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Models usw.

Models usw.

Titel: Models usw.
Autoren: Matthias Goosen
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wieder von mir gegangen waren. Ich rang nach Sauerstoff, doch die Luft kam mir noch knapp vor. Dieser Doppel- Whopper hatte echt Probleme, aber es war in erster Linie nicht sein Gewicht, das mir Sorgen machte, sondern seine Vorstellungen eine Freundin zu bekommen, die so aussah wie Claudia Schiffers jüngere Schwester.
      „Das ha t mir viel gebracht, du bist ein guter Tänzer“, sagte mir Nerd-Bernd, „aber da hab ich schon noch eine Frage.“
      „Was kommt denn noch?“, fragte ich und tank mein Glas Mineral leer, weil das Getanze doch anstrengend war und ich deshalb Durst bekommen hatte.
      „Was ist, wenn sie bei mir schlafen will.“
      Spinnt der Typ. Diese Adipositas-Nächste will ich mir nicht vorstellen, da muss er alleine durch. Auf seinem Arm erblickte ich ein von Gewebsschwäche gezeichnetes Guns-N’Roses-Tattoo und ekelte mich vor ihm, da ich versuchte ihn mir nackt vorzustellen. Wollte er, dass ich ihm zeigte, was man in der Nacht machte? Der Typ hatte sie nicht mehr alle, ganz eindeutig.
      „Wie soll ich dir dabei helfen, was du in der Nacht machen sollst – mit ihr?“
      „Aber die Schwulen wissen auch das, oder? Oder willst du mir sagen, dass du niemals mit einer Frau geknattert hast.“
      „Sieht ganz danach aus … ich denke, ich werde nun gehen. Habe heute noch viel vor und ich wollte ja eigentlich lesen.“
      „Hab ich dich verschreckt?“
      Ach woher! Nur ein bisschen! Zuerst wusstest du nicht, wie du die Nachbarin ansprechen solltest, dann gab ich dir einen Tipp. Dann wolltest du wissen, wie man mit jemandem tanzt, auch dafür war ich zu haben und hab ich es dir gezeigt und jetzt sollte ich dir zeigen, was du in der Nacht mit der Nachbarin tun solltest, die du niemals in dein Bett bekommen solltest, außer sie wird mit Drogen vollgepumpt und du schmeißt den Schlüssel weg. In dem Augenblick konnte ich nur hoffen, dass die Nachbarin Jasmine keinen Suizidversuch ankündigte, nachdem sie von Nerd-Bernd zum Essen eingeladen wurde. In gewisser Weise hätte ich Mitschuld, denn es war ja meine Idee gewesen, sie zu fragen. Verdammt!
      „Nein, hast du nicht, aber ich hab jetzt keine Zeit mehr.“
      „Schade!“
      „Ich weiß. Viel Glück mit der Nachbarin.“
      „Danke.“
      „Danke für die Einladung“, sagte ich ihm und verschwand so schnell ich konnte.
     
    Automatisch lenkte ich meine Schritte nach Hause. Aber für einen kurzen Moment überlegte ich mir, ob ich mir einen Cappuccino double latte to go kaufen sollte. Aber das lasse ich lieber, seit ich in der BILD-ZEITUNG gelesen habe, dass allzu viel Kaffee hungrig macht.
     
    *
     
    Zuhause, in meiner Model-WG überkam mich die triste Eintönigkeit.
      Wir hatten ein indisches Model einquartiert, der mehr Callboy als Model war, der ständig damit prahlte in irgendwelchen Katalogen in Unterwäsche (oder im Internet nackt) abgelichtet zu sein. Er verdiente dabei wahrscheinlich mehr als wir, aber von Seriosität keine Spur.
      „Heute, Arbeit?“, fragte er mich und in dem Moment, dachte ich mir, wie diese indische Fotze es wohl schafft e, diese horrenden Mieten in Graz zu bezahlen, obwohl er kein echtes Model war.
      „Wo mit verdienst du nochmals dein Geld?“
      „Ich, Model!“, sagte er mir und ich fragte nach, bei welcher Agentur er doch tätig sei.
      „Agentur, Internet!“, war seine Antwort, und ich war mal wieder genervt. Aus dem Nebenzimmer ertönte ein Stöhnen und das indische Model grinste und trank aus einer Milchpackung.
      „ Hörst du dieses Stöhnen oft bei der Arbeit?“, fragte ich ihn mit geweiteten Augen. Aber das indische Model zuckte nur mit den Schultern und sagte: „Hören sich echt an.“
      „Ja, das ist auch echt. Die ficken miteinander!“
      „Du gereizt sein, du nie Sex haben.“
      „ So eine Frechheit!“, sagte ich zu dem indischen Etwas, das niemals ein Model sein könnte. „Stöhnst du auch bei der Arbeit, so wie die da im Zimmer?“, fragte ich das indische Model.
      „Nein, muss lauter sein, viel lauter, sonst nicht überzeugend!“
      Mit offenem Mund dachte ich mir, dass es der Jugend von heute an Respekt mangelte. Und zwischen den Stöhnlauten hörte ich ein Bellen.
      „Was war das?“
      „Was, was?“
      „Boa, der fickt wie ein Hund …“
      Ein wenig später, nachdem ich den Abwasch getätigt hatte, kamen der dritte Mitbewohner und sein Date aus dem Zimmer. Mein dritter Mitbewohner hieß Thorsten und sein Begleiter, ein
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