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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle
Autoren: Peter O'Donnell
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Lisa, kauerte sich neben sie und fragte: «Geht’s dir gut, Liebling?»
    «Ja.» Ihre Stimme war schwach.
    «Bäuchlein in Ordnung?»
    «Ja, danke.»
    Als er sie die letzte halbe Stunde auf der Bahre trug, hatte er von Zeit zu Zeit auf sie hinuntergeschaut und ihr Mut zugesprochen. Er war aus dem Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht ganz schlau geworden, hatte sich aber eingebildet, daß jedesmal etwas in ihren Augen gewesen war, wenn sie den Blick von Pennyfeather abgewandt und auf ihn gerichtet hatte. Vielleicht nicht direkt Angst, aber ein Zurückweichen, eine kaum wahrnehmbare Abwehr.
    Jetzt aber sah er es ganz deutlich, obwohl sie es zu verbergen versuchte, indem sie sich zu einem Lächeln zwang. Er hatte ihre Hand streicheln oder mit einer einfachen Geste der Zärtlichkeit ihre Wange berühren wollen, um ihr wortlos zu sagen, daß die Vergangenheit tot war und für sie morgen ein neues Leben beginnen würde. Statt dessen lächelte er ihr bloß aufmunternd zu und sagte: «Es dauert nicht mehr lange. Wir sind schon fast am Ziel.» Dann stand er auf und entfernte sich langsam.
    Das war es also. Er glaubte es jetzt zu verstehen. Lisa war gezwungen worden, Menschen zu töten. Die Stimmen hatten es ihr befohlen. Vielleicht hatte Giles ihr schon die wohltätige Absolution verschafft, die sie so dringend brauchte. Und das tat ihm gut. Sie wußte jetzt, daß Brunel der wahre Mörder gewesen war, wußte, was er ihr angetan hatte, und haßte ihn dafür.
    Auch das war gut. Aber sie hatte den Kampf in dem Tal gesehen, hatte Modesty Blaise und Willie Garvin töten gesehen. Sie mußte wissen, daß es keinen anderen Weg gegeben hatte, aber trotzdem waren sie damit als Menschen eingestuft, die solcher Dinge fähig, ja sogar sehr geschickt auf diesem Gebiet waren, so daß sie in ihren Augen jetzt mit dem Makel behaftet waren, derselben Sorte Mensch anzugehören wie die Feinde, gegen die sie gekämpft hatten.
    Er lächelte trüb vor sich hin. Schade. Im Grunde war Lisa ein nettes Mädchen. Es hatte ihm Freude gemacht, mit ihr zusammen zu sein, mit ihr zu schlafen, und er hatte insgeheim gehofft, daß all das sich eines Tages fortsetzen würde. Aber damit war es jetzt vorbei.
    Die Märchen hatten in einem Punkt unrecht, überlegte er. Edle Damen aus höchster Bedrängnis zu erretten war schön und gut, aber nur solange sie nicht zusahen, wie man die notwendige Dreckarbeit erledigte, dem Riesen den Kopf abschlug und so weiter. Das schien sie abzuschrecken, wenn es ihnen auch das Leben rettete.
    Wahrscheinlich mußten sie unwillkürlich daran denken, sooft sie einen anschauten.
    Ach ja …
    Das Abendrot war verblaßt, und der Himmel war dunkelviolett. Er saß mit untergeschlagenen Beinen neben Modesty, nahe bei ihr, kaute auf einem trockenen Grashalm herum und betrachtete ihr schlafendes Gesicht. Als er das ferne Tuckern des Hubschrauberrotors hörte, legte er ihr die Hand auf die Schulter, und sie hob sofort den Kopf.
    «Der Hubschrauber, Prinzessin. Pünktlich auf die Minute. Ich werde das Signal geben.»
    «Ich komme mit.» Sie gingen ein Stück auf die steinige Ebene hinaus und warteten. Sie hob seinen Arm hoch und legte ihn sich um die Schultern, während sie ihn mit ihrem Arm um die Hüfte faßte. Zwei Minuten später sahen sie den Helikopter in hundert Meter Höhe über den Fluß kommen.
    «Ein willkommener Anblick», sagte sie. «Applaus für Willie Garvin, Leute.»
    Er sagte mit ernster, näselnder Stimme: «All das verdanke ich nur Sextrell, der Aftershave-Lotion mit der neuen Formel, die jedem Mann Erfolg bringt. Erst seit ich Sextrell verwende, gelingt es mir, Helikopter in Ruanda zum Landen zu bringen.» Er hob die Taschenlampe, richtete sie auf den Hubschrauber, schaltete sie ein und bewegte seine Hand in einem kleinen Kreis.
    Mit seiner normalen Stimme sagte er: «Was machen wir mit Nowikows Goldmine, Prinzessin?»
    Er spürte, wie sie mit den Achseln zuckte, spürte ihre plötzliche Müdigkeit, nun da sie nicht mehr gegen sie anzukämpfen brauchte.
    «Überlassen wir sie den Wespen, Willie, Liebling. Sie waren eher da.»
    Sechs Wochen später, im Penthouse, sagte Tarrant vorwurfsvoll: «Nach allem, was ich für Sie getan habe, nach all den aufregenden Erlebnissen, die Sie mir verdanken, hätten Sie eigentlich schon früher von sich hören lassen können.»
    Obwohl noch früh am Nachmittag, war es ziemlich dämmrig in dem Raum, weil die Vorhänge teilweise zugezogen waren. Auf einem Tisch am anderen Ende stand ein
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