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Model-Ich (German Edition)

Model-Ich (German Edition)

Titel: Model-Ich (German Edition)
Autoren: Eva Padberg
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ich hatte auf der Stelle ein Profil in der Internet Movie Database und bekam tatsächlich weitere Anfragen. Meistens, wenn für den Film ein Model gebraucht wurde.
    Ich nehm’s den Castingagenten und Regisseuren nicht übel. Oder wem fällt auf der Stelle ein Model ein, das eine ernstzunehmende Filmkarriere hingelegt hat? Diane Kruger ist der Sonderfall,
Cindy Crawford der Warnhinweis. Wer sie in Fair Game gesehen hat, weiß, was ich meine (und wer den Film bisher verpasst hat: Nachholen nicht nötig!). Eine gewisse Skepsis ist erlaubt, wenn ein Model beschließt, Schauspielerin zu werden.
    Sobald ich mit etwas angefangen habe, entwickle ich bloß dummerweise den Ehrgeiz, es auch durchzuziehen und mich dabei nicht komplett blöd anzustellen. Ich besorgte mir also einen Sprachcoach, kümmerte mich um Kamera-Training und buchte mich in diverse Wochenendeseminare ein.
    Wie wenig das eine profunde Schauspielausbildung ersetzen kann, merkte ich gleich am ersten Wochenende. Da war ich nun, umgeben von lauter ernsthaften Schauspielschülern, und kam mir vor wie ein Hobbyradler unter Profirennfahrern. Als eine Übung mit dem Namen »Wie fühle ich mich?« angekündigt wurde, plante ich meine Flucht. Stattdessen wurde ich vor den Rest der Teilnehmer gestellt. Die Aufgabe: Man fragt sich »Wie fühle ich mich?« und antwortet spontan, so lange, bis der Lehrer »Stopp« sagt. Ich fing also an: Wie fühle ich mich? Ich bin aufgeregt. Wie fühle ich mich? Meine Hände werden taub. Wie fühle ich mich? Ganz leicht im Kopf. Wie fühle ich mich? Ich fühle mich total beschissen.
    Der Lehrer sagte immer noch nicht Stopp, also weiter: Wie fühle ich mich? Ihr seid alle Schauspieler und ich kann nichts. Wie fühle ich mich? Jetzt muss ich gleich heulen. Wie fühle ich mich? Ich will nicht vor euch heulen. Dann heulte ich doch los.
    Es war mein erster Auftritt in einem echten Drama. Hauptsächlich war es mir extrem peinlich, wie aufgelöst ich war. Ich wusste, die anderen fanden es nicht schlimm, dass ich weinte, sondern litten mit mir. Aber ich heule selten, schon gar nicht vor einer Gruppe von Fremden. Ich kann nicht mal behaupten, dass das ein Aha-Erlebnis war. Es war nur der Moment, in dem mir bewusste wurde, wie sehr man als Schauspieler bereit sein muss, sich nackig zu machen.
    »Sie wollen, dass du in einem Bikini am Strand herumhüpfst«, hatte mein Agent gesagt, um mir die Rolle als Walküre in Wickie auf großer Fahrt zu erklären. Es war einige Zeit nach meinem verheulten Wochenendseminar und ich hatte in der Zwischenzeit etliche Castings mitgemacht, meiner Einstellung als Model entsprechend: Erst mal alles ausprobieren und dann entscheiden, was passt. Alles war unter anderem Vorsprechen für Telenovelas, der Versuch, eine Rolle in einem Tom-Gerhardt-Film zu bekommen (der glücklicherweise scheiterte, wie ich im Nachhinein sagen muss) und ein Auftritt in zwei Szenen von Die Schwerter des Königs an der Seite von Leelee Sobieski, von denen eine geschnitten wurde. Es gab noch weitere Auftritte in anderen Filmen und Serien, alle kurz, was mich nicht weiter störte. Ich brauchte die Übung. Halb nackt am Strand aufzutreten, darin hatte ich zumindest Erfahrung. Der Regisseur hatte dennoch Bedenken, ob ich noch mehr draufhatte als das, und lud mich zum Casting nach München ein. Ich spielte die Szene ein paar Mal durch, versuchte, nicht vor Aufregung durchzudrehen, und fuhr ohne jegliche Erwartungen wieder nach Hause.
    Kurze Zeit später kam die Zusage. Ich war überrascht, aber mächtig stolz, dass der Regisseur mich nicht für eine komplette Fehlbesetzung hielt.
    Für die Dreharbeiten auf Malta wurde eine riesige Maschinerie in Gang gesetzt. Statt einem Team von sechs Leuten, wie ich es gewohnt war, waren hier 100 Leute damit beschäftigt noch mal 100 Komparsen und 20 Darsteller zu beschäftigen. Himmel, war das aufregend. Ich fand selbst den Truck interessant, der das Equipment von A nach B brachte. Wir müssen wegen Wetter unterbrechen? Wie spannend!
    Vier Tage lang stand ich in einem Bikini auf einer Klippe, habe die Kriegerin gemimt und nicht nur den Wikingern, sondern auch dem Sturm, der gerade über Malta fegte, entgegengeschrien. Abends fiel ich todmüde ins Bett, um fünf Stunden später
wieder aufzustehen, da ich um 4.30 Uhr in der Maske sein musste – ganz wie bei einem Fotoshooting. Und ich bin wirklich kein Frühaufsteher. Bei diesem Dreh bin ich morgens allerdings aus dem Bett geschossen, so sehr hab ich mich auf
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