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Models usw.

Models usw.

Titel: Models usw.
Autoren: Matthias Goosen
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war, wie man sie zuletzt bei Dalles oder Denver Clan sah. Sie hatte hohe Stilettos an und Fingernägel so lang wie ein ausgewachsener Penis sein konnte.
      „Ja, ich weiß, er ist noch neu und muss noch eingearbeitet werden“, sagte ich mit gerade aus blickendem Gesichtsausdruck und hoffte, dass sie mir nicht unter die Brille sah, denn da bewegten sich meine Pupillen mit jedem Herzschlag, der gerade 100 Beats pro Minute draufhatte.
      „Von welcher Agentur kommen Sie?“
      „Von Models usw .“, sagte ich sichtlich stolz.
      „ Models usw. ? Da haben wir keine Eintragung, wird wahrscheinlich verloren gegangen sein. Haben Sie Ihre Mappe dabei?“ Sie klackerte mit ihren Fingernägeln auf dem kleinen Tischchen.
      „Ja, sicherlich!“, und reichte ihr meine Mappe.
      „Oh, ja, Sie haben schon viel gemacht, aber auf dem Foto hängen Sie in der Luft, obwohl Sie blind sind! Sie trauen sich wahrscheinlich sehr viel zu. Oh, und hier, hier laufen Sie im Bundesheergewand einer Dose Erfrischungsgetränk nach … sehr beeindruckend.“
      „Ja, ich bin ein Naturtalent“, grinste ich falsch und versuchte meine Blicke immer starr gerade an ihr vorbei oder in eine andere Richtung zu wenden.
      Schau ihr nicht in die Augen, Blinde tun das nie!
      „ Sie scheinen wirklich ein Naturtalent zu sein. Es gab bisher nur eine Person, die ähnlich gute Fotos von sich in seiner Modelmappe hatte.“
      Ich nickte und mein Mops drehte vollkommen durch und zog an der Leine, wie ein wild gewordenes Frettchen.
      „Willi, sitz“, sagte ich , und der dumme Mops tat nicht, wie ich es ihm befohlen hatte.
      „Willi, sitz!“, schrie ich schon fast, weil ich fast durch den Kontrollcheck war und mich die alte Schnepfe fürs Go-See anmelden wollte.
      „Ich denke, dass wir da eine weitere Ausnahme machen, Ihre Agentur scheint wie bei ihrem Modelkollegen vergessen zu haben, ihre Namen durchzugeben. Ich habe so im Hinterkopf in Erinnerung, dass Models usw. keine echten, blinden Models zu Verfügung hatte.“
      „Oh, wirklich, da haben die sich von der Geschäftsleitung wohl geirrt.“
      „Anscheinend“, sagte sie lächelnd und ich versuchte ihre Emotionen nicht nachzuahmen. Sie trug mich und die Agentur ein. Aber ich war sehr gespannt, wer die zweite Person war, die sich ebenso wie ich eingeschlichen hatte. Den Models usw. hat keine blinden Models!
      „Witzig ist nur “, sagte die Frau hinter dem Tischchen mit rümpfender Nase, „dass ihr Kollege anstatt eines Blindenhundes“, sie sah dabei meinen Hund an, der gerade versuchte ein Tischbein zu essen, „eine Blindenkatze dabei hatte.“
      „Eine Blindenkatze?“
      „Ja, wahrscheinlich kennen Sie sich beide ja.“
      „Vermutlich“, grinste ich hasserfüllt. Denn ich wusste jetzt natürlich, warum Sven die doofe Katze von Jana Grunddorf unbedingt ausborgen wollte.
      Ich ging und zog den Mops hinter mich her, und er wollte ums verrecken, das blöde Tischbein nicht loslassen. Er verbiss sich im Holz und ich zog den Mops und den Tisch einen Meter weiter, bis die Töle losließ. Ich kniete mich zu dem Mops hin und streichelte ihn.
      „Er macht das noch nicht lange“, sagte ich . The Show must go on. Die nette Frau hatte schon ein weiteres Model in der Reißleine.
      Nicht weit entfernt sah ich schon Sven, wie er mit der Katze auf dem Schoß Platz genommen hatte und die ersten Fotos von ihm gemacht wurden. Die Katze hatte überhaupt kein Verstän dnis dafür, von Blindenhunden umgeben zu sein, still zu sitzen und nebenher auch noch eine Leine umgeschnallt bekommen zu haben.
      „Herold, bist du heute nervös …“, sagte Sven mit dümmlichem Gesichtsausdruck und irgendwann erblickte er mich. Er wechselte die Position und hatte sein strahlendes Gesicht aufgesetzt, um mir zu demonstrieren, wie gut er sich tarnen konnte. Er und ein Schäferhund mit Besitzer wechselten den Platz. Da es nicht viele blinde Models gab, gab es auch nicht viele Schnappschussfotos zu machen. Sven blickte mich so schockiert und versteinert an wie Marina Gregg, gespielt von Elizabeth Taylor, in der Krimi-Verfilmung Mord im Spiegel von Agatha Christie.
      Dann setzte ich mich auf den Stuhl und sah, wie der Fotograf seine Ärmel hochkrämpelte. Er sah jetzt aus wie ein Rocker, der einen kompletten Comicroman in Tattooform auf seinen Ärmel tätowiert hatte. Um seine Kauleiste war ein kunstvoller Bart geschnitten worden, der Labyrinthähnliche Symbole bildete und an ein Zeichen der
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