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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle
Autoren: Peter O'Donnell
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aufgeregt flüstern: «
Prinzessin

    Sie blieb stehen und löste ihren Blick von dem Boden unmittelbar vor ihr. Da sah sie in hundert Meter Entfernung die Männer. Adrian Chance und Jacko Muktar, Camacho und zehn oder elf Kikuju.

14
    Sie sagte: «Setz sie ab, Willie», und ließ die Trage hinunter. Sie hatte Mühe, ihre Bestürzung niederzukämpfen. Sie mußten van Pienaar mit dem schweren Maschinengewehr zurückgelassen haben, um den Anschein des Angriffs aufrechtzuerhalten, während die übrigen eine Stunde lang oder länger einen weiten Bogen gemacht hatten, um sich ihnen vom anderen Ende des Tals her zu nähern.
    Sie ärgerte sich über sich selbst. Vor zwei Stunden hätte sie die meisten Kikuju glatt erledigen können, als sie davonrannten. Du bist blöd, sagte sie zu sich selbst.
    Eines Tages wirst du sterben, weil du zu weich bist.
    Vielleicht schon heute. Und die anderen dazu.
    Als sie sich Willie zuwandte, sah er, daß ihre Augen kohlschwarz geworden waren. «Na schön», sagte sie.
    «Das soll mir eine Lehre sein. Spitze die Stangen zu, Willie.» Sie legte ihr Gewehr auf die Erde. Willie bückte sich und zog die beiden Stangen aus der Trage. Sie waren ein bißchen dicker als der normale Quarterstaff und fünf bis zehn Zentimeter länger, aber sie würden es schaffen. Er begann mit seiner Machete die Enden jeder Stange zu einer kurzen, scharfen Spitze zuzuschneiden. Modesty schaute das Tal entlang. Sie sah, wie einer der Kikuju sein Gewehr hochnahm und meinte Chances Wutschrei zu hören, während er mit einer blitzartigen Armbewegung den Lauf wegschlug. Sie sah, wie er sprach und gestikulierte. Die Kikuju fingen an, ihre Gewehre auf einen Stapel zu legen. Anscheinend traute Chance ihnen nicht zu, daß sie in der Hitze des Gefechts die Finger vom Abzug lassen würden. Er wollte sie mit ihren Macheten in die Schlacht schicken.
    «Es sind zu viele, nicht?» sagte Giles langsam. Ohne ihn anzusehen erwiderte Modesty: «Das werden wir gleich sehen. Du bleibst hier bei Lisa. Also los, Willie. Dort vorn auf dem blanken Felsboden.»
    Sie nahm ihm eine der Stangen aus der Hand und rannte los. Giles schaute ihnen nach und kniete sich dann hin, um Lisa die Hand zu halten. Ihr Gesicht war grau vor Angst. Irgendwo holte er ein dünnes Lächeln hervor und sagte: «Hör zu, du brauchst keine Angst zu haben, Kleines. Chances Meute kann nicht schießen, weißt du. Und Modesty und Willie sind in solchen Dingen unheimlich gut. Sie werden es bestimmt schaffen.» Er glaubte selbst nicht daran.
    Im Laufen tastete Willie nach der Machete an seinem Gürtel und den Messern, die er unter dem Hemd auf der Brust trug. Der Fleck nackten Felsbodens, auf den sie zuliefen, war als Kampfplatz so gut wie jeder andere. Es gab dort keine Wespennester, und man hatte festen Boden unter den Füßen.
    «Am besten, ich übernehme den ersten Ansturm», sagte Modesty, «und du greifst sie von der Flanke her an. Sie dürfen uns nicht umzingeln.»
    Er brummte zustimmend, blieb zehn Schritte vor der Arena stehen und suchte den Boden nach faustgroßen Steinen ab. Ihre Instruktionen waren knapp gewesen, aber für ihn hatten sie die gesamte Taktik für den kommenden Kampf enthalten. Sie lief noch dreißig Schritte weiter und blieb am jenseitigen Rand der flachen Arena stehen, den Quarterstaff in beiden Händen.
    Chance war jetzt bereit. Sie hörte, wie er mit scharfer Stimme den Befehl gab, und die Kikuju setzten sich macheteschwingend in Bewegung. Die drei Weißen blieben zurück und schauten zu. Anfangs kamen die Kikuju nur langsam näher und umgingen vorsichtig ein paar mit Wespennestern behängte Büsche, dann fielen sie in einen schnellen Trab. Schließlich rannten sie, so schnell sie konnten. Die langen Klingen blitzten in der Sonne. Sie waren von wahnsinniger Mordlust besessen, sie hörte es an ihrem Keuchen, sah es an ihren rollenden weißen Augäpfeln.
    Willie Garvin schaute aus sicherer Entfernung zu.
    Für einen Uneingeweihten wäre Modesty jetzt eine tragisch kleine und einsame Gestalt gewesen, die sich nicht eine Sekunde gegen den blindwütigen Ansturm der Eingeborenen würde halten können. Einen Augenblick lang erschrak auch Willie selbst darüber, daß er ihr das Abfangen des ersten Ansturms überlassen hatte, dann aber schob er rücksichtslos alle Angst und alle Bedenken beiseite und beobachtete den Kampf mit fachmännischem Interesse.
    Ihr Plan war richtig. Sie hätte die entscheidende Aufgabe nicht übernehmen können, die ihm
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