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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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»Also, dann gehe ich jetzt besser.«
    »Unbefugtes Eindringen ist gesetzwidrig. Vielleicht sollte ich dich besser der Polizei überstellen.«
    Empört schob Kit ihr Kinn vor. »Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Ich hab nichts verbrochen.«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Woher kommst du, Kleiner?«
    »Aus Michigan.«
    Wieso er darauf in schallendes Gelächter ausbrach, begriff Kit erst nach kurzem Überlegen. »Also gut, ertappt. Ich komme aus Alabama, aber wegen des Krieges wollte ich damit nicht unbedingt herausrücken.«
    »Dann hältst du künftig besser den Mund.« Er schmunzelte. »Bist du nicht ein bisschen jung für eine Waffe?«
    »Wieso? Ich kann damit umgehen.«
    »Ich hab auch nichts anderes behauptet.« Er fixierte sie intensiv. »Wieso bist du von zu Hause weg?«
    »Bei uns gibt’s keine Arbeit.«
    »Was ist mit deinen Eltern?«
    Kit wiederholte die Geschichte, die sie auch dem Straßenverkäufer erzählt hatte. Als sie fertig war, schwieg er nachdenklich. Sie musste sich zwingen, ruhig zu bleiben.
    »Mein Stallbursche hat letzte Woche aufgehört. Hast du Lust, für mich zu arbeiten?«
    »Für Sie?«, murmelte sie matt.
    »Ganz recht. Du befolgst die Anweisungen meines Aufsehers Magnus Owen. Ach, übrigens, er hat nicht deine lilienweiße Haut. Sollte das deinen Südstaatenstolz kränken, sagst du es besser gleich, dann hat sich die Sache nämlich erledigt.« Als sie nichts erwiderte, fuhr er fort: »Du kannst über den Stallungen schlafen und in der Küche essen. Dein Lohn beträgt drei Dollar die Woche.«
    Sie trat mit ihrer abgewetzten Stiefelspitze nach einem Steinchen. Überlegte krampfhaft. Eins stand jedenfalls fest: Dieser Baron Cain ließ sich nicht so ohne weiteres umpusten. Erschwerend kam hinzu, dass er seine Mörderin jetzt kannte. Wenn sie für ihn arbeitete, war sie dicht in seiner Nähe, andererseits machte es ihre Mission umso gefährlicher.
    Seit wann schreckten Gefahren sie ab?
    Sie stopfte die Daumen in den Hosenbund. »Legen Sie noch zwei Dollar drauf, Yankee, und Sie haben einen neuen Stallburschen.«
     
    Ihr Verschlag über dem Stall roch angenehm nach Pferden, Leder und Heu. Er war gemütlich möbliert mit einem weichen Bett, einem Schaukelstuhl aus Eichenholz und einem zerschlissenen Teppich. Die Waschschüssel auf dem Eisengestell würdigte Kit keines Blickes. Gottlob gab es auch ein Fenster, das die Rückseite des Hauses überblickte.
Ungemein praktisch für ihre weiteren Beobachtungen.
    Sie wartete, bis Cain im Haus verschwunden war, dann zog sie rasch die Stiefel aus und schlüpfte ins Bett. Trotz der kleinen Siesta im Stall war sie rechtschaffen müde. Dennoch konnte sie nicht sofort einschlafen. Stattdessen sinnierte sie, wie ihr weiteres Leben wohl ausgesehen hätte, wenn ihr Daddy damals, als sie acht Jahre alt war, nicht nach Charleston gefahren wäre. Ihr Vater war nicht davon abzubringen gewesen, wieder zu heiraten.
    Für Garrett Weston war es Liebe auf den ersten Blick, als er Rosemary kennen lernte, obschon sie älter war als er und schon einiges von ihrer blonden Schönheit eingebüßt hatte. Sie machte auch kein Hehl daraus, dass sie Kinder nicht ausstehen konnte. Als er Rosemary nach der Trauung auf die Plantage Risen Glory brachte, hatte sie die kleine Kit kurzerhand in einen Verschlag neben den Sklavenquartieren verbannt. Wo sie dann auch blieb.
    Mit schallenden Ohrfeigen und schmerzhaften Knuffen hatte Rosemary die Kleine aus dem Haus gescheucht, bis sie sich nur noch heimlich in die Küche stahl. Selbst der sporadische Unterricht, den sie von einem Lehrer aus der Nachbarschaft erhielt, fand in dem Verschlag statt.
    Garrett Weston war nicht unbedingt das, was man einen liebevollen Vater nennt. Er schien gar nicht zu merken, dass sein einziges Kind schlechter behandelt wurde als die Kinder der Sklaven. Er hatte nur Augen für seine begehrenswert sinnliche Frau.
    Die Nachbarn empörten sich. Dieses Kind verwahrlost! Schlimm genug, dass dieser infame Garrett Weston sich so wenig um die Kleine kümmert, aber er kann dieses Mädchen doch nicht wie einen zerlumpten Jungen herumlaufen lassen.
    Rosemary Weston interessierten weder die Nachbarn
noch die guten Ratschläge, dass Kit eine Gouvernante bräuchte oder wenigstens angemessene Kleidung. Schließlich nahmen sich einige Dorfbewohnerinnen persönlich Kits an, indem sie das Mädchen mit den abgelegten Kleidern ihrer Töchter ausstaffierten und ihr damenhaft schickliches Benehmen einimpften.
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