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Mobbing

Mobbing

Titel: Mobbing
Autoren: Christian Stock
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Gefahr, gemobbt zu werden, vor allem von den eigenen Geschlechtsgenossen aus.
    Die hierarchische Stellung der Mobber
    Sind es vor allem Kollegen oder Vorgesetzte, die mobben? Im Mobbing-Report waren die Angreifer:
zu 38% nur der Vorgesetzte („Bossing“)
zu 13% Vorgesetzte und Kollegen
zu 22% nur ein Kollege
zu 20% eine Gruppe von Kollegen
zu 2% nur Untergebene
    In der Hälfte (anderen Studien zufolge sogar in bis zu 70%) der Fälle sind Vorgesetzte am Mobbing beteiligt. Unter diesen ist der Anteil direkter Vorgesetzter doppelt so hoch wie der Anteil indirekter Vorgesetzter. Allerdings sind in mehr als der Hälfte der Fälle Kollegen am Mobbing beteiligt. Mobbing „von unten“ hat mit durchschnittlich 2% aller Fälle Seltenheitswert, eine Ausnahme bilden hier nur die Beamten (11%).
    Wichtig
    Je niedriger die hierarchische Position, desto wahrscheinlicher ist Mobbing durch Kollegen. Je höher die hierarchische Position, desto wahrscheinlicher ist Mobbing durch Vorgesetzte.
    Angriffe im kommunikativen Bereich
    Menschen brauchen Kommunikation, um sich mit anderen auszutauschen und als Grundlage ihrer Zusammenarbeit. Kommunikation geschieht nicht nur verbal, sondern auch nonverbal: durch Gestik, Mimik, Blicke und Andeutungen.
    Beispiel
    Herr M. wird seit einiger Zeit in den Teamsitzungen öfter unterbrochen. Sein Kollege K. schneidet ihm einfach das Wort ab. Herr M. wurde zudem aus einigen E-Mail-Verteilern herausgenommen. Ihm fehlen dadurch wichtige Informationen, ohne die er nicht mehr auf dem neuesten Stand ist. Umgekehrt gelangen wichtige Informationen von seiner Seite nicht mehr ins Team. Selbst die Arbeitsabläufe werden dadurch behindert. Zur Verwunderung von Herrn M. wird dies offensichtlich in Kauf genommen.
    Seine Versuche, das Problem anzusprechen, werden ignoriert – alles sei „in Ordnung“. Auch nonverbal bekommt Herr M. die Ablehnung durch abwertende Blicke, Gesten und Andeutungen zu spüren. Viele Kollegen, mit denen Herr M. früher gut auskam, hüllen sich neuerdings in Schweigen.
    Herr M. erlebt im Verlauf Kontaktverweigerung und doppeldeutige Kommunikation: Auf der verbalen Ebene versucht man ihn zu beschwichtigen, aber nonverbal „spürt“ er, dass etwas nicht stimmt. Dieses widersprüchliche Verhalten verunsichert Herrn M. War es ein Versehen, dass er bestimmte E-Mails nicht erhielt, oder Absicht? Wäre es nicht sogar besser, wenn er direkt angegriffen würde, z. B. durch offene Kritik oder gar Drohungen? Dann wüsste er wenigstens, woran er ist. Konfliktorientierte und ehrliche Gespräche darf Herr M. aber nicht führen. Er hat nicht mehr die Kontrolle darüber, was gesagt wird und von wem. Das nagt an seinem Selbstwertgefühl. Ganz gleich wie Herr M. reagiert, es scheint falsch zu sein. Er kann nicht gewinnen.
    Übersicht: Angriffe auf kommunikative Möglichkeiten
Der Vorgesetzte oder Kollegen
unterbrechen den Betroffenen ständig oder lassen ihn nicht zu Wort kommen.
bedrohen ihn mündlich oder schriftlich.
kritisieren ständig seine Arbeitsleistung.
schreien ihn an und beschimpfen ihn.
verweigern indirekt oder direkt den Kontakt mit ihm.
    Angriffe auf die zwischenmenschlichen Beziehungen
    Menschen sind soziale Wesen. Je mehr Unterstützung wir erhalten, desto mehr Stress können wir bewältigen. Wenn wir uns mit Arbeitskollegen und Vorgesetzten gut verstehen, können wir eine Menge aushalten. Mobbingangriffe zielen daher darauf ab, das soziale Netz eines Mitarbeiters zu zerstören. Wer keinen Rückhalt mehr im Kollegium findet, ist verunsichert und isoliert. Isolation hält niemand lange aus.
    Beispiel
    Frau S. hatte sich bisher immer gut mit ihren Kolleginnen verstanden. Neuerdings setzten sich aber zwei der alten Kolleginnen in der Mittagspause an einen anderen Tisch, und zum Frühstück ging man schon lange nicht mehr gemeinsam. Irgendwie hatte Frau S. das Gefühl, dass man sie „schnitt“ und wie Luft behandelte. Dann wurde Frau S. noch in ein anderesBüro versetzt. Ihr Vorgesetzter meinte es scheinbar gut und gab an, er wolle „den Konflikt begrenzen“. Durch die Isolation wurde aber alles noch schlimmer. Frau S. verstand auch nicht genau, welchen Konflikt ihr Vorgesetzter eigentlich meinte.
    Frau S. wird von ihren Mitarbeitern isoliert. Sie verliert dadurch den Rückhalt und die soziale Unterstützung ihres Teams. Sie gehört nun nicht mehr dazu und ist ausgegrenzt. Der Übergang zu den im vorigen Abschnitt beschriebenen Einschränkungen ist fließend und zeigt Überlappungen.
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