Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Models usw.

Models usw.

Titel: Models usw.
Autoren: Matthias Goosen
Vom Netzwerk:
und ich grinste auch. Wir lieferten uns immer hitzige Wortgefechte, bei der Beleidigungen an der Tagesordnung standen. Sie wünschte mir natürlich viel Glück und ich wünschte ihr ebenso alles Gute. Dann umarmten wir uns, und ich ging meines Weges, und sie setzte sich wieder vor ihrem Computer hin und fragte mich, bevor ich durch die Drehtür aus der Agentur verschwinden konnte: „Du, Daniel, sag mir ein anders Wort für Penis, aber etwas mit Stil?“
      „Rammbock!“
      „Oh, das klingt sehr gut. Danke, Daniel.“
      „Für  was brauchst du denn dieses Synonym ?“, fragte ich neugierig nach.
      „Während ihr mit euren kleinen Ärschen durch die gegen wackelt, schreibe ich einen Liebesroman und werde die nächste Danielle Steel werden.“
      „Wie wer?“
      „Das ist eine begnadete Romanautorin, die einen Bestseller nach dem anderen verfasst.“
      „Ich hätte da eine gute Romanvorlage für dich, Daisy“, sagte ich, als ich sah, dass Raphael aus seinem Büro herauskam.
      „Der Tod des Modelagenten.“ Dann drehte ich mich um und ging. Daisy war so klug und antwortete nicht auf meinen kaltschnäuzigen Romantitel.
      „Frau Konrad, schreiben Sie während ihrer Arbeitszeit wieder an ih rem Softporno?“, fragte Raphael. „Und du, Daniel, vergiss nicht, dass du mit Martin Tale zum Shooting morgen hingehst! Hörst du?“ Aber ich befand mich schon am Ausgang und hörte weder Daisy, die ihren Softporno verteidigte und als großartige Literatur bezeichnete, oder das Gejammer Raphaels, dass die Models alle undankbar wären, nicht mehr.
      Draußen vor der Agentur war eine Bushaltestelle, die zwischen meiner Wohnung und der Age ntur hin und her pendelte. Ich stieg in den nächsten Bus ein und fuhr nachhause. Ich konnte beobachten, dass einige Fahrgäste blind waren. Sofort versuchte ich ihre Gebärden zu studieren und was ein blinder Mensch alles brauchte, um durch die Weltgeschichte zu wandern. Ach, wie beneidete ich sie, um ihre Blindheit, weil sie alle eine Chance auf einen Auftrag hatten. Aber einen Auftrag hatte ich ja in der Tasche, den sollte ich mir nicht entgehen lassen. Er fand morgen um 10:00 Uhr statt, was bedeutete, dass ich mich heute noch im Fitnesscenter eintrug und einen Termin bei der Schönheitspflege buchte, beide Termine waren für mich verpflichtend, um bei meinem morgigen Modelshooting zu glänzen.
      Doch bevor ich diese Symphonie der dirigierenden Zeit über mich ergehen ließ, wollte ich in die nächste Buchhandlung gehen und mir einen Roman kaufen. Und wie immer kam ich nicht mal in die zweite Etage beim Morawa am Eisernen Tor 1, sondern krallte mich schon am Bestsellertisch am Eingang fest und kaufte mir den Psychotriller Meine beste Freunden von Elisas Matzer. Als ich mir einen Platz ausgesucht hatte, um in meinem bereits erworbenen Buch ein wenig zu schmökern, tippte mir jemand auf die Schulter. Ich zuckte zusammen, wer sollte das sein?
      „Du?“, quietschte ich angewidert.
      „Hi, Daniel“, flüsterte mir Bernd zu. Ich hatte ja viel Lust, aber ganz bestimmt nicht auf meinen durchgeknallten Nachbarn, der seit Jahren ein und dieselbe Frau anbetete, wie er mir vor ein paar Monaten anvertraute und ständig, wenn wir uns sahen, von Neuem davon berichtete. Die nette Lady wohnte außerdem im selben Mietshaus wie ich.
      „Bist du auch da?“, fragt er mich. Boa, ein Blitzdenker wie man unschwer erkennen kann.
      „Scheint so“, pampte ich mit zugebissenen Zähnen.
      „Du, magst du ein Eis?“, fragte er mich.
      Das hat mich keiner mehr gefragt, seit ich 14 Jahre alt war. Ich verneinte, weil ich meiner Figur nicht allzu viel Zucker zumuten wollte.
      „…“
      „Ich würde dich einladen“, fragte er beinahe verzweifelt.
      „Nein, danke, ich muss nochmals ablehnen, ich esse sehr selten Eis.“
      „Ja, bist Model, ich weiß.“
      „Cool, dann scheint ja alles geklärt zu sein“, sagte ich ein wenig hecktischer, um ihm zu signal isieren, dass ich mit meinem Buch alleine sein wollte. Aber aus der Nummer kam ich einfach nicht wieder raus. Er wollte mich danach auf ein Glas Wasser einladen, weil er irgendwo gelesen hätte, dass Wasser keine Kalorien besäße. Ein Blitzdenker wie ich schon anmerken ließ. Ich sagte zu, damit dieses nervige Gespräch bald sein Ende fand. Wir gingen gemeinsam aus dem Buchgeschäft hinaus, ich hielt glücklich den Psychothriller in der Hand und Bernd sein Geo-Heft. Dann setzten wir uns in ein Café namens Sorger.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher