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Mitternachtsflut

Mitternachtsflut

Titel: Mitternachtsflut
Autoren: Gabriele Ketterl
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vorsichtig und zärtlich seine schönen Lippen nach. Miguelangel beugte sich mit diesem leisen, sinnlichen Lächeln zu ihr hinunter und dann spürte sie die Kraft eines Kusses, wie sie es noch nie erlebt hatte und sie hatte – zugegebenermaßen – schon einiges erlebt. Sie vergaß alles um sich, hörte nur noch das leise Knistern des Feuers und von draußen das Rollen der großen, schweren Wogen die an die Klippen brandeten. Und sie spürte diesen wunderbaren Mann.
    Sein Mund wurde fordernder und seine Hände erkundeten auf eine Art und Weise ihren Körper, die sie glauben ließ, dass Feuer durch ihre Adern strömen würde.
    Langsam schälte er sie aus dem warmen Tuch, doch die Wärme seines Körpers fühlte sich noch tausend Mal besser an. Marie zog ihn lächelnd noch näher zu sich heran. Seine langen, schlanken Finger strichen über ihren Hals, folgten dem kleinen Bogen über ihr Schlüsselbein hinab zu ihren Brüsten, die seine zärtlichen, liebkosenden Finger sehnsuchtsvoll zu erwarten schienen.
    Marie zog ihn regelrecht auf sich und stöhnte lustvoll auf, als sie seinen kraftvollen, heißen Körper spürte. Ihre Hände streichelten seine muskulösen Arme, gruben sich in seine langen Haare und zogen wie von selbst, sein Gesicht nahe an das ihre. Ganz kurz nur hob Miguelangel den Kopf und sah Marie aus seinen irisierenden, blauen Augen eindringlich an.
    „Willst du es wirklich, willst du es so sehr wie ich es will? Noch könnte ich aufhören, doch nicht mehr lange. Du löst in mir Gefühle aus, die ich seit unendlichen Zeiten nicht mehr kannte, die mir so fremd geworden waren.“
    Marie musste nicht überlegen. Statt einer Antwort legte sie ihre Arme um seinen Oberkörper, zog ihn noch fester an sich. Ihre Hände erkundeten seine schmalen Hüften und den muskulösen Po. Sie schlang ihre Beine um ihn und hob langsam aber stetig ihr Becken dem seinen entgegen. Aus seinem Mund kam ein kurzes, tiefes Lachen und Marie hörte die Worte: „Ich habe mein Herz zurück!“ Alles was dann kam verschwand in einem Rausch von Gefühlen, die Marie bis heute Nacht vollkommen fremd gewesen waren, so fremd wie dieser schöne, geheimnisvolle Mann.

Kapitel 6
    Marie erwachte dadurch, dass die Sonne sie an der Nase kitzelte und davon, dass sich in regelmäßigen Abständen ein hauchfeiner Sprühregen aus Gischt über ihr Gesicht zog. Verwirrt öffnete sie die Augen. Erst nach einer kleinen Weile hatte sie sich soweit orientiert, dass sie erkannte, dass sie auf einem flachen Felsvorsprung, etwa 4 Meter vom Ufer entfernt, lag. Ihr Badetuch war zusammengerollt unter ihrem Kopf und ihre Tasche stand – ordentlich eingepackt – neben ihr. Doch das Verwirrendste war die schöne, weiche Decke in die sie bis zum Kinn eingehüllt war. Sie leuchtete in der Morgensonne fast wie flüssiges Gold. Verstört und mit leicht schmerzenden Gliedmaßen ob der Härte der Steine, rappelte Marie sich hoch und blickte sich ratlos um.
    Ein paar Meter entfernt, wusch sich John, der Aussteiger aus Liverpool, am Ufer mit dem kalten Meerwasser. Ansonsten gab es hier unten nur noch sie selbst. Weit und breit kein Mensch, keine Spur von ihm, von Miguelangel. Was hatte das denn zu bedeuten? Warum hatte er sie hier unten „abgelegt“ wie man ein nasses Handtuch zum Trocknen weglegt? Nach dem was sie letzte Nacht gemeinsam erlebt hatten, hatte sie sicher geglaubt in seinen Armen zu erwachen. Als sie aufstand, erkannte sie, dass sie auch ihr Strandkleid und ihren Bikini trug. Hatte er sich tatsächlich die Mühe gemacht, sie wieder anzuziehen? Es wurde immer mysteriöser. Nachdenklich faltete sie die Decke zusammen. Wäre sie nicht gewesen, so hätte sie geglaubt, alles nur geträumt zu haben. Vorsichtig steckte sie die Decke in die Tasche und stakste mit noch steifen Beinen hinunter zu John, der ihr schon von weitem zuwinkte. Seine langen, zerzausten blonden Locken, die deutlich etwas mehr Pflege vertragen könnten, hingen ihm in das zu früh gealterte Gesicht. „Guten Morgen John, schon so früh auf heute? Das kenne ich ja bei dir gar nicht.“
    „Was heißt hier früh? Ich war noch gar nicht im Bett. Andy hat seine Weinausbeute aus Garachico mitgebracht, du weißt doch, er hat dort in der Bodega gejobbt. Der edle Tropfen musste weg, der wird ja sonst schlecht.“ John sah ihr jetzt ins Gesicht und fuhr sich mit allen zehn Fingern durch seine verwuschelten Haare. „Mensch Mädel, ich seh dich jetzt noch doppelt, ist in deinem Fall aber gar nicht
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