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Model-Ich (German Edition)

Model-Ich (German Edition)

Titel: Model-Ich (German Edition)
Autoren: Eva Padberg
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den Tag gefreut. Das wiederum passiert mir bei Fotoshootings nie.
    Auch bei den Dreharbeiten zu Detlev Bucks Rubbeldiekatz habe ich mich blendend amüsiert. In dem Film spiele ich die Rolle der gemeinen Blondine, die für ihre Karriere über Leichen geht, obwohl sie völlig talentfrei ist. Eine zickige und skrupellose Person im rosa Kostümchen. Ich glaube, in der Fachsprache nennen Regisseure das »gegen den Typ besetzen«.
    Ich finde übrigens, wie die meisten Regisseure, für die ich vorgesprochen habe, dass es mir noch an Erfahrung vor der Kamera mangelt. Die Rolle in dem Kai-Wiesinger-Streifen habe ich deshalb nicht bekommen. Aber eine Absage ist ein Ansporn, mich weiter zu verbessern.
    Denn es darf mit der Schauspielerei ruhig weitergehen. Vielleicht gelingt es mir sogar irgendwann, meinen Mann von meinen schauspielerischen Qualitäten zu überzeugen. Noch schlägt er die Hände über dem Kopf zusammen, wenn er mich in einem Film sieht. Seine Frau, die Schauspielerin – das kann er kaum glauben.
    Ich ja auch nicht.

YOGA
    ENDLICH MAL DEN KLEIDERSCHRANK AUSMISTEN. Spätestens morgen das Altglas entsorgen. Regelmäßig zum Sport gehen. Ich bin sehr gut darin, mir Dinge vorzunehmen. Nicht ganz so gut bin ich darin, sie auch zu machen. Irgendwas kommt halt immer dazwischen.
    Wenn mir also jemand noch vor wenigen Jahren gesagt hätte, dass ich irgendwann allen Ernstes anfangen würde, regelmäßig zum Sport zu gehen, hätte ich laut gelacht. Wenn man mir dann noch gesagt hätte, dass es mir Spaß machen würde, wäre ich vor Lachen umgefallen. Mir? Die vom Fahrrad absteigen muss, sobald ein kleiner Hügel in Sichtweite ist? Die keine nennenswerte Muskelkraft hat? Netter Witz.
    Sport sah ich, wie die meisten Frauen, als etwas, das vorrangig der Kalorienverbrennung dient. Etwas, das man machen muss, nichts, was man unbedingt machen möchte. Abnehmen wollte ich allerdings nie. Wo auch? Es war ja nichts dran an mir. Nachdem ich in New York meinen Kolleginnen dabei zugesehen hatte, wie sie sich größtenteils unmutig ins Fitnessstudio schleppten, ließ ich mich von einem Bekannten schließlich doch zu einer Yogastunde überreden. Alle machen Yoga, sagte er. Und wirklich, es gehörte zum Tagesprogramm mancher Models wie grüner Tee und Obstsalat. Es ist großartig, sagte meine Freundin Carmen. Aber das wirst du ja selbst merken.
    Ich rechnete eigentlich schon fest damit, aus der ersten Stunde beseelt nach Hause zu schweben. Es passierte: Nichts. Keine Erleuchtung. Keine Begeisterung. Kein spirituelles Erwachen. Mir war während der Stunde so öde, dass ich sofort wieder vergaß,
welche Form von Yoga ich praktiziert hatte. Zumindest eine, bei der der Trainer in einem ermüdenden Singsang auf einen einredete. Manchmal rollte ich danach zu Hause trotzdem meine Matte aus, ließ die DVD laufen und machte ein paar Übungen. Mehr aus Verzweiflung, weil ich nicht verstand, wovon alle so schwärmten, denn aus echter Überzeugung.
    Ich hatte Yoga längst abgehakt, als ich vor ein paar Jahren in Berlin eine Erscheinung hatte. Sie kam in Form einer Bekannten. Die Frau sah fantastisch aus. Schlank, ja. Aber vor allem fit. So gesund, dass sie leuchtete. »Wie stellst du das an?« fragte ich sie. Sie seufzte: »Bikram.« Nach einer kurzen Recherche auf You-Tube (Bikram Yoga dauert 90 Minuten; der Raum ist auf 40 Grad erhitzt; jeder Teilnehmer sieht der Ekstase nah aus), meldete ich mich spontan für einen Kurs an. Und war danach völlig high.
    Wer hätte gedacht, dass man sich so bei etwas verausgaben kann? Ich hatte geschwitzt wie ein Tier. Und es war mir egal gewesen. Ich hatte den heißen Raum und meine Kurzatmigkeit verflucht. Und gemerkt, dass ich mir noch ein bisschen mehr abverlangen konnte. Ich war danach so erschöpft, dass ich noch nicht mal meinen guten Freund auslachen konnte, der mich in die Stunde begleitet hatte, um Frauen kennenzulernen, und damit grandios gescheitert war. Ich hatte mich zum ersten Mal richtig mit meinem Körper beschäftigt.
    Es ist ja nicht so, als würde mein Körper nicht auch sonst ständig im Mittelpunkt stehen. Aber für einmal war weniger interessant, wie dünn meine Arme sind oder wie breit meine Hüften. Es ging darum, meine Muskeln zu spüren, mich anzutreiben und zu merken: Ja! Ich habe einen Trizeps! Und er tut weh! Auch wenn es übertrieben klingt, ich hatte mit einem Mal ein anderes Bewusstsein für meinen Körper und einen neuen Respekt dafür, ihn gut zu behandeln. Dass meine Haut nach
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