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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde
Autoren: Linda Howard
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Jahren zu verlassen, um zu ihrer Schwester nach Ohio zu ziehen. Wie man hörte, waren die beiden nie geschieden worden, was für Knox ein guter Trick zum Geldsparen war. Jesse würde hundertprozentig keine Frau mehr finden, die ihn heiratete, und Mrs Bingham war nach den Jahren an seiner Seite so kuriert von der Ehe, dass auch sie nicht daran interessiert war, sich noch einmal einen Ring anstecken zu lassen.
    Knox parkte seinen Wagen neben Jesses Pick-up und stieg aus. Die Haustür ging auf, sobald er die Stufen zur Veranda betrat. »Sie haben sich ganz schön Zeit gelassen«, begrüßte ihn Jesse übellaunig durch die Fliegentür hindurch. »Ich hab Sachen zu erledigen und keine Zeit, auf dem Hintern zu sitzen, bis Sie es für richtig halten, hier aufzutauchen.«
    »Ihnen auch einen guten Morgen«, erwiderte Knox spröde. Er war jedes Mal überrascht, wenn er Jesse begegnete. Falls es je einen Menschen gegeben hatte, dessen Äußeres nicht zu seinem Wesen passte, dann Jesse Bingham. Er war klein, leicht untersetzt, hatte ein rundes Engelsgesicht und strahlend blaue Augen; aber wenn er den Mund öffnete, war nichts von wegen frohe Botschaft. Er wirkte wie ein tollwütiger Weihnachtsmann.
    »Sind Sie hergekommen, um Ihre Arbeit zu tun oder um dumme Bemerkungen zu machen?«, fuhr Jesse ihn an.
    Knox unterdrückte seine rapide aufflammende Ungeduld. »Warum zeigen Sie mir nicht den Traktor und die Hühner?«
    Jesse stapfte zur Scheune, und Knox folgte ihm. Der Traktor parkte im Schutz eines Vordaches neben der Scheune, und schon von weitem konnte Knox erkennen, dass die Felgen flach auf dem Boden ruhten. »Da«, sagte Jesse und zeigte darauf, »die kleinen Stinker haben alle sechs Reifen kaputt gemacht.«
    »Sie glauben, dass es Jugendliche waren?« Allmählich begann sich Knox zu fragen, ob gestern eine Jugendgang die Stadt unsicher gemacht hatte.
    »Woher soll ich das, verflucht noch mal, wissen? Das müssen Sie schon selbst rausfinden. Wer weiß, vielleicht war es auch Matt Reston von der Traktorwerkstatt, damit er mir einen Satz neue Reifen verkaufen kann.«
    »Sie sprachen von ›kleinen Stinkern‹.«
    »Das ist nur eine Redewendung. Kennen Sie so was nicht?«
    »Doch, doch«, erwiderte Knox locker. »Genau wie ›Arschloch‹. Nur eine Redewendung.«
    Jesse sah ihn misstrauisch an. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass die Menschen entweder vor seiner schroffen Art zurückscheuten oder sich mit ihm anlegten. Knox Davis behielt stets die Ruhe, aber irgendwie ließ er immer durchblicken, dass er sich nicht alles bieten lassen würde.
    Knox untersuchte sorgfältig den Boden; leider schienen alle Fußabdrücke von Jesse zu stammen, was er daran erkannte, dass sie für einen Mann eher klein waren. »Sie sind hier rumgelaufen?«
    »Wie soll ich mir sonst alle sechs Reifen ansehen?«
    »Falls es irgendwelche Fußabdrücke gab, haben Sie die ruiniert.«
    »Als könnten Sie an einem Fußabdruck ablesen, von wem er stammt. Ich glaube nicht an diesen Quatsch. Millionen von Menschen tragen gleich große Schuhe.«
    Knox wusste genau, wo er gern den Abdruck eines Turnschuhs Größe 45 hinterlassen hätte. Er prüfte die Reifen und suchte auf den Metallfelgen nach Fingerabdrücken, aber so weit er feststellen konnte, war jeder Reifen genau einmal aufgeschlitzt worden: einmal eingestochen, dann die Klinge nach unten gezogen. Ob der Traktor abgesehen davon überhaupt berührt worden war, ließ sich nicht mehr eruieren. Trotzdem konnte er vielleicht auf dem Traktor einen Fingerabdruck finden, der nicht von Jesse stammte – falls Jesse den Traktor nicht am Morgen abgewischt hatte, womit er alle anderen Spuren vernichtet hätte. Knox traute dem alten Stinker einfach alles zu, allerdings nicht, dass er seine Reifen selbst aufschlitzte, denn das bedeutete, dass er sie für teures Geld ersetzen musste. Es sei denn … »Sind Sie gegen so was versichert, Jesse?«
    »Klar doch. Nur ein verdammter Narr hat heutzutage keine Versicherung, wo überall Leute rumlaufen, die so tun, als wären sie auf deinem Grundstück hingefallen, nur damit sie dich verklagen können.«
    »Wie hoch ist Ihr Selbstbehalt?«
    »Was geht Sie das an?«
    »Ich frage nur.«
    Jesses Gesicht begann rot anzulaufen. »Glauben Sie etwa, dass ich das war? Glauben Sie etwa, ich würde meine eigenen Reifen aufschlitzen?«
    »Wenn Sie von der Versicherung einen Satz neue Reifen erstattet bekämen und Sie einen niedrigen Selbsthalt haben, könnten Sie auf diese Weise Geld
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