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Model-Ich (German Edition)

Model-Ich (German Edition)

Titel: Model-Ich (German Edition)
Autoren: Eva Padberg
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verdrückt man höchstens einen Schokoriegel auf dem Rücksitz. Dieser italienische Fahrer aber hat jeden Tag religiös Mittagspause gehalten und da ich nun mal auch im Auto saß, nahm er mich mit. Er kannte die besten Restaurants der Stadt und so fing ich mit Anfang 20 an, mich zum ersten Mal für Essen zu begeistern. Ich fand heraus, dass man von Büffelmozzarella schwärmen kann, hauchdünner Parmaschinken süchtig macht und es kaum etwas Besseres gibt, als ein vernünftiges Steak.
    Bis dahin war ich bei Essen, milde gesagt, skeptisch. Als Kind hätte ich jeden Tag am liebsten nur Omas Milchreis, Hefeklöße und Pfannkuchen gegessen. Omas gute Küche konnte ich bloß leider nicht mit auf Reisen nehmen und nachdem ich mich viel zu lange hauptsächlich von Spaghetti mit Ketchup ernährt hatte, wagte ich mich langsam auch an andere Gerichte. In Japan, wo ich anfangs sogar von Sojasoße überfordert war, stieß ich irgendwann auf köstliche, mit Thunfisch gefüllten Reisecken, die mit Seegras umwickelt sind und die man dort an jeder Tanke kaufen kann. Die ebneten mir den Weg für das Leibgericht der Modebranche: Sushi. In Paris entdeckte ich meine Leidenschaft für Käse. Eine Offenbarung! Ich wohnte dort eine Zeit lang bei
einem Bekannten meiner Bookerin zur Untermiete. Bei ihm im Haus gab es einen kleinen alten Käseladen, in dem er Stammkunde war, und dort erfuhr ich, dass in Asche gewendeter Ziegenkäse genauso unwiderstehlich ist wie eine ordentliche Schicht Schimmel auf einem Mont-d’Or. Selbst bei meiner Hochzeit war die Torte nicht so wichtig wie die Käseplatte um Mitternacht.
    Ein andere große Schwäche von mir: Fast Food. Für einen guten Burger kann ich mich so begeistern, dass ich in Japan jedes Mal vom Flughafen direkt zur nächsten Filiale von Mos Burger gefahren bin. Ich liebe bestellte Pizza und Fettiges vom Chinesen. Nur bei meinen brasilianischen Mitbewohnerinnen in New York konnte ich nicht mithalten. Sie lebten fast ausschließlich von einem »Salat«, der mit Fleisch und Mayonnaise angerichtet war und mit zerbröselten Chips dekoriert wurde. Na köstlich.
    Dabei gibt es fast nichts, was ich nicht probieren würde. Die frittierten Hühnerfüße, die es auf einem Markt in Thailand gab, habe ich zwar lieber meinem männlichen Kollegen überlassen. Aber wenn mir jemand ein Gericht empfiehlt, dann koste ich auch Kutteln. Beim Essen kann man die Kultur eines Landes am besten kennenlernen, deshalb hält sich mein Verständnis für Leute, die überall immer das Rinderfilet oder das Schnitzel bestellen, in Grenzen.
    Ich bilde mir schon was darauf ein, dass meine Thüringer Rouladen und Klöße bisher alle internationalen Gäste umgeworfen haben. Noch ein Lieblingsgericht, mit dem man jede hungrige Meute satt und glücklich macht: Maccaroni and Cheese. Eigentlich nichts Besonderes, aber ich habe da ein Hammerrezept mit Weißweinsoße, Bacon, Broccoli und so viel Käse, dass man davon einen Herzanfall bekommen könnte.
    Ich vertrete die Einstellung, dass ich essen kann, worauf ich Lust habe – so lange ich mich wohlfühle und einen Ausgleich schaffe (mit Ausgleich meine ich: Sport. Echten, schweißtreibenden Sport und nicht drei Mal am Tag Treppen steigen). Das gilt
gerade für Zeiten, in denen ich mich ausschließlich von Frittiertem ernähren könnte. Es gibt aber auch Phasen, in denen ich sehr zufrieden bin mit einer Schüssel Haferschleim zum Frühstück – aufgemotzt mit Ahornsirup und Bananen – und abends einem Salat. Nur verzichten will ich auf nichts. Zu einem richtigen Skiurlaub gehören für mich einfach Germknödel und Leberkässemmeln. Da will ich nicht am Mittagstisch sitzen und an einem Knäckebrot knabbern. Und wenn ich in ein Restaurant gehe, will ich alles probieren, von der Vorspeise bis zum Dessert.
    Am liebsten ist mir, wenn unsere Freunde zu uns kommen und ich sie bekochen kann. Seitdem wir in Berlin leben, versuchen wir, diese Essen ein paar Mal die Woche zu machen. Spontan Leute einladen, das ging bei mir jahrelang nicht, weil ich immer unterwegs war. Es gibt mir das Gefühl, zu Hause zu sein. Unsere Freunde haben mich ja überhaupt erst zum Kochen gebracht, als wir vor ein paar Jahren zusammen Skiurlaub mit Selbstverpflegung gemacht haben und jeder irgendetwas kochen konnte – außer mir. Ich wusste nicht mal, wie man einfache Salzkartoffeln macht. So konnte es nicht weitergehen!
    Eines der ersten Gerichte, die ich danach selbst am Herd ausprobierte, war Brathähnchen nach
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