibung den Nagel auf den Kopf. Wir haben furchtbaren Blödsinn gemacht, aber wir sind noch einmal davongekommen.»
    «Ich kenne trotzdem die Einzelheiten», sagte Tarrant selbstgefällig. «Ich fuhr zu Ihrem Landhäuschen in Wiltshire hinaus, wo Pennyfeather das Albino-Mädchen gesund pflegte, und habe mich lange mit ihm unterhalten.»
    Sie lachte. «Sie haben Nerven. Ich kann mir vorstellen, daß er einiges durcheinandergebracht hat. Ich kenne doch Giles.»
    «Die wichtigsten Punkte wurden erwähnt.» Er sah sie an. «Sie können von Glück reden, daß Sie noch am Leben sind. In Willies Fall von Glück zu reden wäre stark untertrieben. Man müßte ein neues Wort erfinden. Das muß Ihnen ja übrigens sehr an die Nieren gegangen sein.»
    «Ja, sehr.» Sie wirkt ein bißchen ungehalten, dachte er. Ungehalten über sich selbst. Das war sonderbar. Der Ausdruck verschwand, und sie sagte: «Bitte entschuldigen Sie diesen Aufzug, aber ich hatte Sie nicht erwartet. Ich war vorhin unten im Swimmingpool und hab mich noch nicht umgezogen.»
    «Ich müßte mich entschuldigen, weil ich Sie ohne Anmeldung überfallen habe, aber ich tu’s nicht. Sie sehen bezaubernd aus. Was ist aus Giles und dem Mädchen geworden?»
    «Sie sind heute angekommen», antwortete sie und nahm einen Brief aus der Tasche des Bademantels. «Sie können ihn gern lesen. Darf ich mir schnell noch die Dias fertig ansehen?»
    «Bitte.»
    Der Umschlag war mit einer peruanischen Marke frankiert. Tarrant zog den Brief heraus und faltete ihn auseinander. Die Schrift war schön und regelmäßig.
    Die Adresse lautete einfach
The Hospital
und trug ferner den Namen einer Stadt oder eines Dorfes, den er noch nie gehört hatte.
    Liebe Miss Blaise,
    wir haben uns jetzt hier niedergelassen, und Giles ist sehr beschäftigt. Die Arbeitsmittel sind ziemlich primitiv, und es ist nicht viel da, aber das scheint ihn nicht zu stören. Er ist ein wundervoller Mensch, und die Patienten haben ihn alle gern. Er bittet mich, Ihnen und Willie Grüße von ihm auszurichten. Er wird Ihnen selbst schreiben, sobald er Zeit dafür findet.
    Ich schreibe Ihnen, um Ihnen für alles zu danken, was Sie freundlicherweise für mich getan haben, und um mich dafür zu entschuldigen, daß ich Ihnen nicht schon meinen Dank aussprechen konnte, als Sie uns in dem Landhäuschen besuchten, das Sie uns netterweise zur Verfügung gestellt hatten. Ich war damals noch nicht ganz wiederhergestellt.
    Wir sind sehr glücklich hier. Ich hoffe, daß es Ihnen und Willie gutgeht. Nochmals vielen Dank Ihnen beiden.
    Mit den besten Grüßen
    Lisa
    Tarrants Brauen berührten fast seinen Haaransatz, als er wieder aufschaute. Modesty saß am Tisch, betätigte den Diatransport, schaute auf die Leinwand und schrieb etwas in ihr Notizbuch. «Du lieber Himmel», sagte er, «man könnte meinen, das Mädchen bedanke sich beim Vikar für einen netten Ausflug mit der Sonntagsschule. ‹Freundlicherweise›. Ein etwas kühler Dank dafür, daß Sie ihr in einer Höhle den Blinddarm herausgenommen haben, ganz zu schweigen von allem anderen.» Er erhob sich und ging zu Modesty hinüber. «Das ist im höchsten Grade ungehörig.»
    Sie schaute auf, amüsiert über seine Empörung. «Es ist überhaupt nicht ungehörig. Es ist eher ein
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