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Mobbing

Mobbing

Titel: Mobbing
Autoren: Christian Stock
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noch ein Ausweg. Die Eskalation ist vorprogrammiert.
    Beispiel
    Herr W. war früher Projektleiter. Nun bekommt er auf einmal immer weniger Aufgaben zugewiesen, die seiner Qualifikation entsprechen. In einem Gespräch wird ihm vorgeschlagen, von seiner Leitungsfunktion zurückzutreten. Er erwecke den Eindruck, nicht mehr so belastbar zu sein. Nachdem Herr W. protestiert, werden ihm mehrere zusätzliche Aufgabenbereiche zugewiesen, in denen er sich aber nur wenig auskennt. Nach kurzer Zeit ist er tatsächlich überfordert. Dies wird ihm dann wiederum vorgeworfen. Schließlich bietet man ihm einen Auflösungsvertrag mit einer Abfindung an, da er die geforderten Leistungen nicht mehr erbringen könne. Herr W. lässt sich daraufhin krankschreiben.
    Im Fall von Herrn W. kommt nun eine neue Dimension hinzu. Die persönlichen Beziehungen zu seinen Kollegen sind ihm vielleicht nicht so wichtig, dafür bedeutet ihm seine Arbeit umso mehr. Herr W. arbeitet gerne und definiert sich über seine Tätigkeit. Wenn man ihm also seine Arbeit wegnimmt oder sie qualitativ und/oder quantitativ verändert, greift man ihn auf einer ganz existentiellen Ebene an.
    Viele vom Mobbing Betroffene verbleiben nur aus Sicherheitserwägungen in ihrer oft unerträglichen Situation. Wenn die wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel steht, nimmt der Betroffene vieles in Kauf. Insofern wirken sich die Mobbinghandlungen auf die gesamte Lebenssituation aus.
    Mobbing im Freizeitbereich ist hingegen deutlich weniger belastend. Bei der politischen Arbeit oder im Verein kann man besser ausweichen und Differenzen wirken sich kaum auf die Arbeit aus. Hingegen wirkt Mobbing am Arbeitsplatzdurch die Dominanz des Arbeitslebens oft in das Familienleben hinein, das spürbar beeinträchtigt wird.
    Übersicht: Angriffe auf die Berufs und Lebenssituation
Die Vorgesetzten weisen dem Betroffenen keine Arbeitsaufgaben mehr zu.
Im Extremfall wird ihm jegliche Beschäftigung am Arbeitsplatz genommen.
Die zugewiesenen Arbeiten sind sinnlos, unter Niveau oder erniedrigend und kränkend.
Die zugewiesenen Aufgaben überfordern und liegen über Niveau, sodass sie nicht bewältigt werden können.
Die zugewiesene Arbeit ist ständig neu und/oder zu viel.
    Angriffe auf die Gesundheit
    Letztendlich stellt jede Mobbinghandlung natürlich einen Angriff auf die Gesundheit dar. Mobbing ist ein erheblicher Stressor, der sich negativ auf das körperliche und insbesondere das seelische Befinden auswirkt. Wenn jemand über einen langen Zeitraum hinweg sozial isoliert und daran gehindert wird, seinen Beruf auszuüben, wenn jemand unter ständiger Angst vor erneuten Mobbinghandlungen lebt, dann leidet zwangsläufig auch die Gesundheit. Aber es gibt auch spezifische Mobbinghandlungen, die gezielte Angriffe auf die Gesundheit darstellen.
    Beispiel
    Herr K. arbeitet im Straßenbau. Dort geht es schon mal etwas rauer zu. In einer Baugrube steht Flüssigkeit. Kollegen schalten die Pumpe aus und lassen Herrn K. mit nassen Füßen weiterarbeiten. Hinterher behaupten sie, man habe nichts bemerkt. Die Rückenprobleme von Herrn K. sind schon lange bekannt. Trotz seines Bandscheibenvorfalls wird er häufig zu rückenbelastenden Tätigkeiten eingeteilt. Seine Proteste werden ignoriert. Einmal wird ein schweres Werkzeug in seine Richtung fallen gelassen. Wenn es ihn getroffen hätte, wäre eine erhebliche Verletzung eingetreten, die mutwillig in Kauf genommen wird. Dies sei ein Versehen gewesen und nicht mit Absicht geschehen, sagen die Kollegen hinterher dem Vorgesetzten. Der ist hilflos und mit der Situation überfordert. Die Kollegen sollen das unter sich ausmachen. Sie seien schließlich erwachsen.
    Während in den Bereichen Kommunikation und soziale Beziehungen durchaus indirekt gemobbt werden kann, etwa durch das Verbreiten von Gerüchten, sind die Angriffe in diesem Bereich direkter. Im Beispiel werden zusätzlich gesundheitliche Schwachstellen ausgenutzt, um den Betroffenen zu benachteiligen: Er wird bewusst zu einer Tätigkeit gezwungen, die ihm schadet. Aus Angst um seinen Arbeitsplatz und um keine Schwäche zu zeigen, lässt sich Herr K. das zunächst gefallen. Auch wird versucht, ihn mit einem Werkzeug zu verletzen, was bereits eine Straftat wäre. Im Nachhinein lassen sich derartige Angriffe aber nur schwer nachweisen.
    Übersicht: Angriffe auf die Gesundheit
Zwang zu gesundheitsschädlichem Arbeiten
Androhung körperlicher Gewalt
Anwendung „leichter“ Gewalt (Denkzettel)
Reale körperliche
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