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Mobbing

Mobbing

Titel: Mobbing
Autoren: Christian Stock
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ein Mensch mit einer geringen sozialen und kommunikativen Kompetenz die Mobbinghandlungen gleichsam herausfordert. Es scheint so, als gerieten bestimmte Menschen immer wieder in Mobbingsituationen, selbst in Teams, die als sehr tolerant gelten. Wenn diese Theorie stimmen würde, dann wären die Ursachen des Mobbings überwiegend nicht im Umfeld, sondern in der Person selbst zu suchen, weil diese sich z. B. nicht in eine Gruppe einfügen kann. Selbst wenn es solche Fälle geben sollte, dürfen sie aber natürlich nicht als Entschuldigung oder Rechtfertigung für Mobbing herhalten.
    Ursache oder Wirkung?
    Die Frage, inwiefern der Betroffene selbst zum Mobbing beiträgt, polarisiert erheblich, weil dem Opfer dadurch sozusagen eine Mitschuld gegeben wird. Kritiker dieser Sichtweise sagen, dass sich erst durch die Mobbinghandlungen eine Persönlichkeitsveränderung einstellt. Schließlich wird das Selbstwertgefühl eines Mobbingopfers ja erheblich demontiert. Das bedeutet aber, dass die betreffende Person vorher einigermaßen ausgeglichen war und erst durch den Ausgrenzungsprozess psychische und psychosomatische Symptome entwickelt hat. Dem stehen jedoch Untersuchungen entgegen, die schon im Vorfeld bestimmte Persönlichkeitseigenschaften wie eine erhöhte emotionale Instabilität und eine erhöhte Gewissenhaftigkeit bei den Mobbingopfern feststellen. Eine erhöhte emotionale Instabilität geht demnach mit mehr Ängstlichkeit und Unsicherheit einher, aber auch mit überdurchschnittlichen Gesundheitssorgen und geringerer Stressbewältigungskompetenz. Was aber kam zuerst – das Ei oder die Henne? Die Ängstlichkeit und Zurückhaltung, die zum Mobbing führte, weil sich die Person nicht entsprechend wehrte? Oder hat der Betroffene erst nach dem Mobbing Ängstlichkeit und Unsicherheit entwickelt, was natürlich begreifbar wäre?
    Wichtig
    Einige Persönlichkeitseigenschaften erhöhen die Wahrscheinlichkeit, zum Mobbingopfer zu werden. Keinesfalls dürfen solche Erkenntnisse aber dazu führen, dass die Verantwortung für Mobbinghandlungen vom Täter zum Opfer verschoben wird.
    Wer ist besonders gefährdet?
Risikofaktor Charaktereigenschaften
    Personen, die sich in sozialen Situationen unsicher verhalten, Konflikte zu spät wahrnehmen und Konflikte vermeiden, laufen eher Gefahr, zum Mobbingopfer zu werden.
    Dasselbe gilt für Menschen mit hoher Leistungsorientierung und/oder hoher Gewissenhaftigkeit, die mit geringer Flexibilität einhergeht. Oft stellen diese Menschen mit ihrem eigenen Verhalten dasjenige von Kollegen und Vorgesetzten direkt oder indirekt in Frage bzw. äußern berechtigte Kritik so, dasssie von Kollegen und Vorgesetzten nicht akzeptiert, sondern als persönlicher Angriff verstanden wird.
    Auch ein verstärktes Gerechtigkeitsbewusstsein kann zu ungewöhnlich langen Kämpfen führen. Wo sich kluge Strategen schon längst zurückgezogen hätten, beharren Gerechtigkeitsfanatiker vielleicht auf ihrer Position und verbeißen sich in einen Kampf, den sie nicht gewinnen können. Man hört dann Redewendungen wie „Es geht mir ums Prinzip“ oder „Ich will der Gegenseite nicht die Genugtuung verschaffen, gewonnen zu haben.“
    Beispiele: Erhöhte „Opfergefahr“?
    Frau G. ist sehr gewissenhaft. Sie regt sich schnell auf, wenn ihre Kolleginnen nicht genauso ordentlich und übergenau arbeiten wie sie. Frau G.s Leistungsbereitschaft ist überdurchschnittlich. Sie gerät dadurch relativ schnell in eine Außenseiterposition in ihrer Abteilung und gilt als „Streberin“. Als eine Kollegin einige Aufgaben mehrere Tage liegen lässt, kommt es zu einem heftigen Streit, bei dem schließlich der Abteilungsleiter einschreiten muss.
    Frau K. wird seit einiger Zeit von einer Kollegin angegriffen. Der Streitpunkt sind Urlaubstage, über die man sich nicht einigen kann. Aus Prinzip und Gerechtigkeitsüberlegungen beharrt Frau K. auf ihrem Standpunkt. Auch nachdem eine Lösung angeboten wird, weicht sie nicht von ihrer ursprünglichen Überzeugung ab. Der Konflikt eskaliert.
    Herr M. ist sehr leistungsstark und selbstbewusst. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und legt sich auch mit Vorgesetzten an. Dabei ist er zum Teil rechthaberisch und dickköpfig. Oft widerspricht er seinem Abteilungsleiter. Einerseits scheint er Führungsstärke zu beweisen, andererseits fehlt es ihm an Kritikfähigkeit. So macht Herr M. sich langsam unbeliebt.
    Natürlich ist es nicht auszuschließen, dass jemand, der am Arbeitsplatz häufiger in Konflikte
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