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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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Vorgebirge, das in seiner Form an eine Hand mit ausgestreckten Fingern erinnerte.
    «Mädchen dahin gefahren», sagte Luco und wies mit der zwischen seinen Zähnen steckenden Pfeife zu dem aufragenden Stück Land hinüber. «Zwei AmericanoMädchen in schönem Boot.»
    «Americano-Mädchen?» Willie schaute verwundert drein. «Du willst wohl Witze machen und weißt nur nicht, wie. Wir sind doch hier weitab von der üblichen Touristen-Route.»
    Luco zuckte die Achseln. Es stimmte schon, was der Americano da sagte. Trotzdem – er hatte vor etwa einer Stunde zwei Mädchen in einem blau-weißen Motorboot wenige hundert Meter entfernt vorbeifahren sehen, als der Americano unten war und Muscheln suchte. Die beiden hatten ihm zugewinkt. Vielleicht gehörten sie zu den wenigen Leuten, die den Trip von Panama City zur Isla del Rey unternahmen. Vielleicht hatten sie sich das Motorboot gemietet, um einige der umliegenden Inseln zu erkunden.
    «Zwei Mädchen», wiederholte er. «Ich sie gesehen.»
    «Dann wollen wir mal nachschauen», sagte Willie.
    «Vielleicht können wir ein bißchen mit ihnen quatschen.» Erwartungsvoll legte er sich zurück und lauschte dem leisen Plätschern des Wassers unter dem Bug, während Luco vor dem sanften, warmen Wind segelte.
    «He – Americano», sagte Luco nach einer kleinen Weile.
    So redete er Willie immer an, der es längst aufgegeben hatte, Luco zu erklären, daß es Menschen seiner Hautfarbe, seiner Sprache und seines unbegreiflichen Verhaltens gab, die wirklich keine Americanos waren.
    Luco hatte sich vorgebeugt und hielt ihm eine Schalenhälfte entgegen. «Du das behalten?»
    Willie nahm ihm die Schale ab. Von der schleimigen Oberfläche dicht beim Schalengelenk hob sich ein dünner Perlmuttstengel ab, der in einem rundlichen Knoten von der Größe einer kleinen Walnuß endete.
    Eine Mißbildung. Willie brach die grauschwarze Beule ab und betrachtete sie beiläufig. Sie war wertlos, aber vielleicht brauchbar, um an ihr das Bearbeiten einer Perle zu üben. Die Kunst, eine Perle zu veredeln, durch Schaben einen kleinen Fehler auszumerzen, war subtil, heikel und folgenschwer. Man konnte den Wert einer Perle um das Fünffache erhöhen oder sie völlig verderben. Ein Stück Perlmutt wie dieses eignete sich gut zum Üben und zu Versuchen. Er ließ es in die Uhrtasche seiner Hose gleiten und zog den Plastikreißverschluß zu.
    Luco ließ den Bug des schwerfälligen Bootes sanft auf dem weichen Sand des Flachwassers stranden. Die Rollen knarrten, als er das große Gaffsegel einzog. Willie schlüpfte in seine Sandalen und nahm den Rucksack auf, der neben ihm lag. Miteinander wateten die beiden Männer durch das wadentiefe Wasser auf den heißen gelben Strand zu.
    Ein Gürtel aus Palmen lag im Halbkreis um die kleine Bucht. Dahinter erhob sich das Land zu einem hohen Bergrücken, dem Ansatz des ersten Fingers der Hand.
    «Das wird das aufregendste Erlebnis ihres Lebens», sagte Willie. «Ein fremder, goldhäutiger Mann, der wie ein griechischer Gott aus dem Meer steigt. Na ja, eigentlich kommt er den Strand entlang.» Er nahm ein 8 X 50 Zeiss-Fernglas aus dem Rucksack. «Du hast eine Frau und acht Kinder, Luco, darum bleib lieber hier sitzen und versuch herauszukriegen, wie das ausgeht.»
    Luco nickte, ließ sich im Schatten der Palmen nieder, legte seine Pfeife weg und zündete sich eine von den Zigaretten an, mit denen der Americano ihn reichlich versorgte.
    Willie Garvin durchquerte die Baumgruppe und begann den steilen, zerklüfteten Abhang des Bergkammes zu erklettern.
    Auf den zahlreichen Inseln, die den Archipel bildeten, gab es nicht mehr als 1500 Einwohner. In Lucos Dorf waren es 62. Nach einem Monat, den er dort verbracht hatte, verspürte Willie Garvin plötzlich das Bedürfnis, eine Stimme zu hören, die Englisch sprach.
    Oder Amerikanisch. Vor allem, wenn es eine Mädchenstimme war.
    Der Sand ging in Fels und eine dünne Erdschicht über, wo Büsche und Bäume um ihr Dasein unter der sengenden Sonne kämpften. Nach fünf Minuten hatte er den Gipfel des Kammes erreicht. Er lehnte sich gegen einen Baum und hob das Fernglas an die Augen.
    Die Bucht unter ihm war leer, aber der Hügelkamm des Landfingers auf der anderen Seite war so flach, daß er darüber hinweg zu dem nächsten, etwa eine Viertelmeile entfernten Strandstreifen schauen konnte. Dort bewegte sich etwas vor dem Hintergrund aus Sand. Er stellte die Schärfe seiner Gläser nach und stand dann unbeweglich, alle Muskeln vor
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