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Models usw.

Models usw.

Titel: Models usw.
Autoren: Matthias Goosen
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Geschmack im Mund nicht ertragen konnte. Die Schachtel Mentos, die ich vor Ekel regelrecht aufgefressen habe – aber nicht, um meinen Hunger zu stillen – konnten den abgestandenen Geschmack im Mund nicht aufpeppen.
      D raußen, vor dem WC, bei der Empfangsdame, erbat ich mir ein Fisherman’s Friend. Die Empfangsdame hieß Daisy und war eine unglaublich liebe Person. Oftmals, wenn ich wieder ohne Auftrag aus dem Büro des Chefs hinaus geschlendert kam, bot sie mir ein Tic Tac oder ein Fisherman’s Friend an.
      „Na, was ist denn mit dir heute los, Daniel? Du siehst aber sehr bleich aus“, sagte sie, als hätte ich eine tödliche Krankheit und müsste zum Arzt gehen.
      „Was wird wohl los sein?“, kreischte ich aus vollen Kannen.
      „Nimm doch ein Tic Tac.“
      „Nein, ich will ein Fisherman’s Friend!“
      „So schlimm?“, fragte sie besorgt w ie Madame Pottine aus dem Film Die Schöne und das Biest , und wenn ich es mir recht überlege, sieht sie ihr irgendwie ähnlich. Ich war dann wahrscheinlich Lumiere, der Kerzenständer: ständig am flirten, selbstverliebt und heiß!
      „Schlimmer!“, antworte te ich ihr und stopfte mir das Fisherman’s Friend tief in den Rachen und hoffte inständig, dass der verdammte Geschmack des ekelhaften Penis‘ endlich verschwinden würde. Aber nix da, Gott bestraft die kleinen Sünden sofort. Wie damals, als ich bei Raphael vorgesprochen hatte und er mir prompt einen Auftrag anbot, unter der Bedingung auf seinem Schwanz zu reiten. Zu dieser Zeit war er noch sportlicher gewesen. Seitdem er nicht mehr so gut pipi machen konnte (Blasenoperation), ist er träger geworden. Während der Rittaktion schmiss es mich allerdings vom Bürotisch, was langwierige Folgen mit sich zog: Physiotherapie, Massage und natürlich weniger Aufträge. Ich hatte mir das Kreuz verrissen.
      „Geht es wieder darum, dass du keine guten Aufträge bekommst?“
      „Madame Pottine, ähm, ich meine Daisy, ich bin zu höherem geboren! Mein Gesicht gehört auf den internationalen Laufsteg, Männer sollten Skulpturen von mir erschaffen, Bücher über mich schreiben! Sieh mich an, sieh her und beurteile es selbst, wie gut ich aussehe.“
      Ein Blinzeln, ein hohler Blick, der es gerade über den Seitenrand der Brille schaffte. Mehr Reaktion war von Daisy nicht zu erhaschen. Jetzt erinnerte mich Daisy eher an eine Kröte, die brummig hinter einem Felsen spähte und nicht an eine liebliche Disney-Figur.
      „Das erzählt du mir jedes Mal. Weißt du, ihr seid für mich alle wie meine eigenen Kinder, meine Jungs, die ich nie zur Welt gebracht habe. Aber im Endeffekt fühle ich mich für euch alle verantwortlich. Aber, und jetzt spreche ich wie eine Mutter zu dir, die du wahrscheinlich nie hattest, wähle nicht das Modelling zu deinem Hauptberuf. Mach noch was, besuch die Abendschule, besuch Kurse! Du bist jung, mach was aus dir und betreib das Modelling nebenher.“
      „Was bitteschön sollte ich noch alles in 24 Stunden hinein quetschen? Ich muss mich und me inen Körper in Topform halten, meine Haut, die diesen Körper umspannt, muss gesund und jugendlich erhalten bleiben. Weißt du eigentlich, was dazu alles notwendig ist, welche Produkte ich dafür kaufen muss? Da bleibt kein Geld für Kurse übrig.“
      „Die staatliche Abendschule kostet nichts“, fiel sie mir abrupt ins Wort.
      „ Matura? Was soll ich mit einer Matura machen?“
      „Es wäre ein Anfang, oder?“
      „Ein Anfang, der mir 4 Jahre meines Lebens kosten würde und danach wäre ich genauso schlau wie vorher!“
      Das war das letzte Mal, dass ich Daisy über Fortbildungen und Kurse reden gehört habe.
      „Schätzchen, was hast du von Raphael bekommen, womit konnte er dich ködern?“
      Ich hielt meinen Auftrag in die Höhe, den mir Raphael nach der Blasaktion in die Hand gedrückt hatte. Sie griff sich das Blatt Papier und setzte ihre Brille zurecht, damit sie lesen konnte, was darauf stand.
      „Aha“, sagte sie. „Oh“, kam dann etwas verständnisvoll er. „Wie?“
      „Was? W ie?“, fragte ich mit zusammengezogenen Augenbrauen nach.
      „Du bist auf einem Schwulen-Kalender zu sehen, der auf dem Life-Ball gratis verteilt wird?“
      Ich nickte, verzog die Mundwinkel und sagte: „Du kannst einem auch alles vermiesen, du alte Nebelkrähe.“
      „ Maul offen halten, Standgebläse.“
      Ein kurzes Angiften, dann war der Twist wieder vorbei. Die alte Nebelkrähe, sorry, Daisy, grinste
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